Olivers Versuchung
Vampire. Die Wachen hätten es bemerkt.“
„Er könnte einfach seine Fänge auf der Seite des Halses hineingeschlagen haben, die von der Wache abgewandt war, aber nicht an der Vene gesaugt haben. Die Wache hätte das Blut gerochen, weil er unsere Haut durchstochen hat, aber wir hätten nie gewusst, dass er nicht von uns trank, weil er Gedankenkontrolle anwendete, um uns glauben zu machen, dass wir spürten, wie er unser Blut trank.“
„Mein Gott, du könntest recht haben. Wie sonst hätte er die Kontrolle behalten können?“ Er lächelte sie an. „Du bist sehr klug.“
Sie erwiderte sein Lächeln, bevor sie wieder ernst wurde. „Werden wir sie finden?“
Statt einer Antwort wandte er sich an Thomas, der im selben Moment von dem Handy aufblickte. Ein triumphierendes Grinsen war auf seinem Gesicht zu sehen.
„Ich hab’s!“
37
Der LKW-Rastplatz an der Autobahn war belebt. Mehr als zwei Dutzend großer Lastwagen waren in Reih und Glied geparkt. Viele davon würden vermutlich die ganze Nacht dort stehen. Einige der Fahrer schliefen wahrscheinlich schon in ihren Kabinen, andere saßen noch im Restaurant und aßen ein spätes Abendessen.
Oliver bog mit dem Minivan in den Parkplatz ein und stellte den Motor ab. Neben ihm blickte Thomas zu den geparkten LKWs. Gabriel und Amaury, der erst kurz zuvor aus Oakland zurückgekommen war, nachdem er ein Aufgebot von Mitarbeitern bei der Lagerhalle in Position gebracht hatte, saßen auf der Rückbank.
Ursula saß zwischen den beiden großen Vampiren. Sie fühlte sich immer noch nicht ganz wohl mit ihnen, aber sie wusste, dass sie sich schließlich und endlich an sie gewöhnen würde. Olivers Gegenwart gab ihr ein Gefühl der Sicherheit. Er und Thomas drehten ihre Köpfe zu ihr.
„Ich fürchte, wir haben keine Informationen darüber, wie der LKW aussieht, aber die E-Mail, die wir auf Corbins Telefon gefunden haben, bestätigt, dass jemand Ursula hierher bringen sollte. Ich vermute, Corbin versuchte immer noch, anonym zu bleiben, denn er machte eine Bemerkung in der E-Mail, dass eine neue Wache dich hierher bringen würde“, sagte Oliver.
„In dem Fall“, meinte Gabriel, „sollten wir ihnen präsentieren, was sie erwarten, oder nicht? Das wird sie rauslocken.“
Oliver nickte. „Das habe ich mir auch gedacht.“ Er sah sie an. „Du wirst sicher sein. Meine Kollegen werden in der Nähe sein und die Wachen angreifen, sobald sie sich zeigen. Sie werden dir nie nahe genug kommen, um dir etwas anzutun.“
Ursula nickte, denn sie war zu dem gleichen Schluss gekommen. „Du hast recht.“
„Gut. Ich bringe Ursula zu Fuß in Richtung des Restaurants, und wir gehen an den Lastwagen vorbei –“
„Nein!“, unterbrach sie ihn.
Ein verwirrter Blick huschte über Olivers Gesicht. „Ich dachte, du wärst damit einverstanden.“
„Ich will, dass Gabriel mich hinbringt.“
Als Oliver zu protestieren versuchte, hob sie ihre Hand. „Hör mir zu! Corbin ist dir gefolgt, was bedeutet, dass er wahrscheinlich auch über Scanguards Bescheid weiß. Was ist, wenn er deine Kollegen auch gesehen hat? Und was, wenn er Fotos gemacht hat, um sie an seine Mitarbeiter zu geben, sodass sie auf der Hut sind?“ Sie deutete auf Gabriel. „Du hast mir gesagt, dass Gabriel erst vor ein paar Stunden aus New York zurückgekehrt ist, als Corbin wahrscheinlich bereits geplant hatte, mich bei Vera zu schnappen. Er kann Gabriel noch nicht gesehen haben.“
Dann warf sie Gabriel einen Seitenblick zu und lächelte ihn an. „Nichts für ungut, aber du siehst so aus, als ob du für Corbin arbeiten könntest.“ Ihre Augen wanderten zu der großen Narbe auf seinem Gesicht.
Einen Moment später blickte Gabriel Oliver an. „Sie hat recht. In beiden Punkten: Corbin hat mich nicht sehen können, und ich glaube, ich sehe ein bisschen wie ein Verbrecher aus.“
Widerwillig gab Oliver nach und starrte Gabriel an. „Gut. Aber wenn ihr etwas passiert, dann helfe dir Gott!“
Gabriel verdrehte die Augen und öffnete die Tür.
„Warte!“, sagte Oliver, griff in seine Tasche und zog einen Pflock hervor. Er reichte ihn ihr. „Nur für alle Fälle.“ Mit einem letzten Lächeln folgte Ursula Gabriel aus dem Auto und stopfte den Pflock in ihre Jackentasche.
„Ich glaube, du solltest meinen Arm packen und mich mitziehen“, murmelte sie. „Corbins Wachen waren nicht gerade zimperlich.“
Gabriel nahm ihren Arm und gab ihr einen sanften Schubs nach vorne. Sie bogen um ein paar Autos herum und
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