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Oktoberfest

Oktoberfest

Titel: Oktoberfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scholder Christoph
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Damenopfer, kein Gambit.
    Er zog seine Regenjacke über, steckte die Makarow-Pistole in die Tasche und stieg aus. Von dem Parkplatz aus führte ein Weg zum Strand. Werner rief sich den Plan des Dorfes ins Gedächtnis. Dann machte er sich durch den starken Regen auf, um die Feriensiedlung, die im Südwesten auf den Dünen thronte, zu erreichen. Nach kurzer Zeit verließ er den Weg aus Holzbrettern und schlug sich querfeldein in die wilde Landschaft aus Sand und Strandhafer.
    Der Wind zerrte an seiner Kleidung.
    Er konnte sich kaum auf den Beinen halten.
    »Dünenschutz ist Inselschutz!«, verkündete ein Schild. »Betreten der Dünen abseits der markierten Wege verboten!«
    Fünfzehn Minuten später sollten Beamte des SEK Schleswig-Holstein genau an dieser Stelle die letzte Lücke in dem Sperrgürtel schließen, der um die Feriensiedlung gezogen wurde. Doch davon wusste er nichts.
    Inselschutz am Arsch, dachte Werner Vogel.
    Trotzig stapfte er seinem Ziel entgegen.
    *
    Die »Bayern« lief durch schwere See. Gischt stob vom Bug in die Höhe und prasselte auf den Turm des 76-mm-OTO-Melara-Bordgeschützes auf dem Vordeck. Der HCO meldete der Brücke, dass der zweite Helikopter im Anflug sei.
    Das Wetter war in den letzten zwei Stunden deutlich schlechter geworden. Es hatte angefangen zu regnen. Der Wind kam mit Stärke acht aus Nordwesten. Der Himmel hatte sich verdunkelt. Fast schien es, als wäre am helllichten Tag plötzlich die Nacht hereingebrochen.
    Die Landung des zweiten Hubschraubers war für den Piloten sehr viel anspruchsvoller. Die Wellenhöhe hatte zugenommen. Das Landedeck der »Bayern« hob und senkte sich um mehrere Meter im Rhythmus der Dünung. Drei Anflüge waren nötig, bis der Flugdeckoffizier die Landung freigab.
    Kaum hatte sich der Helikopter festgekrallt, verließen drei Personen die Maschine und eilten in den Schutz des Hangars: zwei breitschultrige Männer, die jede Menge Gepäck trugen, und eine dritte, kleinere Person mit dem Ansatz zur Korpulenz. Weitere Ausrüstung wurde ausgeladen.
    Der Hubschrauber startete unverzüglich und flog in Richtung Osten davon.
    Die beiden Männer trugen Sturmhauben, die ihre Gesichter verbargen, und gingen grußlos an den Mannschaftsmitgliedern vorbei, denen sie auf ihrem Weg durch das Schiff begegneten. Schließlich erreichten sie die Kabine, in der sich normalerweise die Minentaucher des Schiffes auf ihre Einsätze vorbereiteten. Wolfgang Härter erwartete die beiden bereits.
    Die schweren Stahlriegel wurden vor die Tür geschoben.
    Einsatzbesprechung.
    Die beiden Männer nahmen ihre Sturmhauben ab. Die zwei Gesichter, die den Kapitän erwartungsvoll ansahen, hätten unterschiedlicher kaum sein können. Während der eine die fünfzig sicherlich überschritten hatte, mochte der andere gerade zwanzig Jahre zählen.
    Der Ältere stellte einen großen, länglichen Aluminiumkoffer, der an Kanten und Ecken zusätzlich verstärkt war, neben sich auf den Boden. Sein Gesicht war von zahllosen Falten durchzogen. Quer über die wettergegerbte Haut der rechten Wange verlief eine breite Narbe. Eisgraues Stoppelhaar. Ein Kinn wie ein Amboss.
    Die Haut des anderen war von jugendlicher Makellosigkeit. Aus der Außentasche seiner Hose zog der junge Mann eine Baseballkappe und setzte sie mit dem Schirm nach hinten auf.
    Härter begrüßte den Älteren mit Handschlag. »Moin, Moin, MOF, alter Junge, schön, dass du kommen konntest. Jetzt ist mir wohler. Jetzt weiß ich, dass ich nicht allein in die Scheiße marschiere, sondern dass wir diesen Eiertanz zusammen durchstehen werden.«
    Der mit MOF Angesprochene nickte stumm.
    »Viel Zeit haben wir nicht mehr. Das wenige, das ich weiß, ist schnell erklärt.« Der Kapitän sah auf seine Sinn-Uhr. »In fünfzehn Minuten gehen wir ins Wasser. Wir fangen sofort mit dem Anlegen der Einsatzklamotten an. Der Deckname der Operation lautet ›Frauenkirche‹.« Die Augen des Kapitäns glitten zu dem Aluminiumkoffer. »Ich sehe, du hast Lili Marleen dabei. Gut so! Allerdings hoffe ich, dass sie nicht für uns singen wird.« Er lächelte dem Älteren zu.
    Wieder erntete Wolfgang Härter nur ein wortloses Nicken. Kein Lächeln.
    Der Blick des Kapitäns ging zu dem jungen Mann. »Und wen hast du mitgebracht? Ich glaube, wir kennen uns nicht.«
    Der junge Mann grüßte zackig. »Bootsmann Lenz meldet sich freiwillig zum Einsatz, Herr Kapitän. Aber nennen Sie mich doch MC. Alle nennen mich MC.« Härter sah den Mann mit zusammengekniffenen

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