Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Titel: Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cendrine Wolf , Anne Plichota
Vom Netzwerk:
den Geheimgang war alles andere als ein Vergnügen. Nach der herrlichen Schwerelosigkeit empfand Oksa ihr Körpergewicht als etwas höchst Unerfreuliches – sie kam sich auf einmal tonnenschwer vor. Der Boden war uneben und mit Schutt bedeckt, was das Gehen nicht gerade erleichterte, ganz zu schweigen von dem dämmrigen Licht und der staubigen, abgestandenen Luft. Vor allem aber stolperte sie aus purer Erschöpfung. Die Müdigkeit steckte ihr in den Gliedern wie Zement, der sich bei jeder Bewegung weiter zu verfestigen schien, sodass selbst ein Wimpernschlag zu einer Anstrengung wurde. Sie knickte zum x-ten Mal um und schimpfte leise vor sich hin. Und dazu knurrte nun auch noch ihr Magen ganz erbärmlich. Nachdem Oksa, wie es ihr vorkam, kilometerweit gelaufen war, wurde der Gang auf einmal niedriger und zwang sie, gebückt zu gehen.
    »Na toll«, murmelte sie. »Wahrscheinlich muss ich noch auf allen vieren kriechen, um hier rauszukommen.«
    Tapfer kämpfte sie sich weiter voran, gebückt, mit zerschundenem Rücken und brennenden Füßen. Ihr Ringelpupo pulsierte ohne Unterlass an ihrem Handgelenk, um ihr durch Druck auf bestimmte Stellen Erleichterung zu verschaffen, allerdings schien das Pupo selbst auch nicht gerade in bester Verfassung zu sein. Die Zunge hing ihm seitlich aus dem Maul, und seine winzigen Äuglein waren fast geschlossen. Zur Verdeutlichung dieses bemitleidenswerten Zustands drangen allerlei Geräusche aus seinen Eingeweiden an Oksas Ohr. Es dauerte etwas, bis Oksa kapierte, was los war.
    »Oh, liebes Pupo, was bin ich doch für ein undankbares Scheusal!«, rief sie und kramte sofort in ihrer Umhängetasche. »Da unterstützt du mich die ganze Zeit so wunderbar, und ich blöde Kuh vergesse, dich zu füttern. Bitte entschuldige tausendmal! Halte noch einen Moment durch!«
    Hastig öffnete sie ihre Schatulle mit den Befähigern und dem Körnerfutter für das Ringelpupo. »Ein Körnchen pro Tag. Nicht mehr und vor allem nicht weniger«, hatte ihr Abakum eingeschärft. Das kleine pelzige Armband mit dem winzigen Bärenkopf verschlang das Körnchen, das Oksa ihm auf der Fingerspitze reichte, und seine Augen blitzten vor Dankbarkeit. Oksa streichelte ihm das flauschige Köpfchen und setzte ihren Weg fort.
    Als sie bereits anfing, sich Gedanken über ihr vorzeitiges Ende in diesem tristen Schacht zu machen, sah sie in der Ferne endlich einen Lichtpunkt. Zuerst war er noch winzig, doch dann wurde er immer größer und nahm schließlich die Form eines Ausgangs an. Endlich! Obwohl die Erschöpfung jeden ihrer Schritte zur Kraftprobe machte, fing Oksa vor lauter Freude an zu laufen, dem Tageslicht entgegen. Frische Luft drang in ihre Lunge. Ah, wie gut es tat, tief durchzuatmen! Sie rannte die letzten Meter bis zum Ausgang und vergaß dabei jegliche Vorsicht. Als jedoch eine Silhouette vor der Öffnung auftauchte, blieb sie abrupt stehen.
    »Lieber Plemplem? Bist du das?«, fragte sie zögernd.
    »Die Dienerschaft meiner Jungen Huldvollen tätigt die Abgabe einer positiven Antwort«, ertönte die näselnde Stimme des kleinen Geschöpfs.
    »Oh, wie schön, dich zu sehen!«, jubelte Oksa und trat aus dem Gang ins Freie.
    Sie stürzte sich auf den Plemplem und drückte ihn an sich, woraufhin er die Farbe einer überreifen Aubergine annahm. Er musterte sie verdattert von oben bis unten, doch Oksa war zu erleichtert, um seine Verwirrung zur Kenntnis zu nehmen.
    »Was machst du denn hier?«, fragte sie mit leuchtenden Augen. »Woher wusstest du, dass ich hier rauskommen würde? Und wie geht es den Rette-sich-wer-kann? Papa? Abakum? Und Zoé? Geht es ihnen gut?«
    Der Plemplem wich hastig einen Schritt zurück und schwang seine langen Arme hektisch vor und zurück.
    »Die Lautstärke der Befragung beherbergt ein Übermaß, das die Verwirrung im Geist Eurer Dienerschaft verursacht, denn Eure Dienerschaft hat die Gabe eines Versprechens getätigt, das den Vorrang vor aller Rede besitzt. Die Fragen meiner Jungen Huldvollen könnten bei einem geringfügigen Aufschub von einer Antwort profitieren, sobald die Kommunikation, gespickt mit Wichtigkeit, überbracht worden ist.«
    Oksa wurde schlagartig ernst.
    »Ich verstehe. Was sollst du mir ausrichten?«
    »Die Gefahr kennt das kräftige Überleben, und meine Junge Huldvolle muss in die Richtung eines Unterschlupfs von großer Sicherheit gewiesen werden, um das Entwischen vor den vermaledeiten und bösartigen Treubrüchigen zu vollführen.«
    Oksa blickte sich

Weitere Kostenlose Bücher