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Ohnmachtspiele

Ohnmachtspiele

Titel: Ohnmachtspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Haderer
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zwei Kilometer entfernt gefunden worden war.
    „Was macht ein Junkie im Wald?“, sagte er zur Seitenscheibe.
    „Wird das ein Witz?“
    „Nein. Als ich heute bei Föhring war, haben wir über den Toten vom Exelberg gesprochen.“
    „Und?“
    „Sie gehen doch regelmäßig im Wienerwald laufen, oder? Ist Ihnen da schon einmal jemand untergekommen, der wie ein Junkie oder ein Obdachloser ausgesehen hat? Das ist nicht ihre Gegend.“
    „Kann ein Deal gewesen sein … entweder er stirbt, weil der Stoff zu rein oder mit irgendeinem Dreck gestreckt ist, oder es hat einen Streit gegeben …“
    „Wäre möglich. Aber mitten im Wald? Außerdem gibt es keine Schädelverletzungen, keine Einschüsse, das Zungenbein ist noch heil … wir wissen nicht mal, woran er genau gestorben ist.“
    Bergmann bog nach links in eine Schotterstraße ab und blieb zwanzig Meter weiter vor einem Schranken stehen. Er stieg aus, sperrte das Schloss am Schranken auf und drückte ihn nach oben. Ein Rabe flatterte auf und beschimpfte sie mit einem rauen Krächzen. Schäfer stieg ebenfalls aus, ging unter dem Schlagbaum durch und wartete, bis Bergmann vorgefahren war. Dann ließ er den Schranken wieder ins Schloss fallen und stieg ein. Nach hundert Metern hatten sie den Parkplatz vor dem niederen, lang gezogenen Hangar erreicht, der in der Senke zwischen den Hügeln lag wie ein Hexenhaus, das wegen seiner Hässlichkeit aus der Märchenwelt des friedfertig schlafenden Waldes ausgeschlossen worden war: Wellblech, Beton, über der Metalltür eine Leuchte aus dem Baumarkt. Im Aufenthaltsraum saßen vier Männer, zwei vom Sondereinsatzkommando und zwei Beamte, die beim Rauschgiftdezernat arbeiteten – Erstere bei Cola und Mineral, die beiden Letzteren bei einem Bier, comme il faut. Bergmann und Schäfer begrüßten sie, wechselten ein paar Sätze über die Arbeit, hängten ihre Jacken an die Garderobe und gingen zum Schießstand. Schäfer bot seinem Assistenten an, auf jede Scheibe einen kleinen Betrag zu setzen, was Bergmann wie jedes Mal widerwillig akzeptierte. Es war Schäfer nie klar geworden, warum Bergmann schlechter schoss, sobald es um eine noch so kleine Summe ging. Weil ihn der mögliche Verlust nervös machte, oder weil es ihm widerstrebte, Geld von seinem Vorgesetzten zu nehmen? Egal, ab und zu genoss es Schäfer zuzusehen, wie der eigentlich bessere Schütze Kugel um Kugel in die äußeren Ringe setzte.
    Nachdem sie jeweils zwanzig Magazine verschossen hatten, gingen sie zurück in den Aufenthaltsraum. Bergmann nahm seine Jacke, holte seine Geldtasche heraus und zahlte Schäfer zwanzig Euro aus, was von den anwesenden Kollegen hämisch kommentiert wurde. Während Schäfer eine Flasche Limonade aus einer Getränkekiste nahm und sich an einen der Tische setzte, ging Bergmann zum Auto und holte einen alten Anorak aus dem Kofferraum. Er wollte noch an den Freiluftstand, um mit dem Sturmgewehr zu schießen.
    „Euch geht nicht zufällig einer eurer Klienten ab?“, wandte sich Schäfer an die beiden Rauschgiftfahnder am Nebentisch.
    „Wie meinst du das?“, fragte der Ältere und setzte seine Bierflasche an.
    „Ich habe einen Toten … ist vor einem Monat im Wald gefunden worden, dürfte aber schon seit Anfang Juli dort gelegen sein. Keine Papiere, keine passende Vermisstenmeldung, aber laut Gerichtsmedizin ein recht fleißiger Konsument.“
    „Mein Mitleid hält sich in Grenzen“, brachte sich der Jüngere ein.
    „Das wundert mich gar nicht“, brauste Schäfer auf, „bei so einem beschränkten Hirnvolumen musst du ja schon froh sein, dass du selber atmen kannst.“
    „He, he“, beschwichtigte der Ältere, „er meint es nicht so. War eben ein langer Tag. Warum fragst du nicht den Hermes – der weiß da am ehesten Bescheid.“
    „Wer ist der Hermes?“
    „Na der Hauser …“
    „Der Hauser … der ist mir ewig nicht mehr untergekommen.“
    „Hab ihn heute auf der Lände gesehen, schiebt immer noch seinen Wagen rum.“
    „Guter Tipp, danke“, meinte Schäfer, holte zwei Bierflaschen aus der Kiste hinter der Bar und stellte sie auf den Tisch, „die gehen auf mich, nichts für ungut wegen vorhin.“
    „Kein Problem“, sagte der Jüngere, „am Schießstand darf es schon mal krachen.“
    Im selben Moment kam Bergmann zurück, legte seinen Anorak und die Schutzbrille ab und setzte sich an den Tisch.
    „Was dagegen, wenn ich noch was trinke?“, wandte er sich an Schäfer.
    „Natürlich nicht … wenn Sie mich danach noch

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