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Olga & Lust und Leid

Olga & Lust und Leid

Titel: Olga & Lust und Leid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Anderson
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aufgegriffene Bolschewiken erschoss, auf dem Dachboden unseres Hotels getroffen. Wir hatten uns dort verabredet, um der schmutzigen Lust zu frönen. Sein Geruch war mir zuvor schon aufgefallen. Seine Küsse schmeckten nach Kautabak. Nachdem er ausgiebig meiner kranken Lust gedient hatte, trank ich sein Blut und warf ihn aus dem Fenster. Da dies schon der v ierte Todesfall von ähnlicher Art war, suchten Tarpen und seine Männer nun nach den hinterhältigen terroristischen Bolschewiken, die solche „Mordanschläge“ auf die tapferen Tschechen vollführten. Sie vermuteten diese hinter den Taten.
    Mein Beschützer hatte mir davon heute vor unserem Aufbruch in die Oper erzählt und mich gebeten, sicherheitshalber immer ein Messer bei mir zu tragen. Er reichte mir einen kleinen Dolch als Geschenk, in dessen Klinge ein blutendes goldenes Herz graviert war. Die Waffe hatte einen vollendeten ziselierten silbernen Griff und steckte in einem dünnen ledernen Halfter, das man um das Bein binden konnte. Ich hatte gelacht, das Messer aber angenommen, um nicht aufzufallen.
    Vor einigen Tagen hatte man in der Stadt zudem drei Bewacher des Ipatjew-Hauses gefunden. Ihnen war es nicht wie Jurowski gelungen, im letzten Moment durch den Ring zu entfliehen.
    Man verhörte sie seit Tagen. Da sie jedoch nicht zum eigentlichen Erschießungskommando gehört hatten, konnten sie trotz der Folter nur allgemeine Angaben zum Geschehen in der Mordnacht machen. Das neue Grab meiner Familie war noch immer nicht gefunden worden. Wilde Vermutungen machten die Runde.
    Sollte ich die drei selbst töten, obwohl ihr Tod sicher war? Tarpen hatte mir, da ich weibliche Neugierde vortäuschte, Einblick in die Dienstpläne des Gefängnisses und Kontakt zu einem der Wachmänner verschafft. Dieser war mir bereits verfallen, wagte aber wegen meines Beschützers nicht, dies offen zu zeigen. Wenn ich ihm das bot, was er sich wünschte, würde er jeden Wunsch gewähren. War diese unbedeutende Rache das Risiko wert?
    Durch die Sperrstunde waren die wenigen Kulturveranstaltungen recht früh angesetzt, damit alle Besucher noch rechtzeitig nach Hause kamen. Zudem dunkelte es früh und der Schnee war schon recht hoch.
    Leider wurde mein lieber Begleiter während des heutigen Konzertes abgerufen. Es gab wohl etwas Wichtiges zu besprechen. Eine Offensive der Roten drohte. Die Kriegszeiten forderten ihren Tribut.
    Aus diesem Grund fuhr ich nun allein in dem Schlitten durch den Schnee nach Hause. Es boten immer genug Kutscher ihre Dienste vor der Oper an, weil gutes Geld und ausreichend Arbeit selten waren.
    Da von Ersterem reichlich in meinem Besitz war, konnte ich mir diesen einfachen Luxus ohne Probleme leisten. Zudem stellte das Hotel keine Kosten für das Zimmer in Rechnung, weil dieses ja offiziell dem Oberst gehörte. Auch Tarpen ließ es sich nicht nehmen, für die meisten Unkosten aufzukommen.
    Wahre Freunde wie ihn gibt es selten in der Welt. Einen gewissen Dienst hatte mein treuer Gefährte noch immer nicht erhalten. Natürlich wusste ich, dass er mich inbrünstig begehrte. Es gab jedoch verschiedene Gründe, die mich abhielten, ihn auf diese gewöhnliche Weise glücklich zu machen. Wie sollte ich meine immer wiederkehrende Jungfräulichkeit erklären? Es bestand zudem die Gefahr, dass meine bösen lustvollen Fantasien die Kontrolle übernahmen und die Bestie in mir dann nicht mehr beherrschbar war und ihm ein Leid zufügte. Eine hinterhältige Stimme drängte mich, dies doch einfach auszuprobieren. Doch der wunderbare Freund war für ein solches Spiel zu kostbar. Dieser Gefahr sollte er nicht ausgesetzt werden. So bekam der Mann, der mich wahrlich liebte und dem ich viel verdankte nur oberflächliche Zärtlichkeiten, während gleichzeitig die niedrigsten Verbrecher an dem naschten, wovon er träumte. Sie bekamen jedoch auch den sofortigen Tod.
    Während ich so den Gedanken nachhing, die Pferde fröhlich vor sich hin trabten und die Kufen über den Schnee schliffen, zog sich plötzlich die harte Schale um mein Herz schmerzhaft und zornig zusammen. Ein blutiger Spritzer des Schmerzes durchdrang diese. Hass und Bosheit überkamen mich schlagartig.
    Pawel Medwedew, mein persönlichen Henker, ging zufrieden rauchend die Straße entlang. Eilig warf ich dem Kutscher ein Geldstück zu und sprang noch während der Fahrt vom Wagen.
    Ich hatte ihn gefunden! Der Zufall hatte mir geholfen. Meine Augen färbten sich rot, da das rasende Herz das Blut in sie trieb. Ich wollte

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