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Oksa Pollock. Die Entschwundenen

Oksa Pollock. Die Entschwundenen

Titel: Oksa Pollock. Die Entschwundenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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mit den Fingerspitzen.
    Die Sensibylle machte einen Satz in die Luft. Mit hervorquellenden Augen drehte sie den Kopf in alle Richtungen wie ein Radargerät.
    »Ich spüre einen Luftzug aus Nordnordwest«, sagte sie streng. »Ich gehe davon aus, dass dieses Fenster nicht richtig gedämmt ist und die Kälte in dieses Atelier einziehen lässt!«
    Mit einem wütenden Blick deutete sie auf eines der Dachfenster und verschwand wieder unter ihrer Decke. Oksa hockte sich neben sie.
    »Ich brauche deine Hilfe, Sensibylle!«
    »Seid Ihr gekommen, um mir anzukündigen, dass wir endlich aus diesem Land mit dem ungastlichen Klima fortgehen, um uns in einer Zone mit Äquatorialklima niederzulassen? Dann lasst Euch gesagt sein, dass ich noch nicht bereit bin!«, plärrte sie und schüttelte das Federbüschel auf ihrem Kopf.
    »Nein, darum geht es nicht. Ich habe eine Frage an dich. Weißt du … wie es mit uns weitergeht? Und was mit meiner Mutter passieren wird?«
    »Streng genommen sage ich die Zukunft nicht voraus. Aber wie das Wackelkrakeel bereits berichtet hat, befindet sich Eure Mutter auf einer unbewohnbaren Insel – klimatisch gesehen, meine ich. Allerdings wird sie sehr fürsorglich behandelt. Es ist im Interesse der Treubrüchigen, gut für sie zu sorgen: Wenn ihr ein Unglück zustoßen sollte, wäre jede Verhandlungsmöglichkeit von vornherein ausgeschlossen.«
    Oksa hob fragend die Augenbrauen.
    »Eure Mutter ist die einzige Garantie für die Treubrüchigen, dass sie nach Edefia zurückkehren können, wenn die Rette-sich-wer-kann sich endlich entschließen, diese eisige Erde zu verlassen. Sie ist der Schlüssel, der ihnen den Zugang verschaffen wird, wenn ich so sagen darf.«
    »Soll das heißen, dass ich sie nicht wiedersehen werde, bevor wir nach Edefia aufbrechen?« Oksas Miene verfinsterte sich. »Erkläre es mir, bitte.«
    »Ich will damit sagen, dass ich befürchte, an dieser Expedition teilzuhaben, die sich vom klimatischen Standpunkt her als bedrohlich herausstellen könnte, aber das Aufeinandertreffen der Rette-sich-wer-kann mit den Treubrüchigen ist unausweichlich. Darum werdet Ihr Eure Mutter bald wiedersehen. Sie ist – für beide Parteien – die Voraussetzung für die Rückkehr nach Edefia. Das ist Euch klar, nicht wahr?«
    »Geht es ihr … geht es ihr gut?«
    »Es geht ihr besser«, versicherte die Sensibylle. »Dank Mercedica de la Fuente kennen die Treubrüchigen einige geheime Rezepturen der Alten Huldvollen und des Feenmanns, um Eurer Mutter Linderung zu verschaffen. Sie haben die Rezepturen abgewandelt und wenden sie mit Erfolg an.«
    Oksa stieß einen Seufzer aus und starrte lange vor sich hin, unsicher, ob sie erleichtert sein oder sich noch mehr Sorgen machen sollte.
    »Und Orthon?«, fragte eine tiefe Stimme hinter ihr.
    Sie drehte sich um und bemerkte zu ihrem Erstaunen, dass sich mittlerweile alle Rette-sich-wer-kann um sie versammelt hatten und gebannt lauschten.
    »Der Treubrüchige Orthon befindet sich in der Zusammensetzungsphase«, teilte die Sensibylle mit. »Sein Aufenthalt im Körper der jungen Zelda hat ihn dank ihres kraftvollen, heißen Bluts gestärkt – mit Betonung auf der Hitze, weil sie diesem kühlen Landstrich gänzlich abgeht … Die Goranov-Pflanze, die der Alten Huldvollen entwendet wurde, ist die für seine Zusammensetzung unerlässliche Zutat. Große Mengen Saft wurden ihr entnommen, um die Zellen des verabscheuungswürdigen Treubrüchigen zu rekonstruieren.«
    »Ich will mir lieber gar nicht vorstellen, in welchem Zustand die Goranov ist«, sagte Oksa. »Hoffentlich haben die Treubrüchigen sie wenigstens gemolken!«
    »Sie täten gut daran, wenn sie die Behandlung überleben soll!«, antwortete die Sensibylle und zitterte empört. »Die brutalen Schnitte, wie man sie zu einer gewissen Zeit praktiziert hat, waren der Hauptgrund für die hohe Sterblichkeit der Goranovs. Genauso, wie man die hochsensiblen Wesen meiner Gattung einem ungeheuren Risiko aussetzt, wenn man sie mit außergewöhnlich tiefen Temperaturen in Berührung kommen lässt … Pfeift da draußen übrigens nicht gerade ein Schneesturm?«
    Oksa wickelte das kleine Geschöpf in seine Decke und setzte es so dicht wie möglich an die Glut, ehe sie sich den anderen zuwandte.
    »Nun, jetzt wissen wir, woran wir sind«, murmelte sie mit erstickter Stimme.
    »Vergiss nicht, meine Duschka«, sagte Dragomira, »dass die Sensibylle nur die momentan gültige Wahrheit ausspricht. Alles ist ständig in

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