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Oktoberfest

Oktoberfest

Titel: Oktoberfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scholder Christoph
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Augen an. Dann zeigte er auf die Baseballkappe. »Sieht mir nicht nach vorschriftsmäßiger Kopfbedeckung aus. Was hat das zu bedeuten, Bootsmann?«
    »Hip-Hop, Herr Kapitän.«
    Härter sah sein Gegenüber verblüfft an. »Hip-Hop? Was meinen Sie mit Hip-Hop?«
    »Mein Lebensgefühl, Herr Kapitän. Meine Einstellung zur Welt und so.«
    »Aha.« Härter machte eine kurze Pause. »Was habe ich mir unter Hip-Hop als Lebensgefühl vorzustellen, Bootsmann?«, fragte er dann scharf.
    »Alle No-Styler werden weggeburnt, Herr Kapitän.«
    Härter wandte sich dem Älteren zu. »Was hast du dir dabei gedacht, einen Clown mitzubringen? Der tödliche Witz? Soll der Feind sich totlachen?«
    Als MOF zu sprechen begann, klang seine Stimme, als würde grobes Sandpapier über Stahl gezogen. »Dazu wird er keine Gelegenheit bekommen.«
    Härter hob fragend die Augenbrauen.
    »Der Bootsmann hat letztes Jahr das Abzeichen bekommen. Er war einer der besten. In deiner Anfrage hast du gesagt, wir bräuchten einen Scharfschützen. Nun …« MOF zeigte auf den jungen Bootsmann. »Mit dem G-22 ist Bootsmann Lenz ein Künstler. Extrem ruhige Hand. Restlicht. Wärmebild. Egal. Ich möchte mich nicht am falschen Ende des Gewehrs befinden, wenn er auf der Lauer liegt.«
    *
    Hauptmann Tomjedow war euphorisch. Ihr Plan hatte funktioniert. Es war aber auch ein verdammt guter Plan gewesen. Zwar hatte ihr »letzter Gruß« versagt. Die Nachrichten hatten keine Meldungen über Explosionen in München gebracht. Wie die Deutschen es geschafft hatten, die Freisetzung des restlichen Gases und die anschließende Zündung der Minen zu verhindern, war ihm rätselhaft.
    Aber das war nicht schlimm.
    Jetzt konnten sich die Deutschen freuen, einer noch größeren Katastrophe knapp entgangen zu sein. Mehr konnten sie jedoch nicht machen. Niemand würde sie hier finden. Einfach, weil niemand sie hier suchen würde. Deshalb hatte Iljuschin es auch nicht für nötig befunden, Wachen aufzustellen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich jemand bei diesem Unwetter zufällig hierher verirren würde, war denkbar gering. Und wennschon. Er dürfte nichts Ungewöhnliches bemerken. Die nächsten drei Wochen wären sie hier in Sicherheit. Dann würde es in kleinen Gruppen Richtung Balkan weitergehen.
    Wirklich ein großartiger Plan.
    Er hatte es sich in einem Sessel im Wohnzimmer bequem gemacht. Er war momentan der Einzige von ihnen in diesem Haus. Sie hatten sich auf alle der insgesamt sechs Ferienhäuser verteilt. Die gesamte abgelegene Siedlung war ausschließlich von ihnen bewohnt.
    Seine Augen glitten einmal durch den Raum, bevor sie zu ihrem Ausgangspunkt zurückkehrten. Das wunderschöne Aquarium mit den Zierfischen. Die offene Küche, durch einen Tresen vom Rest des Zimmers abgetrennt. Die großen Panoramascheiben, die den Blick auf die Dünen und das Meer freigaben.
    Die tosende Brandung war kaum zweihundert Meter von dem luxuriösen Ferienhaus entfernt. Doch er konnte die herrliche Aussicht nicht genießen. Der Regen rauschte herab wie ein grauer Vorhang. Immer wieder trieb der Wind das Wasser gegen die Scheiben. Die Fensterläden klapperten.
    Sein Blick kehrte zurück zu dem Sofa, auf dem die Frau wie ein Häufchen Elend saß. Sie vermied jeglichen Blickkontakt.
    Hauptmann Tomjedow hatte das kürzeste Streichholz gezogen. Deshalb schob er jetzt Wachdienst bei der Schlampe, die Iljuschin aus München mitgenommen hatte. Ihm war nicht ganz klar, warum sein Kommandeur so einen Aufwand betrieb. Nutten, auch hübsche Nutten, gab es doch nun wahrlich überall.
    Eigentlich hätte er sie in dem Raum neben dem Wohnzimmer einschließen sollen. Aber dann wäre der Wachdienst noch langweiliger. So konnte er sie wenigstens ansehen und sich an ihrer Angst berauschen. Ja, das Miststück hatte Angst.
    Sie hatte Angst vor ihm.
    Er hatte die Kontrolle. Sie war ihm ausgeliefert.
    Er spürte das beginnende Pulsieren der Geilheit zwischen seinen Beinen.
    Iljuschin würde ihn töten, wenn er ihr etwas antun würde, das wusste Tomjedow. Obwohl das, was Iljuschin mit ihr machen würde, wenn die Zeit gekommen war, sicherlich abscheulicher wäre als alles, was er sich in seinen wildesten Phantasien vorstellen konnte.
    Eigentlich, dachte sich Tomjedow, eigentlich könnte mir die Nutte doch wenigstens einen blasen.
    Was war da schon dabei?
    Die kleine Schlampe würde Iljuschin bestimmt nichts sagen. Die wäre schon froh, wenn sie am Leben bliebe.
    Als er aufstand und langsam in ihre Richtung ging,

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