Olivia und der australische Millionär
willst.“
Clint lächelte dankbar. „Lass uns in den nächsten Saal flüchten. Vielleicht haben wir ja Glück und …“
Doch leider war das Glück nicht mit ihnen.
„Was für eine Überraschung!“
Trotz der sehr kurzen Bekanntschaft hätte Olivia diese exaltierte Stimme unter Hunderten herausgehört. Während sie sich mit einem professionellen Lächeln auf den Lippen langsam umdrehte, hing Marigole ihrem Exmann schon am Hals und küsste ihn hingebungsvoll auf beide Wangen.
„Wie wundervoll, dich hier zu sehen, Darling!“, zwitscherte sie, Olivia dabei völlig ausblendend. „Georgina ist also zurück in ihrer Schule. Ich sterbe fast vor Sehnsucht nach meiner Kleinen und kann es kaum abwarten, sie wiederzusehen!“
„Jammerschade, Marigole“, erwiderte Clint mit seidenweicher Stimme, „weil Georgy da ganz anders empfindet. Ich habe Anweisung gegeben, dass du sie weder sehen noch mit ihr telefonieren darfst, wenn sie nicht selbst Kontakt zu dir aufnehmen will.“
„Ganz wie du denkst, Darling“, gurrte Marigole, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. „Es geht mir einzig und allein um das Glück unseres Kindes.“
„Sie ist glücklich.“
Als Marigole sich Olivia zuwandte, war ihr Lächeln verschwunden. „Mir gefällt Ihr Haar … und Ihr Kleid. Es ist ein Model von Sonya’s , habe ich recht? Für eine Balfour immer nur das Beste. Wann hat Ihr Vater noch Geburtstag?“
Olivia hielt eisern an ihrem Lächeln fest. „Ich bin sicher, das wissen Sie ebenso gut wie ich, Marigole.“
„Oh, warum so mimosenhaft? Aber egal … ich wünsche Ihnen nur das Allerbeste. Tut mir leid, wenn wir beide keinen guten Start hatten, allein schon wegen Georgina. Sie scheint Sie zu mögen und hat mir über ihre Erfolge im Reiten und dem Lernen für die Schule eifrig Bericht erstattet. Ah, da ist Lucas! Wir sehen uns später noch am Buffet, ja?“
„Daraus wird nichts, Marigole“, sagte Clint nüchtern. „Wir haben noch etwas anderes vor, und ich befürchte …“ Er warf einen Blick auf seine Uhr. „… wir müssen auf der Stelle aufbrechen.“ Das war schon an Olivia gewandt, die geistesgegenwärtig seinen Arm ergriff und nickte.
Trotzdem dauerte es noch eine Weile, bis sie die Galerie wirklich verlassen konnten. Immer wieder stellten sich ihnen andere Besucher in den Weg, die Clint begrüßen oder ein paar Worte mit ihm wechseln wollten.
Als sie endlich draußen vor der Galerie standen, stellte Clint fest, dass ihr Hotel, in dem sie ihr Dinner einnehmen wollten, nur wenige Hundert Meter entfernt lag. Es war ein wundervoller, lauer Abend, darum beschlossen sie, zu Fuß zu gehen.
„Glaubst du wirklich, dass Georgy ihrer Mutter regelmäßig E-Mails schreibt?“, sprach Olivia irgendwann aus, was ihr die ganze Zeit im Kopf herumging.
„Nein, warum sollte sie auch“, kam es knapp zurück.
„Na ja, Marigole hat doch behauptet, sie erstatte ihr regelmäßig Bericht.“
Clint lachte höhnisch. „Wer’s glaubt …“ Unwillig schüttelte er den Kopf. „Lass uns aufhören, über sie zu sprechen. Sollte Marigole Georgy noch mal enttäuschen, breche ich ihr das Genick!“
„Wie kannst du so etwas sagen?“
„Mit gutem Grund!“, knurrte er. „Und wenn dich die Sache mit dem angeblichen Kontakt zwischen Mutter und Tochter so beunruhigt, kannst du das leicht überprüfen. Du musst nur den E-Mail-Ausgang auf Kalla Koori checken.“
„Ich würde Georgy doch nie nachspionieren!“, rief Olivia entsetzt. „Ich weiß ja, dass wir alle unsere Eltern lieben, egal was sie uns antun …“
„Georgy hat, glaube ich, eine robustere Persönlichkeit als du, wie die meisten Kinder heutzutage. Sie lebt in einer ganz anderen Welt und ist es gewohnt, ihre Meinung zu sagen. Oder auch die Moral ihrer Eltern infrage zu stellen. Sie weiß, dass ihre Mutter sie nicht liebt, aber sie hasst Marigole auch nicht, weil es einfach nicht zu ihrem Lebensgefühl passt.“
Noch nachdem sie ihr vorzügliches Dinner längst beendet hatten, grübelte Olivia über ihr Gespräch mit Clint nach. Naturgemäß war das Essen nach dem Zusammenstoß mit Marigole nicht so entspannt abgelaufen, wie Clint es gehofft hatte, und schon gar nicht so romantisch, wie Olivia es sich heimlich erträumte. Trotzdem spürte sie das inzwischen vertraute Prickeln auf der Haut, das sie jedes Mal befiel, sobald McAlpine in ihrer Nähe war.
Nur, je näher der unausweichliche Abschied kam, desto intensiver und drängender meldeten sich tief in ihrem Innern
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