Omega Kommando
hereinstolperte, wobei die Männer sich gegenseitig behinderten.
»Raucher oder Nichtraucher?« fragte Blaine, während er vorsichtig mit erhobenen Händen aufstand.
»Diesmal sind Sie erledigt. Das wissen Sie doch, McCracken, oder?« schnauzte Daniels anklagend auf dem Rücksitz des Peugeots, der auf dem Weg zur amerikanischen Botschaft war.
»Nein, Tommy, mein Junge. Warum erzählen Sie mir nicht mehr darüber?«
Daniels schüttelte den Kopf. »Da haben Sie uns etwas eingebrockt, McCracken. Ich dachte, nach dem Vorfall auf dem Parliament Square vor fünf Jahren könnte mich nichts mehr erschüttern, doch der heutige Zwischenfall übertrifft alles. Jetzt führen Sie Ihre eigenmächtigen Wahnsinnsstücke schon auf fremdem Grund und Boden auf. Können Sie sich vorstellen, was das bedeutet?«
»Ich habe nicht die geringste Ahnung.«
Daniels Fahrer bog scharf nach rechts ein.
»Jetzt ziehen Sie den Kopf nicht mehr aus der Schlinge, McCracken. Das ist eine diplomatische Katastrophe. Washington wird Ihren Kopf auf einem silbernen Tablett präsentieren müssen, damit die Franzosen überhaupt noch mit uns sprechen.« Daniels Blick wurde ungläubig. »Das interessiert Sie überhaupt nicht, was?«
»Mich interessiert, daß kein Passagier getötet worden ist.«
»Darauf kommt es nicht an.«
»Worauf denn?«
Daniels Funktelefon in der Halterung am Rücken des Sitzes vor ihm klingelte, und er hob ab.
»Daniels.« Eine Pause. Sein Blick suchte Blaine. »Ja, er ist jetzt bei mir … Was? So war es nicht vorgesehen. Ich bin besser in der Lage, diese Sache …« Noch eine Pause. Daniels Gesicht rötete sich. Er knirschte mit den Zähnen. »Ja, Sir, ich verstehe. Ja, Sir, augenblicklich.« Er legte den Hörer wieder auf und sah McCracken an. »Ich habe den Befehl bekommen, Sie nach Washington zurückzuschicken. Sofort. Sieht so aus, als wollte der Präsident Ihnen persönlich Feuer unter dem Hintern machen.«
»Ich sorge dafür, daß er ein paar Streichhölzer für Sie reserviert, Tommy, mein Junge. Aber er hat ja wohl genug.«
3
Als allererstes am Dienstagmorgen schritt Sandy Lister einen Korridor im dritten Stockwerk der New Yorker Hauptzentrale des Fernsehsenders entlang und steckte den Kopf in die vierte Tür auf dem Gang.
»Sind Sie soweit?« fragte sie ihren Assistenten.
T.J. Brown nickte nervös. »Die Recherchen sind abgeschlossen, wenn Sie das meinen. Aber ob ich für ein Treffen mit Shay bereit bin? Auf keinen Fall, Boß.«
»Gut«, sagte Sandy. »Sie werden es schon schaffen.«
Und Sekunden später scheuchte sie T.J. zu dem Fahrstuhl, der sie zum fünfzehnten Stockwerk und zum Büro von Stephen Shay hinaufbringen würde, dem ausführenden Produzenten des Nachrichtenmagazins Overview.
Sandy hatte Szenen wie die nun kommende schon Dutzende Mal hinter sich gebracht, doch bei dieser hier war sie nervöser als üblich. Es war eine Story, die sie wirklich machen wollte, eine, die nicht durch die Kanäle des Senders geflossen war und die – sie gestand es ein – vielleicht wirklich etwas außerhalb ihrer Zuständigkeit lag. Der Sender hatte sie von ihrer vorherigen Position als Sprecherin der Vormittagsnachrichten eines Konkurrenten abgeworben und sie zu einem von fünf Reportern bei einem neuen Nachrichtenmagazin gemacht, das es mit der landesweit führenden Sendung 60 Minutes aufnehmen sollte. Overview sollte sich mehr an den Einzelschicksalen der Menschen orientieren und hatte versprochen, sich mit Themen zu befassen, die die amerikanische Öffentlichkeit bei aktuellen Umfragen am stärksten interessierten. Die Sendung sollte frischer und spontaner sein als die der Konkurrenz. Das hatte der Sender Sandy und den Zuschauern zumindest versprochen. Bislang waren vier Berichte ausgestrahlt worden, und zwei weitere lagen vor, und die Ergebnisse waren irgendwie weder frischer noch spontaner gewesen, als es auch bei den Nachrichtensendungen anderer Fernsehsender der Fall war.
Die Einschaltquoten waren jedoch zumindest so gut, wie man erwarten konnte, besonders bei Sandys Berichten, hauptsächlich, weil die leicht verständlichen, profilierten Features, die sie präsentierte, eher nach dem Geschmack der Öffentlichkeit waren als stur vorgetragene Nachrichten. Wenn man es genau nahm – wer wollte schon etwas von Abfällen der chemischen Industrie wissen? Ziemlich viele Zuschauer hatten Probleme damit, genug Geld zu verdienen, damit ihnen das Wasser für die Toilette nicht abgedreht wurde, da wollten sie
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