Olivers Versuchung
der Dunkelheit bemerkte er, wie sie errötete. Er konnte der Versuchung nicht widerstehen, ihr einen Kuss auf ihre rosa Wange zu drücken. „Es tut mir leid, was heute Abend passiert ist.“
„Du meinst, dass sie unangekündigt zurückgekommen sind?“
Er schüttelte den Kopf. „Nein, ich meinte, was im Minivan geschehen ist. Als ich . . . ausgehungert war.“
„Oh.“
„Ich weiß, dass ich dich damit verängstigt habe. Es wird nie wieder vorkommen. Ich werde sicherstellen, dass ich mich öfter ernähre, sodass du das nicht noch einmal mit ansehen musst.“ Als sie nicht antwortete und stattdessen ihre Lider senkte, fragte er sich, ob seine Worte es nur noch schlimmer machten. Schließlich ernährte er sich immer noch direkt von Menschen, selbst wenn er ihr versprochen hatte, sie nicht zu beißen. „Ich bin was ich bin, Ursula. Ich versuche verzweifelt, mich zu ändern, aber es ist . . . schwierig.“
Sie legte ihre Hand auf seinen Unterarm. „Das verstehe ich.“
Sein Herzschlag beschleunigte sich. „Also ist alles in Ordnung? Ich meine, zwischen uns?“
„Alles ist in Ordnung.“ Sie lächelte ihn an. „Was für Neuigkeiten hast du?“
„Ich fand den Vampir, dessen Brieftasche du gestohlen hast.“
Oliver spürte die Aufregung, die sie durchzog. „Bitte erzähl mir, was er gesagt hat!“ Ihre Augen hingen an seinen Lippen.
„Er hat bestätigt, dass er des Blutes wegen dort war. Er weiß, dass es wie eine Droge wirkt.“
„Hat er dir gesagt, wohin sie umgezogen sind?“
„Er sagte, er weiß es nicht.“
Enttäuschung breitete sich in ihrem Gesicht aus. Mit seiner Hand unter ihrem Kinn hob er ihr Gesicht hoch. „Mach dir keine Sorgen. Wir haben doch gerade erst angefangen, der Sache nachzugehen. Wenn sie das Blut-Bordell woanders wieder aufmachen, dann brauchen sie bestimmt ein paar Tage, bis sie alle ihre Kunden benachrichtigt haben. Wir müssen Geduld haben.“
Sie nickte, obwohl er sehen konnte, dass sie nicht völlig davon überzeugt war. „Ich hoffe, du hast recht.“
Er streichelte ihre Wange mit seinem Daumen. „In der Zwischenzeit werde ich einer anderen Spur nachgehen.“
„Welcher anderen Spur?“
„Überlass das mir! Wenn ich etwas Konkretes habe, lasse ich es dich wissen. Ich will dir keine Hoffnungen machen, falls es sich als Sackgasse entpuppt. Bitte vertrau mir, wir werden sie finden!“
„Ich hasse es zu warten.“
„Es wird nicht lange dauern.“ Dann stand er auf. „Ich gehe jetzt lieber.“
Sie legte eine Hand auf seinen Arm und hielt ihn zurück. „Bitte bleib noch eine kleine Weile, nur bis ich wieder eingeschlafen bin.“
„Das sollte ich lieber nicht.“ Aber ihre Augen flehten ihn an, und er konnte ihr ihre Bitte nicht abschlagen. „Nur für ein paar Minuten.“
Er zog die Decke beiseite, schlüpfte darunter und zog Ursula gegen seinen voll bekleideten Körper. „Passt das so?“
„Ja“, flüsterte sie und kuschelte sich an ihn.
Seine Arme umschlangen ihren Rücken und einer glitt auf ihrem Po. Als er sie sanft streichelte, schnurrte sie wie ein Kätzchen und legte ein Bein über seine Oberschenkel.
„Schlaf jetzt“, murmelte er und strich mit der Hand über ihr seidenes Haar.
24
Cain saß in einem kleinen Büro hinter einem Glasfenster, von dem aus er einen tiefer gelegenen Verhörraum überblicken konnte. Neben ihm trank Thomas noch den Rest seiner Flasche Blut.
„Wurde auch Zeit, dass dieser Verrückte wieder zu Bewusstsein kommt. Ich brauche Schlaf.“
Cain konnte ihm nur zustimmen. Nachdem sie den Schurken zu Scanguards’ Hauptquartier transportiert hatten, war dieser bewusstlos geworden, als ob er im Vollrausch wäre. Zumindest hatte er aufgehört, schreiend nach echtem Blut zu verlangen, was immer er auch damit meinte. Stundenlang hatten Thomas, Zane und Cain in der V-Lounge darauf gewartet, dass der Gefangene wieder das Bewusstsein erlangte. Amaury war schon lange vorher nach Hause gegangen, als seine Gefährtin ihn angerufen hatte.
Selbst Cain hatte Ninas verführerische Stimme durchs Telefon hören können, als sie Amaury beschrieb, was sie trug. Er hatte seinen Kollegen noch nie schneller abhauen sehen. Nicht, dass sie Amaury brauchten, um den verrückten Vampir zu befragen. Zane hatte sich für diesen speziellen Job freiwillig gemeldet. Jetzt tippte er ungeduldig mit dem Fuß und wartete in dem Verhörraum unter ihnen auf den Schurken.
Cain wirbelte seinen Kopf zur Tür des Verhörraums, als diese geöffnet wurde und
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