Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition)
Riesinger noch einen Rest von A rgwohn gehabt hätte, gegenüber dem Polizisten, den er nicht kannte, jetzt war er verflogen.
„ Wir arbeiten in Frankfurt mit dem BKA zusammen“, sagte Agayer ins Blaue hinein.
„ Aha, Sie sind aus Frankfurt. Daher kenne ich ihr Gesicht nicht. Ich habe davon gehört, dass das BKA in Frankfurt an der Bande dran ist. Es gibt einen verdeckten Ermittler. Kennen Sie den?“, fragte Riesinger. Agayer hatte in wenigen Sekunden mehr erfahren als in den Befragungen von Hell. Dieser Polizist hier war offensichtlich ein Trottel.
Riesinger drehte sich um. „ Was Sie nicht sagen. Ein verdeckter Ermittler. Nein, ich kenne den nicht, aber ich würde ihn gerne kennenlernen“, antwortete Agayer.
Riesinger wurde aufmerksam, stutzte. Ihm schwante leider zu spä t, dass er einen verhängnisvollen Fehler gemacht hatte. Zu spät. „Sie sind kein Polizist“, konnte er noch sagen, bevor er von Agayer mit einem gewaltigen Schlag niedergestreckt wurde. Er stürzte vor ihm auf den Steg.
„ Nein, das Vergnügen hatte ich bisher noch nicht“, antwortete Agayer mit einem süffisanten Ton in der Stimme.
Er schü ttelte kurz die schmerzende Rechte. Dann packte er den Polizisten bei den Füßen und schleppte ihn hinter sich her. Riesingers Arme sahen dabei aus wie lahme Flügel eines verletzten Vogels. Er öffnete die Persenning eines Bootes, stieg an Bord, zog den Polizisten hinter sich her. Sein Kopf knallte hart auf den hölzernen Rumpf des Bootes. Er ließ ihn so liegen, wie er lag. Nach einer Minute kehrte er mit Kabelbindern wieder zurück. Er fesselte ihn nicht nur, sondern zurrte den Mann zusätzlich noch an dem hölzernen Gräting fest. Wäre er wach geworden, so hätte er sich nicht selbsttätig befreien können. Aus der Pantry des Bootes holte er ein Trockentuch und stopfte es dem immer noch ohnmächtigen Riesinger in den Mund.
Er nahm ihm den Schlü ssel für das Tor ab, leerte die Taschen, und nahm die Sachen mit. Handy, Dienstausweis, Waffe, alles wanderte in seinen Besitz über. Nachdem er die Persenning des Bootes fein säuberlich wieder geschlossen hatte, holte er den Audi von der Straße. Er fuhr das Fahrzeug so nah wie möglich an den Steg heran.
Der Hafen lag im Schummerlicht der wenigen Laternen, die die Stege beleuchteten. Von der Straß e aus war der Liegeplatz der ‚ Alya ‘ nicht einzusehen. Sein Blick wanderte hinüber zur Hafeneinfahrt. Auch von dort war keine Bedrohung wahrzunehmen.
Er wuchtete Rosin aus dem Kofferraum, stellte sie vor sich auf die Füß e, und schleppte sie mit schnellen Schritten zu seinem Boot herüber. Dasselbe machte er mit Badak. Der wimmerte vor Schmerz leise vor sich hin. Nachdem er ein paar Kabelbindern einen Einsatz gewährt hatte, ging er zurück. Er versteckte den Audi hinter einem Schuppen. Er brach die Türe des Schuppens auf, und suchte sich ein paar Dinge zusammen, die er noch benötigen würde.
*
Wendt war bereits nahe dem Ortsausgang von Bad Godesberg. ‚ We cry ‘ von ‚ The Script ‘ übertönte mühelos die Polizeisirene. Mit achtzig Stundenkilometern nahm er gerade die Eisenbahnbrücke auf der Mainzer Straße. Links. Rechts. Klauk rief zurück. Chris hatte das Handy von Rosin orten lassen. Es war noch in der Lagerhalle. Rosin war nicht dort. Man hatte alles nach ihr abgesucht, dabei drei Leichen gefunden. Die Wasserschutzpolizei war unterrichtet.
Klauk war schon auf der anderen Rheinseite unterwegs. „Ich sage dir Bescheid, wenn ich etwas sehe“, sagte er. Wendt bedankte sich, gab Gas und überholte einen langsamen Golf, der vor ihm fuhr. Kurze Zeit später wurde die Straße einspurig.
Klauk fuhr auf der anderen Rheinseite ü ber die B42. Er hatte sich dagegen entschieden, die ufernahe Straße zu benutzen. So würde er schneller auf der anderen Seite, gegenüber der Hafeneinfahrt, sein können. Von dort konnte er sehen, ob Agayer flussaufwärts oder flussabwärts unterwegs sein würde. Bei Klauk fuhr die Angst mit. Von außen hätte man denken können, einen Zivilpolizisten im Einsatz zusehen.
Sirene. Martinshorn. Tiefergelegter Golf. Wacher, entschlossener Blick. Doch im Auto saß ein Mensch, der hoffte, dass es nicht wieder so enden würde, wie bei Christina im Sommer. Er schickte ein Stoßgebet gen Himmel. Klauk war nicht gläubig, aber schaden konnte es sicher nicht.
Im Radio spielte leise ein Klavierkonzert von Mozart. Er wusste nicht, welches. Egal, Hauptsache etwas Beruhigendes. Auf Hö he von Königswinter war
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