Olivia und der australische Millionär
gesetzt und drohte bereits überzuschnappen!
„Na, na … niemand will dir was tun. Trink jetzt, dein Organismus sollte etwas runtergekühlt werden.“
„Alles bestens, Darling“, versicherte auch Bessie mit breitem Lächeln.
Olivia gehorchte. Es tat unglaublich gut. Sie hatte gar nicht gewusst, dass klares Wasser so gut schmecken konnte!
„Bitte … kann ich mich jetzt aufsetzen?“
„Immer mit der Ruhe.“ Selbst mit dem zerzausten Haar, das ihr übers Gesicht fiel, der derangierten Seidenbluse und dem geöffneten Rockbund schaffte Olivia Balfour es, immer noch elegant auszusehen, stellte Clint fasziniert fest. Es musste wohl irgendwie von innen kommen.
„Wie fühlst du dich jetzt?“, fragte er. Ihre Augen leuchteten in exakt dem durchdringenden Blau wie die kostbare Chinavase in seinem Haus.
„Alle starren mich an“, flüsterte Olivia nervös.
Und damit hatte sie sogar recht. Aber es war kein unangenehmes, aufdringliches Starren, sondern eher Neugierde. Sicher hatte die aufregende Neuigkeit, dass eine echte Pom bei Clint McAlpine, dem größten Rinderzüchter des nördlichen Territoriums, arbeiten würde, längst die Runde gemacht.
„Woher weißt du eigentlich, dass sie dich anstarren?“, fragte Clint selbstgefällig und konnte den Blick einfach nicht von ihrem langen blonden Haar abwenden. Die wenigen Male, die sie sich über den Weg gelaufen waren, hatte Olivia es stets zu einem eleganten, aber wenig kleidsamen Knoten aufgesteckt getragen.
„Es ist mir so peinlich, dass ich in Ohnmacht gefallen bin!“
„Mach dich nicht lächerlich!“ Wenigstens kehrte endlich etwas Farbe auf ihre blassen Wangen zurück. Ob es an seinem schwachen Scherz oder an Olivias überzogenem Schamgefühl lag, wusste er nicht. Vielleicht ärgerte sie sich auch heimlich über seinen forschen Ton, der sich seltsamerweise automatisch einstellte, sobald er der stolzen Eisprinzessin auch nur in die Nähe kam.
Dass ihr Vater sie ausgerechnet nach Australien schicken wollte und dann auch noch seiner Obhut anvertraute, war ein echter Schock für Clint gewesen. Und ihn schockte so schnell nichts! Natürlich wusste er alles über den Skandal, der Auslöser für Oscar Balfours ebenso spontane wie weitreichende Entscheidung gewesen war. Obwohl er die einschlägigen Magazine selbst nicht las, hatte er genügend Verwandte, Freunde und Geschäftskontakte in England, die ihn nur zu bereitwillig mit dem neuesten Klatsch versorgten.
Ehrlich gesagt konnte er sich Olivia gar nicht in einer Auseinandersetzung mit ihrer hinreißenden Schwester, dem wilden Zwilling , vorstellen, die sogar in einer Ohrfeige gegipfelt haben sollte. Olivia war für ihn stets die Eisprinzessin gewesen, unfähig und unwillig, von ihrem hohen Ross herabzusteigen und sich unter die Normalsterblichen zu mischen. Doch diesmal schien sie tatsächlich abgestürzt zu sein.
Was sie seiner Meinung nach jetzt am dringendsten brauchte, war ein langer, erholsamer Schlaf. Als Vielflieger kannte Clint die lästigen Folgen des Jetlags sehr gut. Doch da er wusste, dass Olivia die Reise bereits unterbrochen hatte, um im „Raffels“ zu übernachten, wunderte er sich über ihren angeschlagenen Zustand. Auf jeden Fall konnten sie nicht wie geplant gleich zur Ranch rausfliegen, sondern müssten noch eine weitere Nacht im familieneigenen Apartment in Hafennähe verbringen.
Vielleicht war es aber auch besser, Zimmer im Darwin International Resort Hotel zu buchen. Es lag ganz in der Nähe.
Wenn er sich Miss Balfour so anschaute, schien sie zu keinem Job zu passen, den er ihr hätte anbieten können. Wahrscheinlich hatte sie noch nie in ihrem Leben eine Küche von innen gesehen. Abgesehen davon brauchte keiner der McAlpine-Betriebe einen Koch, selbst wenn er es gewagt hätte, eine Frau wie sie ins Outback zu schicken. Er hatte bereits ein perfektes Team – Kath und Norm Cartwright, ein Ehepaar, das sich um alle häuslichen Arbeiten auf Kalla Koori kümmerte.
Wenn Olivia Balfour weder kochen noch einen Haushalt führen konnte, würde sie erst recht nicht für eine viel härtere Disziplin taugen, das Treiben von Rindern! Dabei sah sie wirklich nicht dumm aus. Im Gegenteil, eigentlich wirkte sie sogar sehr intelligent.
Und das war sie auch unter Garantie.
Immerhin hatte sie, besonders nach dem Tod von Oscars dritter Frau, häufiger als offizielle Gastgeberin ihres Vaters fungiert und war daran gewöhnt zu tun, was höhere Töchter eben taten: Charity-Events organisieren,
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