Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Titel: Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cendrine Wolf , Anne Plichota
Vom Netzwerk:
seinem Beispiel, und wenige Minuten später waren sämtliche Gräber von einem duftenden, singenden Teppich bedeckt. Pavel legte Oksa den Arm um die Schultern, während alle anderen um sie herumstanden und sie hoffnungsvoll ansahen. Und Oksa verstand ihre Botschaft, ohne dass es dazu irgendwelcher Worte bedurfte: Sie gehörte wirklich in diese Welt.
    Kaum waren die Trauerfeierlichkeiten beendet, lösten die Rasandos, die Wache hielten, Alarm aus: Ein fliegendes Geschöpf nähere sich der Stadt. Wachsam sahen alle zum regnerischen Himmel hinauf.
    »Pff … es ist nur das Wackelkrakeel unserer Jungen Huldvollen!«, verkündete eine der in Mohair gehüllten Sensibyllen. »Wenn es uns doch bloß gute meteorologische Neuigkeiten bringen würde! Die Luftfeuchtigkeit hierzulande ist einfach katastrophal.«
    Oksa seufzte erleichtert. Endlich kehrte ihr kleiner Kundschafter zurück, den sie am Ende dieses grauenvollen Kampfes auf Erkundungsflug geschickt hatte.
    »Komm schnell her, liebes Krakeel! Und berichte uns!«
    Das kegelförmige Geschöpf ließ sich auf ihrem verdreckten Schuh nieder. Die Rette-sich-wer-kann und auch einige Silvabulaner kamen näher. Sie waren gespannt, was das Krakeel zu berichten hatte.
    »Wackelkrakeel der Jungen Huldvollen meldet sich zum Rapport!«, rief das winzige Geschöpf und warf sich in die Brust.
    »Ich höre!«
    Das Krakeel schüttelte sich und begann dann hastig zu erzählen: »Nachdem die Tornaphyllons meiner Jungen Huldvollen sie aus Laubkroning hinausbefördert hatten, wollten Ocious und seine Verbündeten zur Gläsernen Säule zurückkehren. Als sie jedoch in die Nähe der Goldenen-Mitte kamen, konnten sie nicht mehr weiter.«
    »Wie ist das möglich?«, unterbrach Oksa ihren Kundschafter.
    »Die-Goldene-Mitte steht jetzt unter hohem Schutz«, antwortete das Krakeel.
    Alle sahen sich überrascht an. Ein Hoffnungsschimmer regte sich auf manchen Gesichtern, andere blickten eher ängstlich drein.
    »Was für ein Schutz?«, fragte Oksa verständnislos. »Ist es Orthon? Hat er sich gegen seinen Vater gestellt?«
    »Ich bedaure, meiner Jungen Huldvollen widersprechen zu müssen«, sagte das Wackelkrakeel.
    »Du bedauerst das? Nun, ich flehe dich geradezu an, mir zu widersprechen! Nichts ist uns lieber als das!«
    Das Wackelkrakeel schaukelte aufgeregt hin und her.
    »Weder Orthon noch andere Treubrüchige befinden sich in der Goldenen-Mitte. Ocious, seine Familie und seine Anhänger mussten die Flucht ergreifen. Sie haben sich in ihre Hochburg geflüchtet, die Höhlen von Steilfels im Osten Edefias. Den Schutz der Goldenen-Mitte haben wir den Alterslosen und ihren magischen Untertanen zu verdanken, die einen Schild um Die-Goldene-Mitte errichtet haben. Die Pforte wird gut bewacht, der Wohnsitz der Huldvollen steht unter ihrer Aufsicht.«
    Das Krakeel schnappte japsend nach Luft und rollte wie wild mit den Augen. Es sah aus, als würde es gleich platzen.
    »Die Alterslosen und die Edefianer sind bereit«, schloss es. »Sie erwarten Euch, meine Junge Huldvolle!«

Das Heer der Neuen Huldvollen
    D
as ist der absolute Wahnsinn! Wie im Film!«
    Pavel lächelte. Oksa hatte recht, die Szene wirkte tatsächlich wie aus einem Hollywoodfilm. Am Himmel von Edefia vertikalierten Hunderte von Männern, Frauen und Kindern hinter seinem Tintendrachen her, dessen leuchtende Flügel im Takt schlugen.
    Sie waren von allen Seiten herbeigeströmt, aus den entferntesten Winkeln Grünmantels und den Schluchten von Steilfels, und mit jeder Minute wurden es mehr. Nicht einmal die Vögel hatten dem Sog widerstehen können und bildeten laut zwitschernde, bunte Wolken um die Vertikalierer. Unten am Boden begleitete sie eine Schar von Silvabulanern. Das Stampfen ihrer Schritte auf dem durchfeuchteten Boden wurde von den Anfeuerungsrufen der Geschöpfe begleitet, die auf dem Rücken von Leomidos Haselhühnern saßen. Die Getorixe taten so, als würden sie die Hühner mit imaginären Peitschen antreiben. Doch niemand brauchte diese Art von »Ansporn«: Trotz allen Kummers hatten sie sich guten Mutes und wild entschlossen auf den Weg gemacht. Unter der Führung der Neuen Huldvollen nahmen die Edefianer ihre Zukunft in die Hand. Seit Langem hatten sie keine solche Zuversicht mehr verspürt!
    Die Rette-sich-wer-kann flogen voraus. Nachdem sie von ihren Fesseln befreit worden waren, brannten sie darauf, sich für ihre frustrierende wochenlange Gefangenschaft zu entschädigen. Seit ihrer Ankunft in Edefia hatten die meisten

Weitere Kostenlose Bücher