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Oksa Pollock. Die Entschwundenen

Oksa Pollock. Die Entschwundenen

Titel: Oksa Pollock. Die Entschwundenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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können, abwechselnd vertikalieren, um Pavel nicht zu sehr zu belasten«, sagte Pierre.
    »Ihr seid doch alle völlig aus der Übung, und es ist ein weiter Weg«, wandte Pavel ein. »Außerdem regnet es Bindfäden!«
    »Lass es uns versuchen! Wir wollen dich nach Kräften unterstützen.«
    Besorgt, aber dankbar nickte Pavel.
    »Einverstanden. Allerdings kommt es nicht infrage, dass Oksa mit euch vertikaliert.«
    »Papa!«
    »Ich habe gesagt, es kommt nicht infrage!«, sagte Pavel so nachdrücklich, dass Oksa eingeschüchtert schwieg.
    »Vertraust du mir nicht?«
    »Meine kleine Duschka«, sagte Dragomira bittend, »hör auf deinen Vater!«
    Angesichts des strengen Blicks ihres Vaters und der Bitte ihrer Großmutter blieb Oksa nichts anderes übrig, als nachzugeben.
    »Und ich sage: Es kommt absolut nicht infrage, dass auch nur eine meiner Federn nass wird!«, zeterte plötzlich die Sensibylle. »Das wäre mein Tod!«
    »Federn sind wasserabweisend, falls du das nicht weißt«, entgegnete der Getorix und verdrehte die Augen zum Himmel.
    Das genügte, um den Kapiernix zu beunruhigen. Misstrauisch tastete er seinen Körper ab, um herauszufinden, wie es wohl mit seiner Wasserundurchlässigkeit bestellt war.
    »Wackelkrakeel, bitte mach dich auf den Weg, und unterrichte Abakum und Naftali über unsere baldige Ankunft!«, befahl Dragomira dem kleinen Kundschafter.
    Sofort flatterte das Krakeel durchs Dachfenster davon. Die Rette-sich-wer-kann sahen, wie es sich von Dach zu Dach schwang, ehe es im strömenden Regen verschwand. Dann blickten sie zum Platz hinunter, wo das Wasser noch höher gestiegen war. Ein Armeelaster brauste vorbei, gefolgt von einem Krankenwagen.
    »Los, wir haben keine Zeit zu verlieren!«, sagte Pavel.
    »Am besten, ihr lasst mich hier zurück«, schlug Gus vor und sah dabei zu Oksa. »Ich bin ja sowieso zu nichts nütze, also soll sich lieber der Rettungsdienst um mich kümmern, wie um alle anderen normalen Menschen.«
    Oksa warf ihm einen Blick zu – sie war betroffen und verärgert zugleich.
    »Du weißt schon, dass du manchmal schlimmer bist als die Sensibylle, oder?«
    »Aber es ist doch völlig klar, dass ich hier fehl am Platz bin!«, antwortete Gus zornig. »Sag mir bloß nicht, dass du das nicht selbst schon gedacht hast!«
    »So ein Quatsch!«, sagte Oksa mit Tränen in den Augen. Hinter sich hörte sie Jeanne schluchzen.
    »Hier denkt niemand, dass irgendeiner von uns fehl am Platz ist«, warf Remineszens ein. »Du gehörst dazu, und ich glaube, dass jeder von uns hier dir schon einmal bewiesen hat, wie viel du ihm wert bist. Nicht wahr?«
    »Jeder hat eine Aufgabe«, fügte Brune hinzu.
    »Und meine Aufgabe ist es sicher, den Hofnarren der Jungen Huldvollen zu spielen!«
    »Jetzt reicht’s, Gus!«, herrschte ihn sein Vater laut an. »Ich weiß zwar nicht, was zurzeit mit dir und Oksa los ist, aber hör jetzt auf, hier deinen Privatkrieg auszutragen. Wir haben keine Zeit zu verlieren, wir müssen den Aufbruch vorbereiten!«
    Auf Pierres strenge Worte hin trat für einen Augenblick Schweigen ein. Bald wurde es vom Hin und Her der drei alten Damen unterbrochen, die begannen, systematisch alles zusammenzusuchen, was sie unbedingt brauchten.
    »Nicht mehr als eine Tasche pro Person!«, rief Dragomira, während sie ihren kleinen Koffer randvoll mit Dutzenden Fläschchen voll Granuks und Befähigern packte.
    Oksa stürmte in ihr Zimmer. Wenige Minuten später sank sie verzweifelt auf einen Stuhl. Ihr Bett quoll über von Sachen, auf die sie ihrer Meinung nach auf keinen Fall verzichten konnte.
    Es geht ums Überleben, Oksa-san, zügelte sie sich selbst und durchwühlte den riesigen Haufen Bücher, Kleidung, Schuhe und Schnickschnack auf ihrem Bett. Sie nahm einen Gürtel in die Hand – ihren Lieblingsgürtel, den mit der Totenkopfschnalle –, betrachtete ihn nachdenklich und warf ihn hinter sich.
    »Aua!«, erklang Tugduals Stimme.
    Oksa drehte sich irritiert um. Er stand in der Tür, eine winzige Tasche über der Schulter und Oksas Totenkopfgürtel in der Hand.
    »Entschuldigung«, stammelte sie und wandte sich wieder ihrer schwierigen Aufgabe zu.
    »Ich an deiner Stelle würde das hier nehmen«, sagte er und fischte einen Pulli, warme Socken und ein Regencape aus dem Haufen. »Damit müsstest du überleben!«
    »Einfühlsam wie immer«, murmelte sie und studierte eine kleine Statue aus Vulkangestein, die sie unbedingt mitnehmen wollte.
    Ihre Bemerkung brachte Tugdual zum Lächeln. Er

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