Olivers Versuchung
„Vielleicht hätte ich erwähnen sollen, dass ich der Fänger in unserem Baseball-Team war, du Arschloch.“
Cain platzte in den Raum, immer noch seine Waffe in der Hand. „Sieht so aus, als ob ich ein schlechterer Schütze bin, als ich dachte.“
„Du hättest ihn mir überlassen sollen“, mahnte Thomas hinter ihm, als auch er in den Raum drang.
„Wo wart ihr so lange?“, knurrte Oliver seine Kollegen an, wartete aber nicht auf eine Antwort und eilte stattdessen zu Ursula. „Ursula, Baby. Ist alles in Ordnung? Bist du verletzt?“
Sie griff nach ihm, und er zog sie in eine Umarmung. „Ich bin okay“, flüsterte sie. Dann krallten sich ihre Hände in sein Hemd. „Ein Dutzend Vampire wartet in der Lagerhalle in Oakland auf euch.“
„Wir haben alles unter Kontrolle.“
Sie nahm ein paar tiefe Atemzüge. „Die Mädchen. Er sagte, sie werden irgendwo aufgeladen und weggebracht. Aber er hat nicht gesagt wo und wohin.“
Oliver hob die Hand, die Corbins Handy hielt, dann wandte er sich an seine Kollegen.
„Thomas, kannst du das Passwort von Corbins Handy knacken und sehen, ob du eine Spur zu den Mädchen finden kannst? Er wollte es zerstören, deshalb glaube ich, dass Informationen über den Aufenthaltsort der Mädchen darauf sind.“ Oliver strich mit der Hand über Ursulas Haar.
Thomas nahm das Telefon entgegen. „Kein Problem. Gib mir ein paar Minuten.“ Er setzte sich auf das Bett und zog ein kleines elektronisches Gerät aus seiner Lederjacke, dann steckte er ein Kabel in Corbins iPhone.
Ursula schlang ihre Arme um Olivers Hals. „Du hast mich gerettet.“
Oliver lächelte und deutete auf Cain. „Genauer gesagt hat Cain mir geholfen, aber wenn du mich stattdessen küssen willst, ist das schon okay.“
Kaum hatte er das letzte Wort gesprochen, waren Ursulas Lippen schon auf seinen und versengten sie mit einem Kuss. Hätte Cain sie nicht beobachtet, dann hätte Oliver mehr getan als sie nur geküsst. Aber die Sache war noch nicht vorbei, und es gab noch Unschuldige, die gerettet werden mussten.
Als Oliver in den Flur blickte, bemerkte er mehrere von Veras Mädchen. „Scheiße, sie müssen den Schuss gehört haben. Cain, Zeit zum Aufräumen.“
Cain nickte, als plötzlich Vera in den Raum stürmte. Ihr Blick huschte von Oliver und Ursula zu Cain und Thomas und dann wieder zu Oliver. „Ich fand Ophelia tot in einem der Zimmer“, murmelte sie und schloss die Tür hinter sich. „Mit gebrochenem Genick.“
Oliver schloss die Augen. „Oh, Scheiße. Corbin muss sie getötet haben.“
„Corbin? Der neue Kunde, den du empfohlen hast?“, fragte Vera.
„So ist er also hier hereingekommen.“
Cain hob die Hand. „Ich informiere dich in Kürze über alles, Vera. Aber zuerst müssen wir hier aufräumen.“ Er deutete zur Tür, hinter der Veras Mädchen immer noch warteten. Oliver konnte ihre betroffenen Stimmen durch die Tür hören.
Cain führte Vera aus dem Zimmer.
Oliver blickte zu Thomas, der konzentriert auf das Gerät in seiner Hand starrte. Da Oliver wusste, dass er ihn nicht stören sollte, nahm er Ursula beiseite.
„Woher wusstest du, dass Corbin hierher kommen würde?“, fragte sie leise.
„Als ich herausfand, dass Corbin sein Haus ausgeräumt hatte, wäre ich fast durchgedreht. Da wurde mir klar, dass er uns eine Falle gestellt hat, um zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: mich und Scanguards aus dem Weg zu räumen, während er dich und die Mädchen wegtransportiert.“
„Ich hatte nie den Verdacht, dass er der Chef war“, gab Ursula zu. „Er war wie jeder andere Blutegel. Er ist nicht aufgefallen.“
„Ich glaube, das war auch so gedacht. Er wollte die Dinge im Auge behalten. Ich frage mich nur, wie er die Tatsache, dass er ein Süchtiger war, verstecken konnte. Ich sah keine Anzeichen von Abhängigkeit bei ihm.“ Oliver konnte nicht glauben, dass er so blind gewesen war.
„Vielleicht war er nicht süchtig.“
„Wie meinst du das?“
„Was wäre, wenn er nie viel von unserem Blut getrunken hat?“
„Und?“, fragte Oliver mit Interesse.
Sie senkte ihre Stimme noch mehr, denn sie wollte offensichtlich nicht von Thomas belauscht werden, obwohl Oliver wusste, dass sein Kollege sie hören könnte, wenn er daran Interesse hätte. „Erinnerst du dich daran, als du Gedankenkontrolle an mir angewendet hast, um mich glauben zu lassen, dass du mich gebissen hast?“
Er nickte. Wie konnte er das je vergessen? „Aber Gedankenkontrolle wirkt nicht auf
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