Olivers Versuchung
„Lass uns das Hauptquartier alarmieren und die Sache ankurbeln!“
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Auf dem Weg zum Scanguards Hauptquartier alarmierte Samson seine Mitarbeiter per Telefon und gab die Anweisung, dass alle Vampire von ihren Patrouillen zurückkehren sollten und vor Sonnenaufgang im Hauptquartier erscheinen mussten. Niemand würde heute nach Hause gehen um zu schlafen, denn tagsüber würden sie einen Plan ausarbeiten, wie sie die zwölf inhaftierten Mädchen befreien und die Vampire, die das Bordell leiteten, zerstören konnten.
Oliver blühte bei diesem Teil seiner Arbeit jedes Mal auf. Wie bei einer gut geölten Maschine griffen alle Räder bei Scanguards ineinander. Jeder wusste, was er zu tun hatte.
Im gesamten Gebäude summte es wie in einem Bienenstock, als sie ankamen. Als er und Samson durch die Korridore marschierten, wurden sie von eifrigen Mitarbeitern begrüßt.
„Lass uns sehen, welche Informationen die anderen schon für uns haben“, meinte Simson, als er in den Situationsraum, einem großen, fensterlosen Büro mit mehreren Monitoren an den Wänden, eintrat. Mehrere Computer standen auf einem Schreibtisch auf einer Seite. Ein großer Tisch dominierte die Mitte des Raumes.
Thomas saß an einem der Computer, und seine Finger flogen so schnell über die Tastatur, dass die Bewegungen für das menschliche Auge nur verschwommen wahrnehmbar waren. Cain, der hinter ihm stand, beugte sich über Thomas’ Kopf und starrte auf den Monitor. Der Bildschirm war geteilt und zeigte eine Straßenecke aus verschiedenen Winkeln.
Quinn lehnte an dem Tisch in der Mitte und hörte Amaury und Zane zu, die in ein Gespräch mit Gabriel vertieft waren.
„Du bist zurück“, begrüßte Samson seinen Stellvertreter.
Als Gabriel sich umdrehte, um den Gruß zu erwidern, schien das Licht auf die rechte Seite seines Gesichts und zeigte seine Narbe deutlicher als normalerweise. Seine langen, dunkelbraunen Haare waren zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden.
„Hey Samson, Oliver. Bin vor ein paar Stunden zurückgekommen. Gerade rechtzeitig, wie sich herausstellt. Ich hätte ungern die ganze Aktion verpasst.“ Er grinste.
„Schön, dich zu sehen. Wo sind die anderen?“, fragte Samson.
Zane ging zum Tisch. „Jay durchsucht noch das Zeug, das er von Valentines Wohnung mitgebracht hat. Der Ort war ein Schweinestall. Es sind noch nicht alle von ihren Patrouillen zurück, aber sie sind verständigt worden. Eddie ist im Computerraum im Erdgeschoss und versucht, das Passwort eines zweiten Handys, das wir in Valentines Wohnung gefunden haben, zu knacken.“ Dann deutete er mit dem Daumen in Thomas’ Richtung. „Thomas versucht, Kamera-Zuführungen von außerhalb des Gebäudes zu finden.“
Oliver trat näher. „Wie?“
Thomas schaute kurz über seine Schulter. „Die Adresse, die du uns gegeben hast, ist eine alte Lagerhalle in einem heruntergekommenen Viertel von Oakland. Es könnte dort in der Gegend Überwachungskameras geben, vielleicht an einer Tankstelle oder in einem anderen Geschäft. Ich durchsuche die Gegend danach.“
„Was wissen wir sonst noch?“ Oliver blickte Zane erwartungsvoll an.
Zane zog seine Lippe hoch. „Leitest du jetzt den Laden?“
Oliver straffte seine Haltung, verzichtete jedoch darauf, seine Hände in die Hüften zu stemmen, um nicht wie ein aufgeblasener Pfau auszusehen. Stattdessen starrte er seinen Kollegen einfach an. „Wenn du dich erinnerst, war ich der Grund, warum wir diese Information überhaupt bekommen haben.“
Die Pattsituation dauerte mehrere angespannte Sekunden, in denen niemand sprach und nur Thomas’ Tippen auf der Tastatur zu hören war. Aus dem Augenwinkel bemerkte Oliver, dass auch Quinn angespannt zusah. War sein Erschaffer auf seiner Seite?
Dann entspannten sich Zanes Schultern, und er sah Samson und Gabriel an. „Irgendwann muss er ja mal lernen zu führen. Dann ist es wohl angebracht, dass er es bei einem Fall macht, um den er sich wirklich was schert.“
Überrascht, dass Zane nachgegeben hatte, war Oliver für einen Moment sprachlos. Dann trat er in Aktion.
„Cain, sag Eddie, er soll die Arbeit an dem Handy unterbrechen und uns die Baupläne des Gebäudes besorgen!“
Cain nickte, nahm den Hörer ab und wählte eine zweistellige Nummer.
Während der nächsten paar Stunden organisierten sie die Überwachung der Lagerhalle und sprachen Ideen durch, wie sie angreifen konnten, ohne die Frauen zu gefährden und was sie mit den Kunden machen würden, die sie auf dem
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