Olivers Versuchung
auf ihn wartete und sich vielleicht Sorgen machte.
Es war fast Sonnenuntergang, bis Oliver sich aus dem Situationsraum schleichen und ein ruhiges Büro finden konnte, von wo aus er sie anrufen konnte, ohne belauscht zu werden.
Er wählte die vorprogrammierte Nummer und behielt die Tür im Auge.
„Oliver?“, kam Ursulas Stimme durch die Leitung.
„Ja, Baby, ich bin’s.“
Sie seufzte.
„Ich habe aufregende Neuigkeiten. Wir wissen, wo das Blut-Bordell ist. Es ist drüben in Oakland. Wir werden heute Abend dort angreifen und die Frauen rausholen.“
„Oh Gott! Ich kann’s gar nicht glauben!“ Ihre Stimme war von Aufregung gefärbt.
„Es wird bald alles wieder gut werden.“
„Was habt ihr vor? Es wird gefährlich sein, oder?“
Er schmunzelte. „Machst du dir um mich Sorgen?“
„Und wenn das so wäre?“
Stolz ließ seine Brust anschwellen. Ursula sorgte sich um ihn. „Ich verspreche dir, dass ich weiß, was ich tue. Und meine Kollegen auch. Wir diskutieren gerade unsere Strategie. Mach dir keine Sorgen, wir gehen schwer bewaffnet hinein!“
Ihr Atem stockte. „Aber die Mädchen! Ihr dürft ihnen nicht wehtun.“
„Das tun wir auch nicht. Wir haben einige hervorragende Scharfschützen in unserem Team. Keinem der Mädchen wird etwas geschehen. Das verspreche ich dir.“
„Es ist so gut zu wissen, dass das alles bald vorbei ist. Wie habt ihr überhaupt herausgefunden, wo sie jetzt sind?“
„Ich bekam einen Anruf von Corbin, dem Vampir, dem du die Brieftasche gestohlen hast.“
„Er hat herausgefunden, wo sie hingezogen sind?“
„Ja, er bekam eine E-Mail-Benachrichtigung mit der neuen Adresse. Da hatten wir echt Glück! Denn er dachte nicht, dass sie ihn überhaupt benachrichtigen würden, weil er doch nur ein einziges Mal in dem Blut-Bordell war.“
„Was?“
„Ich sagte, wir hatten Glück –“
„Oliver, Corbin war nicht nur einmal dort. Ich habe ihn viele Male gesehen. Er war ein Stammkunde.“
Ursulas Worte trafen ihn wie ein Blitz. „Aber er sagte . . . bist du dir sicher?“
„Glaube mir . . . Oh verdammt, ich glaube, Vera ist vor der Tür. Ich muss aufhören.“
„Warte –“ Doch die Leitung war schon tot. „Fuck!“
Warum sollte Corbin wegen der Tatsache, dass er ein Stammkunde im Bordell war, lügen? Warum sollte er behaupten, dass er nur einmal dort gewesen war und das spezielle Blut nicht mochte? War es möglich, dass Ursula ihn mit einem anderen Kunden verwechselt hatte? Nein, er konnte sich nicht erlauben, an ihren Worten zu zweifeln. Wann immer er das getan hatte, war er falsch gelegen, und sie hatte recht gehabt.
Er musste seinem Bauchgefühl folgen.
Oliver stürmte in den Situationsraum, gerade als Eddie auch eintrat.
„Corbin hat uns angelogen.“
Alle Köpfe wandten sich ihm zu.
„Ich habe gerade mit Ursula am Telefon gesprochen. Sie bestätigt, dass Corbin ein Stammkunde war.“
Zane unterbrach ihn. „Du hast mit Ursula gesprochen? Ich habe ausdrücklich angeordnet –“
„Das ist jetzt nicht wichtig!“, rief Oliver aus. „Ich habe sie gefunden. Was sie mir erzählt hat, deutet darauf hin, dass Corbin lügt. Er war regelmäßig Gast in dem Blut-Bordell, während er mir gegenüber behauptete, dass er nur ein einziges Mal dort gewesen war und es nicht gemocht hatte. Er hat uns getäuscht! Die Lagerhalle in Oakland muss eine Falle sein.“
„Es gibt viele Gründe, warum er nicht zugeben wollte, dass er ein Stammkunde war“, überlegte Samson.
„Samson hat recht“, warf Gabriel ein. „Das bedeutet nicht, dass das Blut-Bordell nicht dort ist, wo Corbin sagt. Außerdem –“ Er deutete auf den Monitor, wo das Live-Video der Lagerhalle zu sehen war. „– haben unsere menschlichen Bodyguards bestätigt, dass dort etwas vor sich geht. Es müssen sich mindestens ein Dutzend Leute im Inneren verschanzt haben.“
„Aber keinerlei Anzeichen von den Frauen“, stellte Oliver fest. „Das macht es zu einer Falle.“
„Wir sollten trotzdem angreifen“, sagte Zane. „Dann nehmen wir eben mehr Männer mit.“
„Nein! Zuerst schnappen wir Corbin.“
Amaury zuckte die Achseln. „Wir können ein paar Leute zu ihm ins Haus schicken und ihn überprüfen, während der Rest von uns nach Oakland fährt. Es dauert sowieso eine Weile, bis wir dort ankommen.“ Dann blickte er Eddie an. „War irgendwas auf dem zweiten Telefon von Valentine?“
„Ich habe das Passwort geknackt“, antwortete Eddie. „Aber er bekam keine SMS oder E-Mails
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