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Oktoberfest

Oktoberfest

Titel: Oktoberfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scholder Christoph
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Wutgeheul entgegen.
    *
    Hauptmann Tomjedow sah den dunklen Schemen ebenfalls und richtete seine Waffe auf die Bewegung. Aber er war viel zu langsam.
    Kapitän zur See Wolfgang Härter feuerte viermal in maximaler Schussfolge. Die schallgedämpfte Glock in seiner Hand zuckte. Die erste Doublette traf den Hauptmann in die Brust, die zweite in den Kopf. Die geballte Geschossenergie riss Tomjedow in die Luft und schleuderte ihn durch den Raum. Er prallte gegen die Wand, wo er, während er langsam zu Boden rutschte, einen breiten roten Streifen hinterließ.
    Der Laserstrahl des Visiers der Glock glitt auf der Suche nach weiteren Zielen durch den Raum. Das Wärmebild hatte zwar nur einen Bewacher gezeigt, aber Härter überzeugte sich lieber selbst. Erst als der Kapitän sicher war, dass sich sonst niemand im Raum befand, ließ er die Pistole sinken.
    »Was ist das für ein Krach? Habe zwei ungedämpfte Schüsse gehört. Bei dir alles in Ordnung?« MOFs Raspelstimme kam scheinbar unbeteiligt aus Härters Ohrhörer.
    »Alles in Ordnung. Habe die Zielperson gefunden. Außerdem ist hier ein verletzter Zivilist. Keine Ahnung, wer das ist oder was der hier will.« Der Kapitän seufzte. »Ich schleiche mich an wie weiland Intschutschuna und der veranstaltet hier Karneval in Rio. Melde mich wieder.«
    »Lass dir nicht allzu viel Zeit. Der Karneval dürfte die Nachbarn geweckt haben. Die werden jetzt mitfeiern wollen.«
    Amelie war mittlerweile auf allen vieren zu Werner gekrochen. Sie drehte ihn auf den Rücken und legte seinen beängstigend bleichen Kopf in ihren Schoß. Dabei fiel ihm ein kleines Kästchen aus der Hosentasche. Amelie griff danach und öffnete es. Ein Reflex. Tränen stiegen ihr in die Augen, als sie die beiden Ringe sah. Sie musste sich beherrschen. Das Licht des Leuchtturms. Sie klappte das Kästchen wieder zu und steckte es ein.
    Härter kam näher. Sie sah zu ihm auf. Sie sah einen Mann, der sich äußerlich nicht von denen unterschied, die sie entführt hatten. Doch einen Unterschied konnte sie entdecken: Auf den Ärmeln des Mannes waren die Farben Schwarz-Rot-Gold angebracht.
    Das Austauschen der SIM-Karte war offensichtlich erfolgreich gewesen.
    »Sie haben ihn einfach erschossen. Erschossen wie einen tollwütigen Hund, Sie eiskalter Bastard«, keuchte Amelie mit einem Grinsen ihres blutverschmierten Mundes.
    Der Kapitän musterte sie mehrere Sekunden, bevor er durch den Stoff seiner Sturmhaube antwortete. »Sie haben eine außergewöhnliche Art, sich dafür zu bedanken, dass ich Ihnen gerade das Leben gerettet habe, Frau Karman.«
    »Sie verstehen mich falsch. In diesem Moment möchte ich niemanden an meiner Seite wissen außer einem eiskalten Bastard. Vielen Dank, also. Wer sind Sie?«
    »Ich arbeite für die deutsche Regierung. Mein Auftrag lautet, Sie in Sicherheit zu bringen. Das muss Ihnen reichen. Können Sie mir sagen, wie viele von seiner Sorte« – er zeigte mit der Glock auf Tomjedows Leiche – »noch hier sind?«
    »Weiß ich nicht genau. Aber ich schätze dreißig, vielleicht ein paar mehr.«
    Härter aktivierte sein Mikrofon. »Gegnerstärke geschätzt dreißig.« Mit der linken Hand zeigte der Kapitän dann auf Vogel. »Und wer ist er? Kennen Sie ihn?«
    »Das ist mein …« Amelie zögerte. Ihre Unterlippe begann zu zittern. Nüchtern erkannte Wolfgang Härter die Symptome eines beginnenden hysterischen Anfalls. »… mein Verlobter. Sein Name ist Werner Vogel.«
    »Zivilist durch Zielperson identifiziert als Vogel, Werner«, sagte der Kapitän in sein für Amelie unsichtbares Mikrofon. Härter ging in die Knie. Er legte die Waffe neben sich auf den Boden. »Haben Sie eine Austrittswunde gesehen, bevor Sie ihn umgedreht haben?«, fragte er Amelie ruhig.
    »Äh … wie bitte?«
    »Eine Austrittswunde. Ist die Kugel hinten wieder rausgekommen? Hatte er Blut am Rücken?«
    Amelie sah ihn entgeistert an. »Nein.«
    »Dann wollen wir mal.«
    Härter fasste seitlich an Vogels Hals. Der Puls war schwach, aber vorhanden. Er nickte Amelie zu, dann öffnete er Vogels Regenjacke und das blutgetränkte Hemd darunter. Er schob das T-Shirt hoch, bis er die Wunde sehen konnte. Seine rechte Hand griff in eine Tasche an seinem Gürtel und zog ein Päckchen hervor, das er sofort aufriss. Mit einem weißen Tuch reinigte er die Wunde. Doch die Wunde blieb nicht lange sauber.
    Hellrotes Lungenblut quoll blasenwerfend aus dem Einschussloch.
    »Verflucht! Lungensteckschuss!« Wolfgang Härter stockte kurz.

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