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Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Titel: Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cendrine Wolf , Anne Plichota
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hier, das weiß ich. Vielleicht hört sie uns sogar. Oder, Oksa Pollock?«
    Naftali stieß einen Fluch aus und gebärdete sich wie ein Bär in der Falle. Was nur dazu führte, dass Ocious’ Schergen ihn noch fester hielten. Orthon senkte die Stimme, sodass nur Tugdual ihn hören konnte. Und Oksa, aber das wusste er nicht …
    »Eigentlich könnte man fast auf die Idee kommen, du hättest sie zu mir geführt … War das nicht, was du im Sinn hattest, Tugdual? Sie mir auszuliefern? Das ist sehr großzügig von dir, und nicht weniger hätte ich von dir erwartet. Nur war unsere Junge Huldvolle leider schlauer als du …«
    Erschrocken schaute Oksa auf Tugdual. Für einen winzigen Sekundenbruchteil, nicht länger, ergriffen sie Zweifel. Aber Orthon schreckte vor keiner Lüge und keiner Schandtat zurück, das wusste sie. Noch immer bedrohte er mit seinem Granuk-Spuck den kleinen Till, der starr vor Angst in seinem Arm hing. Oksa traf eine Entscheidung. Sich ihm ausliefern? Ganz bestimmt nicht! Und Orthon sollte teuer für das bezahlen, was er da vorhatte!
    Mit Granuk-Kraft
    Ergieß deinen Saft!
    Ein Wirbelwind entstehe,
    Und jeder Widerstand vergehe.
    Sie verbarg sich hinter einem Baumstamm, um sich unbemerkt von ihren Invisibellen befreien zu können. Angetrieben von einem unbeschreiblichen Zorn, ließ sie dann einen wahren Tornaphyllon-Hagel auf die Plattform niedergehen. Zuerst nahm sie mit ihrem Granuk-Spuck die Soldaten ins Visier, die die Gefangenen festhielten. Die Rette-sich-wer-kann waren vor den Tornaphyllons einigermaßen sicher, da sie angekettet waren. Der furchtbare Wirbelsturm riss alles und jeden mit sich fort – die Soldaten, Ocious und all seine Getreuen. Die Gefangenen machten sich ganz klein und klammerten sich mit aller Kraft an ihre Ketten. Oksa betete inständig, dass diese standhalten würden. Pavel und sein Tintendrache mit Zoé auf dem Rücken hatten Oksas Angriff instinktiv erwartet, und der Sturm streifte sie nur, sie wurden ein paar Hundert Meter weit weggeschleudert, waren jedoch mit ein paar Flügelschlägen wieder an Ort und Stelle.
    Als Orthon sah, wie seine Verbündeten durch die Luft wirbelten, war er so überrumpelt, dass er kurzzeitig vergaß, auf das Geschehen hinter ihm zu achten.
    Der Jungen Huldvollen, die hinter seinem Rücken stand, genügten diese paar Sekunden, um Tugdual und seinen kleinen Bruder zu retten. Über Orthons Schulter hinweg suchte ihr Blick den von Tugdual, und sie zeigte zuerst auf Till und dann in den Himmel. Dann stürzte sie sich mit ihrer ganzen Kraft auf den Treubrüchigen und brachte ihn mit einem Knock-Bong in den Rücken aus dem Gleichgewicht. Überrascht von der Attacke, ließ Orthon den kleinen Till fallen, rollte über den Boden, stieß gegen einen großen Ast und blieb bewusstlos liegen. Tugdual riss seinen Bruder an sich und schoss wie eine Rakete in die Höhe.
    Nun waren nur noch Oksa und Orthon sowie die angeketteten Rette-sich-wer-kann auf der halb verschmorten Plattform. Orthon kam wieder zu sich und kämpfte sich mühsam auf die Beine. Sein Granuk-Spuck war ihm aus der Hand gefallen und lag ein paar Meter von ihm entfernt, er ächzte vor Schmerzen, und seine Sinne waren von dem Knock-Bong noch ganz benommen. Es gelang ihm gerade noch, seine kostbare Waffe zu packen, dann fegte ihn auch schon ein unerbittlicher Tornado hinweg, in dem ihm als Letztes die Worte der Jungen Huldvollen ans Ohr drangen:
    »Sie werden mich nie kriegen! Hören Sie? Niemals!«

Überraschende Schützenhilfe
    N
achdem die Treubrüchigen in die Flucht geschlagen worden waren, versank ganz Laubkroning in kollektiver Trauer. Zu allem Überfluss ging auch noch ein Sturzregen nieder, der den Ruß in schmierigen Schlamm verwandelte. Er legte sich auf Bäume, Häuser und Wege. Nach dem schrecklichen Überfall hatten sich die Überlebenden am Fuß des Königlichen Baums versammelt, von dem nur noch ein gigantisches verkohltes Gerippe übrig war. Manche beugten sich über die Unglücklichen, die den Angriff nicht überlebt hatten, und weinten leise vor sich hin. Andere starrten verloren in die Ferne oder versuchten vergeblich, sich mit einer Umarmung gegenseitig Trost zu spenden. Ocious und die Treubrüchigen hatten eine furchtbare und nicht wiedergutzumachende Tat begangen und eine bislang unantastbare Grenze überschritten.
    Oksa kauerte unter einem provisorischen Zeltdach am Fuß des Märtyrerbaums. Sie hatte die Arme um die Knie geschlungen und versuchte, neue Kraft zu

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