Olivers Versuchung
und die Menschen um sich herum beobachtete, doch niemand schien ihm Aufmerksamkeit zu schenken. Mit seinen Fingerspitzen öffnete er die Tür ein paar Zentimeter und lugte dann nach innen. Nach dem wenigen zu urteilen, was er aus diesem Blickwinkel sehen konnte, schien dies ein privater Party-Raum, der mit einem großen Sofa ausgestattet war, zu sein.
Cain ließ seine Sinne schweifen, konnte aber nicht die Anwesenheit von Vampiren spüren. Er atmete tief ein. Das, was er roch, brachte sein Zahnfleisch heftig zum Jucken: Blut.
„Scheiße!“, fluchte er und zog die Tür weit genug auf, sodass er sich ins Innere quetschen konnte. Er schloss sie hinter sich und hielt währenddessen den Atem an.
Seine Augen brauchten eine Sekunde, um die Situation zu beurteilen, und sein Magen eine weitere, um sich umzudrehen.
***
Zane kniff die Augen zusammen und konzentrierte sich auf eine Gruppe von Jugendlichen, die zur Musik schrien und wild tanzten, als er plötzlich einen Geruch aufschnappte. Neben ihm knurrte Amaury: Er roch das Gleiche.
Gleichzeitig bahnten sich er und Amaury einen Weg durch die Menge und eilten in die Richtung, aus der der Geruch von Blut kam. Zane scannte die Umgebung. Neben der Bar, die ähnlich groß war wie die im Erdgeschoss, befanden sich kleine Nischen in einer Ecke. Die Eingänge waren zum Teil durch verspiegelte Raumteiler versteckt. In den Nischen befanden sich Sitzgelegenheiten aus Plüsch und niedrige Tische für die Getränke.
Als Zane näher trat, spürte er die Aura eines Vampirs. Er stürmte in die Nische, Amaury nur wenige Schritte hinter ihm. Ein Vampir hing am Hals einer jungen asiatischen Frau und saugte an ihr. Ihr Kampf gegen ihn war ein Beweis dafür, dass sein Biss nicht willkommen war und dass der Vampir sich nicht bemühte, sie mit Hilfe von Gedankenkontrolle zu beruhigen. Seine Hand hielt ihren Mund zu, damit sie nicht schreien konnte, aber in ihren Augen konnte man ihre Schreie sehen. Der Vampir ließ sie absichtlich leiden.
Zane sprang auf ihn zu, als der verrückte Vampir plötzlich herumwirbelte und ihn mit roten Augen und Fangzähnen, von denen Blut tropfte, anfunkelte. Der Fremde stürzte sich sofort so heftig auf ihn, dass Zane mit dem Rücken gegen eine Wand geschleudert wurde und deren verspiegelte Oberfläche zerbrach.
Zane fing sich schnell wieder, doch dieser Vampir war wilder als er jemals einen anderen Vampir zuvor gesehen hatte. Wie ein Tier, das angegriffen wurde, knurrte er. Speichel und Blut tropften aus seinem Mund, während er mit seinen Krallen auf Zanes Hals zielte. Zane wich ihm aus.
Die Schreie des Mädchens, die der ausgerastete Vampir zuvor gedämpft hatte, drangen jetzt ungehindert aus der Kehle seines Opfers. Zane überzeugte sich, dass Amaury die Situation im Griff hatte, und konzentrierte sich wieder auf seinen Angreifer.
Zane waren blutige Kämpfe nicht fremd, aber dieser Vampir war anders, stärker und gefährlicher, obwohl er nur durchschnittlich groß war. Blutlust, das musste es sein. Es gab keine andere Erklärung dafür.
Bei jedem anderen Kampf hätte Zane einfach nach seinem Pflock gegriffen und ihn ins Herz seines Gegners getrieben, aber diesen Typen brauchte er lebendig. Dies war das erste Mal, dass sie einen der Verrückten, um die sie sich auf Anordnung des Bürgermeisters kümmern sollten, zu Gesicht bekamen. Und wenn sie wissen wollten, was wirklich los war und was dazu führte, dass diese Vampire so ausrasteten, dann musste er einen von ihnen lebendig erwischen.
Als er dem nächsten Schlag seines Angreifers auswich, drehte sich Zane blitzschnell um und sprang hinter ihn. Dann trat er ihm in die Kniekehlen. Doch anstatt zusammenzusacken, wie Zane es erwartet hatte, schlug der Ellbogen des Vampirs zurück, traf in Zanes Brustkorb und raubte ihm den Atem.
„Fuck!“, presste Zane hervor, als er den gewaltsamen Stoß auffing.
„Kette!“, rief Amaury ihm zu.
Zane drehte seinen Kopf und sah, wie Amaury in Vampirgeschwindigkeit seine Handschuhe überzog, bevor er in seine Tasche griff. Als er eine silberne Kette herauszog, sprang Zane beiseite und gab Amaury freie Sicht auf Zanes Gegner. Dieser hatte sich bereits umgedreht und war bereit, weitere Tritte und Schläge auszuteilen.
Mit hohen Kicks seiner Beine verhinderte der Kerl, dass Amaury ihm nahe genug kommen konnte, um die Kette um seinen Hals zu werfen. Mit gefletschten Zähnen knurrte der Schurke wie ein Tier und sprang auf Amaury zu. Zane, der an der Seite stand,
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