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Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Titel: Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cendrine Wolf , Anne Plichota
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Dragomira ihrer Enkelin ein paar Worte ins Ohr. Oksa riss die Augen auf und wich zurück, indem sie beim Schweben leicht mit den Füßen ruderte.
    »Das ist der neue Eid der Huldvollen«, verkündete die große Fee. »Habt Ihr den Sinn genau verstanden, Junge Huldvolle?«
    »Ja.«
    »Und versteht Ihr auch, welche Beschränkungen er beinhaltet und welche Konsequenzen sich daraus ergeben?«
    »Ja«, antwortete Oksa leise.
    »Wir bitten Euch, zu wiederholen, was Dragomira Euch anvertraut hat. Es wird das erste und das letzte Mal sein, dass der Eid ausgesprochen wird.«
    Oksa kam der Aufforderung nach. Obwohl sie ihn nur dieses eine Mal gehört hatte, war ihr der Eid unauslöschlich ins Gedächtnis eingebrannt. Auf einmal spürte sie ein Rumoren in ihrem Bauch. Die Empfindung verstärkte sich und wurde schließlich ganz konkret: Etwas passierte unter ihrem Shirt! Entsetzt bemerkte sie, dass es sich sogar ausbeulte. Sie stöhnte.
    »Was passiert denn jetzt noch?«
    Ihr schossen zahlreiche Bilder durch den Kopf, eines erschreckender als das andere: von einem Alien, der sich in ihrem Körper eingenistet hatte und nun zu einem Ungeheuer mutierte. Womöglich musste man sich physisch verändern, wenn man eine Huldvolle wurde! Warum hatte sie denn keiner vorgewarnt? Vorsichtig griff sie nach dem Saum ihres Shirts und zog es hoch. Ihr Herz schlug wie verrückt. Und da sah sie etwas Unglaubliches. Der achtzackige Stern, der die Haut auf ihrem Bauch zierte, hatte sich verselbstständigt und von ihrem Körper gelöst. Er schwebte ein paar Sekunden vor ihr und schoss dann plötzlich auf das Miniatur-Sonnensystem zu.
    »Er hat sich zu den anderen Sternen gesellt, das ist grandios!«, murmelte Oksa beeindruckt. »Jetzt gibt es einen Teil von mir im Universum.«
    Die Alterslosen Feen leuchteten so intensiv wie die Milliarden Sterne am Himmel.
    »Nun seid Ihr unwiderruflich die Neue Huldvolle!«, sagten sie voller Freude.
    »Und … was passiert jetzt?«, fragte Oksa ein wenig ratlos.
    »Du kehrst zu deinem Vater und unseren Freunden zurück«, antwortete Dragomira, »und hilfst ihnen, Ocious und seine Leute zu besiegen. Du wirst viele Schwierigkeiten meistern müssen, denn deine Gegner werden dich nicht schonen, aber du bist stark, und das Volk wird auf deiner Seite sein. Das darfst du niemals vergessen.«
    »Und du, Baba?«, fragte Oksa mit erstickter Stimme.
    Dragomira wandte den Kopf ab.
    »Ich? Ich werde hierbleiben. Ich habe auch eine Mission zu erfüllen, das weißt du doch.«
    »Du bist die Unendliche Entität, du wirst das Gleichgewicht der beiden Welten aufrechterhalten«, antwortete Oksa mit einem Schluchzen. »Und ich werde dich nie wiedersehen.«
    »Wer weiß, was die Zukunft für uns bereithält«, sagte Dragomira. »Wer weiß das schon …«
    Wie um diese neue Etappe zu symbolisieren, glitt der Umhang sanft von Oksas Schultern und fiel zu Boden. Oksa fühlte sich auf einmal vollkommen schutzlos.
    »Ihr müsst nun die Kammer des Umhangs verlassen, Junge Huldvolle«, mahnte die große Fee und schob Oksa zum Rand der Kammer.
    »Aber das ist doch nicht der Ausgang!«, warf Oksa ein, denn vor zehn Tagen hatte sie die Kammer genau auf der entgegengesetzten Seite betreten.
    »Es wäre zu gefährlich, die Tür zum siebten Untergeschoss zu benutzen. Ocious und seine Männer warten nur darauf, dass Ihr zurückkommt.«
    Oksa schauderte. Mit den Feinden der Rette-sich-wer-kann war sie offenbar noch lange nicht fertig.
    »Hier seid Ihr vollkommen sicher«, sagte die Fee und wies ihr die Richtung.
    Eine neue Öffnung erschien in der Wand. Von dort aus erstreckte sich ein düsterer Gang, der kein Ende zu nehmen schien.
    »Ein Geheimgang?«, rief Oksa aus. »Und wohin führt er?«
    »Er führt sehr weit weg, an einen Ort, wo Euch keiner etwas zuleide tun kann«, gab die Fee zur Auskunft. »Und keine Sorge, Ihr werdet dort nicht lange allein bleiben. Jemand, dem Ihr vertrauen könnt, erwartet Euch am Ausgang.«
    »Wer?«, fragte Oksa.
    »Ihr habt nichts zu befürchten.«
    Oksa verstand, dass die Alterslosen ihr nicht mehr verraten würden. Der Gang vor ihr führte in die Dunkelheit. Oksa drehte sich noch einmal um. Dragomiras Silhouette hatte sich bereits verflüchtigt.
    »Auf Wiedersehen, Baba!«
    »Auf Wiedersehen, meine Duschka«, hauchte die geliebte Stimme.
    Oksa wischte sich mit dem Handrücken übers Gesicht, holte tief Luft und ging in den Gang hinein, ihrem Schicksal entgegen.

Kurs auf die Grenzen Edefias
    D
er Marsch durch

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