Olivia und der australische Millionär
ihr Haar in den üblichen steifen Knoten zu zwingen. Also hatte sie die blonde Lockenfülle einfach mit einer goldenen Spange im Nacken gebändigt.
In der Hotelhalle herrschte überraschend viel Betrieb. Menschen liefen hierhin und dorthin, und alle schienen glücklich darüber, einfach hier zu sein. Kein Zeichen von McAlpine, der wegen seiner Größe eigentlich leicht zu finden sein sollte. Doch er war nirgendwo zu sehen, ebenso wenig wie seine Fans, die ihn stets umringten.
„Miss Balfour, nehme ich an?“ Seine Stimme troff geradezu vor Sarkasmus.
„Oh, Verzeihung!“ Sie war in ihn hineingelaufen. Oder hatte er den Zusammenstoß provoziert? Seine Hände auf ihren Schultern sandten kleine Stromstöße durch ihren Körper, bis hinunter in die Zehen. Auch Clint schien etwas gespürt zu haben, da er Olivia abrupt freigab und zurücktrat.
„Wollen wir, Eisprinzessin ?“
Er betrachtete sie mit einer gewissen Skepsis, so als wäre sie nicht aus Fleisch und Blut, sondern eine Art Erdbeertörtchen mit Sahne. Das ärgerte Olivia. „Wäre es nicht einfacher gewesen, sich gleich im Restaurant zu treffen?“, fragte sie spitz.
Doch Clint schien ihr gar nicht zugehört zu haben. „Hast du etwas gesagt?“
„Schon gut …“ Auf keinen Fall wollte sie sich von diesem Stoffel aus der Ruhe bringen lassen!
Als erfahrene Jet-Setterin hatte Olivia sich gestern noch zurechtgelegt, was sie am nächsten Tag anziehen würde, bevor sie sich ins komfortable Hotelbett hatte fallen lassen. Dem tropischen Klima diesmal angemessen trug sie ein weißes Top aus einem Seide-Baumwollgemisch mit ovalem Ausschnitt und mit Dreiviertelärmeln. Dazu eine leichte weiße Leinenhose und ebenfalls weiße Segeltuchschuhe. Mit einer kleinen Anleihe an Bellas Wagemut legte sie auch noch einen breiten, mit Nieten beschlagenen schwarzen Ledergürtel heraus, um das viele Weiß zu unterbrechen.
Clints Outfit unterschied sich nicht groß von dem gestrigen. Zumindest nicht in seiner Lässigkeit. Zu schwarzen, engen Jeans trug er ein ebenfalls schwarzes T-Shirt mit dem sinnigen Logo „I Love NY“. Das Love wurde natürlich durch ein rotes Herz ersetzt. Er wirkte so fit, wie man nur wirken konnte – und umwerfend sexy.
Und wie er sich bewegt … wie eine Dschungelkatze!
Olivia schluckte mühsam und hätte sich am liebsten selbst geohrfeigt, um sich aus der Starre zu lösen, die sie befallen hatte.
„Angst vorm australischen Frühstück?“, fragte er feixend, ihre seltsame Verfassung zum Glück völlig missinterpretierend. „Ich bin sicher, du erwartest ein gigantisches T-Bone-Steak, Würstchen, gebratene Eier mit Tomaten und Kartoffelpuffer, stimmt’s?“
Sie schauderte. „Das scheint dich offenbar nicht zu schrecken.“
„Bis auf die Kartoffelpuffer“, bestätigte er lachend. „Die überlasse ich dir. Obwohl ich bezweifele, dass du überhaupt je frühstückst, wenn ich dich so anschaue.“
„Was weißt du eigentlich wirklich über mich?“, fragte Olivia nach einer Pause.
„Ehrlich gesagt … eher nichts“, gab er unumwunden zu. „Warum legen wir die Fakten nicht offen auf den Tisch, Eisprinzessin . Du willst genauso wenig hier sein, wie ich dich hierhaben will. Aber da wir beide nicht aus diesem Käfig fliehen können, in den uns dein Vater gesperrt hat …“ Er hob vielsagend die Schultern und ließ sie wieder fallen. „Ich möchte sein Wohlwollen nicht verlieren, und du willst dich reinwaschen, wie ich gehört habe.“
„Mich reinwaschen?“ Olivias Augen sprühten blaue Blitze. „Ich bin nicht …“
„Mach das mit deinem Vater aus“, unterbrach er sie grob und wandte sich der jungen Bedienung zu, die mit einem silbernen Trolley neben ihrem Tisch anhielt.
„Guten Morgen, Mr McAlpine.“
„Guten Morgen, Kym.“ Da war es wieder, dieses dreiste, breite Lächeln. „Was hast du uns heute Schönes anzubieten?“
„Alles, was Sie bestellt haben, Mr McAlpine!“ Kym kicherte animiert, wobei sich zwei reizende Grübchen in ihren Wangen zeigten.
„Also keine Überraschung“, murmelte Olivia trocken.
Die Kellnerin wandte sich um und sah sie aus großen braunen Augen an. „Ich hoffe, Sie genießen Ihr Frühstück, Ma’am …“
Olivia erlaubte sich nicht, ihre wahre Reaktion zu zeigen, sondern nickte nur schwach. Freche Göre! Mich wie McAlpines Großtante zu behandeln!
Kym stellte ihnen frisch gepressten Fruchtsaft in geeisten Gläsern und eine Schale mit saftigen Papaya-Schnitzen hin. Die gekochten Eier und
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