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Ohrwuermer und Quallenpest

Ohrwuermer und Quallenpest

Titel: Ohrwuermer und Quallenpest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Tonollo
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unrecht! Siehst du es endlich ein?«
    »Jetzt beruhig dich mal wieder«, ermahnte Polly ihren Bruder.
    »Es ist doch völlig egal, wer recht hat und wer nicht.«
    »Wirklich hochinteressant!«, meinte Patrizius Rottentodd. Er erhob sich aus seinem Sessel und ging langsam hinter dem Goldfisch her, der jetzt auf Pit zuschwebte.
    Dieser formte mit seinen Händen einen kleine Kokon, um den hergezauberten Gast zu fangen.
    »Tu ihm bloß nicht weh!«, bat Polly mitfühlend.
    Als der Fisch direkt vor Pit war, griff er zu – doch der flutschte ihm sofort wieder aus den Händen.
    Daraufhin versuchten die Zwillinge, das Tier zu erwischen – doch immer wenn sie dachten, sie hätten ihn, war er ihnen schon wieder entwischt.
    »Unglaublich!«, staunte Patrizius Rottentodd. »Wie kann so ein Fisch ohne Wasser existieren? Und vor allem: Wieso kann er ohne Wasser
schwimmen

    In diesem Augenblick schepperte es hinter ihnen, als würde plötzlich ein Gewitter über sie hereinbrechen. Doch der Lärm hatte mit Zauberei nichts zu tun. Karla hatte sämtliche Teller, mit denen sie gerade den Tisch decken wollte, vor Schreck fallen gelassen.
    »Ein Fisch fliegender!«, rief sie entsetzt. »Ist Karla jetzt geschnappt über! Kein Wunder, bei Familie solcher!«
    »Was ist denn hier los?« Prospera Rottentodd kam in ihrem schwarz-rosa gestreiften Morgenmantel und Lockenwicklern im Haar ins Wohnzimmer geeilt.
    Über ihr Gesicht krochen drei eitergelbe Nacktschnecken, die schleimige Spuren auf ihren Wangen hinterließen – vor allem bei weiblichen Mitgliedern der Rottentodds seit Jahrhunderten eine sehr beliebte Methode, um kleine Gesichtsfalten zu glätten.
    »Oh, wie schön!«, rief Prospera Rottentodd hocherfreut, als sie den Goldfisch an sich vorbeischweben sah. »Patrizius, du hattest ausnahmsweise einmal recht.«
    Im nächsten Moment machte es »Plopp!« und der Fisch war verschwunden.
    Alle starrten mit weit aufgerissenen Augen auf die leere Stelle in der Luft, nur Karla betrachtete voller Entsetzen den Scherbenhaufen zu ihren Füßen.
    »Es könnte sich bei diesem Phänomen um eine Wahrnehmungstäuschung handeln«, belehrte Patrizius Rottentodd seine Familie.
    Er drehte sich um, verschränkte die Hände auf dem Rücken und schlenderte langsam zum Fenster. »Gesehen wird nicht mit den Augen allein, sondern auch mit dem Gehirn. Wahrnehmung ist also ein Entscheidungsprozess, bei dem aus einer Vielzahl von Reizen unbewusst …« An dieser Stelle drehte er sich um und stellte fest, dass außer Karla niemand mehr im Zimmer war.
    »Das ist interessant sehr«, sagte Karla, »wäre schön, wenn Scherben auf Boden auch wären Täuschung von Wahrnehmung!«
    Polly, Pit und die Zwillinge waren zurück in den Keller geflüchtet.
    »Wenn unser alter Herr mal anfängt, Vorträge zu halten, dann hört er so schnell nicht wieder auf«, erklärte Polly Pit die plötzliche Flucht.
    Pampe schnappte sich Magia Eins. »Okay! Auf ein Neues!«
    »Kommt überhaupt nicht infrage!«, widersprach Polly energisch. »Wer weiß, was wir beim nächsten Mal zusammenzaubern!«
    »Na und?«, meinte Palme. »Der Fisch war doch ganz witzig.«
    »Ich stimme Polly zu«, sagte Pit. »Das nächste Mal ist es vielleicht kein Fisch, sondern ein Krokodil.«
    »Okay!« Polly ging zu der Truhe und nahm Magia Drei an sich. »Das mit dem Goldfisch war harmlos. Aber das bedeutet nicht, dass es so bleibt. Wir haben keine Ahnung, welche Geister wir heraufbeschwören können. Am Ende stürzt das Haus ein oder wir verwandeln uns in Moorhühner.«
    »Und wenn wir dann Moorhühner wären«, ergänzte Pit, »wüssten wir nicht mal, ob wir es für den Rest unseres Lebens bleiben müssten.«
    »Vielleicht ist ein Leben als Moorhuhn ja ganz schön«, überlegte Pampe und grinste.
    »Was machen Moorhühner eigentlich den ganzen Tag?«, fragte Palme – und schob schnell ein besänftigendes »Okay! Okay!« nach. »Ich sehe es ja ein. Zu gefährlich! Aber trotzdem sollten wir nicht aufgeben.«
    Polly verdrehte die Augen. »Willst du vielleicht die Originalausgabe von Magia Drei aus dem Nationalmuseum klauen?«
    »Das nicht gerade«, meinte Palme und setzte sich auf die Truhe. »Aber wir könnten den dritten Band eingehend studieren und versuchen, die Verse ihrem Inhalt entsprechend zu ordnen.«
    Polly stöhnte. »Etwa wie Mauerblümchen zu Mauer?«
    »Na ja, vielleicht gibt’s ja auch deutlichere Hinweise. Wir müssten uns halt mal richtig Zeit nehmen und nicht so einen Schnellschuss abfeuern

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