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Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Titel: Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cendrine Wolf , Anne Plichota
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überfiel die Junge Huldvolle. All die Menschen, die sie liebte, waren so weit weg. Ihr war so sehr nach Weinen zumute, dass sie nicht mehr richtig aufpasste und ins Trudeln geriet.
    »Noch eine kleine Anstrengung, Oksa«, ermutigte Malorane sie.
    Reflexartig wühlte Oksa in ihrer Umhängetasche. Wenn sie jetzt nicht auf ihre magischen Waffen zurückgriff, würde sie sehr bald aufgeben müssen. Sie schluckte einen Exzelsior-Befähiger und schnitt eine Grimasse – der erdige Geschmack war einfach ekelhaft. Doch die Wirkung stellte sich sofort ein: Ihr Blick wurde wieder klar, ihre Muskeln strafften sich, und neue Kraft beflügelte sie. Malorane wandte sich um, und die Blicke der beiden Huldvollen trafen sich. Malorane nickte ihr freudig zu. Oksa hatte sich wieder gefangen und war zuversichtlich, dass sie es bis zur Feeninsel schaffen würde.

Nervenkrieg
    W
ährend London unter dem Hochwasser litt, drohte Edefia an Trockenheit zugrunde zu gehen. Und so lösten die Regengüsse, die plötzlich wie Sturzbäche niedergingen, in allen Teilen des Landes eine unbeschreibliche Euphorie aus. Seit fünf Jahren hatte es keinen Tropfen mehr geregnet! Fünf lange Jahre, in denen die ehemals verschwenderisch fruchtbare Erde immer mehr verödet und schließlich zu einer Wüste verdorrt war. Fünf schreckliche Jahre, in denen das Volk sich in sein Elend ergeben hatte, ausgelaugt von der Not und der Tyrannei. Sobald die ersten Tropfen auf die staubige Erde fielen, liefen die Menschen nach draußen, zunächst noch vorsichtig, als trauten sie dem Wunder nicht. Die Regentropfen prallten vom Boden ab, der zu trocken war, um sie aufzunehmen, und ein warmer, feuchter Geruch lag in der Luft. Dann wurden die Niederschläge heftiger, und sintflutartige Wassermassen ergossen sich über Mensch und Natur. Alle lachten, sangen und tanzten, trunken vor Erleichterung und neuer Hoffnung.
    Im siebten Untergeschoss der Gläsernen Säule bekam niemand etwas mit von dem Regen und dem allgemeinen Begeisterungstaumel. Seit zwölf Tagen und elf Nächten saßen die Rette-sich-wer-kann und die Treubrüchigen dort unten in dem großen, mit Edelsteinen ausgekleideten Saal fest und lieferten sich einen wahren Nervenkrieg. Alle hatten ausgeharrt, ungeachtet der drückenden Atmosphäre und der ständigen Provokationen ihrer Gegner. Es war egal, dass sie auf dem Boden schlafen mussten, nur wenig zu essen hatten und sich kaum frisch machen konnten. Währenddessen pendelten die Geschöpfe zwischen oben und unten, um die Versorgung mit dem Notwendigsten sicherzustellen. Alle Augen fixierten die Tür der Kammer und bei beiden Parteien waren die Nerven zum Zerreißen gespannt. Das war allerdings das einzig Verbindende zwischen ihnen. Als dann auf einmal ein junger Wachtposten auftauchte, drehten sich die Anwesenden verblüfft zu ihm um.
    »Meister«, stammelte er und verbeugte sich vor Ocious. »Es regnet! Es regnet!«
    Ocious’ Blick wanderte zur Decke des Saals hinauf, dann zur Tür der Kammer und schließlich zu den Rette-sich-wer-kann. Als Abakum diesen Blick mit einem Lächeln im Mundwinkel erwiderte, verzerrten sich Ocious’ Züge vor blankem Zorn. Zwei Tage vorher hatte der Plemplem darum gebeten, sich in die Gemächer der Huldvollen begeben zu dürfen, angeblich, weil es dem Wohlergehen der Geschöpfe zuträglich sei, wenn er sich entfernen dürfe.
    »Die Junge Huldvolle wird zum Ausgang ihrer Rettungsmission gelangen«, hatte er vorher Abakum zugeflüstert. »Das Wiedersehen mit der Außenwelt jenseits der Kammer des Umhangs begegnet dem unmittelbaren Bevorstehen.«
    Wider Erwarten hatte Ocious dem kleinen Haus- und Hofmeister erlaubt, das siebte Untergeschoss zu verlassen, allerdings unter strenger Bewachung von zwei Hellhörigen. Und nun bestätigte sich, was der Feenmann vermutet hatte: Oksa hatte es geschafft, das Gleichgewicht wiederherzustellen, und es war mehr als wahrscheinlich, dass sie sich gar nicht mehr in der Kammer befand! Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer unter den Rette-sich-wer-kann.
    »Sie hat es geschafft!«, raunten sie einander zu. »Sie hat uns gerettet!«
    »Ruhe!«, brüllte Ocious.
    Alle zuckten zusammen. Der Meister der Mauerwandler massierte sich die Schläfen. Er war bleich und wirkte äußerst nervös.
    »Man könnte den Eindruck gewinnen, dass dir die Situation entglitten ist, Ocious«, merkte Abakum süffisant an.
    »Hast du die Partie womöglich verloren?«, fragte Brune, und ihre Augen leuchteten.
    »Oksa ist

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