Omega
Auseinandersetzungen, und sie hatte feststellen müssen, dass der überwiegende Teil ihrer Klienten über ein gewaltiges Ego verfügte und es sich nicht nehmen ließ, jegliche Art von Druck auszuüben, über den er oder sie zu gebieten glaubte. Da diese Leute ausnahmslos zu den Besten auf ihrem jeweiligen Gebiet zählten, war der Druck, den sie verbreiten konnten, durchaus beachtlich.
Außerdem war sie innerhalb des finanziellen Rahmens dafür verantwortlich, zu entscheiden, welche Projekte die Akademie vorantreiben und welche sie vernachlässigen sollte. Sie legte die Priorität jedes einzelnen Projekts fest und entschied, wie viele Mittel jeweils aufzuwenden waren. All das natürlich anhand der Rahmenbedingungen der übergeordneten Kommission. Ihr stand ein ganzer Stab wissenschaftlicher Berater zur Verfügung, aber die Entscheidungen basierten mehr und mehr auf politischen Überlegungen. Wer hatte welchen Einfluss im Kongress? Wer hatte sich im Laufe des vorangegangenen Steuerjahres als besonders wichtig für die Akademie erwiesen? Wen würde Asquith vorziehen?
Michael Asquith war der Leiter der Akademie, der Commissioner, ihr Boss und ein Mann, der überzeugt war, dass wissenschaftliche Überlegungen notwendigerweise zurückstehen mussten, wenn es galt, Förderer der Akademie zu belohnen und Kritiker zu bestrafen. Er nannte das Weitblick. »Wir müssen unseren Freunden den Vorzug einräumen«, hatte er ihr strikt vertraulich erklärt, als wäre dies keine offensichtliche Vorgehensweise. »Wenn deswegen mal ein bisschen Forschung auf der Strecke bleibt, ist das ein Preis, den wir bereitwillig zahlen werden. Aber wir müssen dafür sorgen, dass die Akademie im Geschäft bleibt und über eine solide finanzielle Basis verfügt, und es gibt nur einen Weg, um das zu erreichen.«
Die Folge war, dass Hutch den Ärger über sich ergehen lassen musste, wenn ein Projekt zwar Unterstützung verdient hätte, sie aber nicht erhielt. Wurde aber ein populärer Vorschlag abgesegnet und lieferte überdies Ergebnisse, so strich der Akademieleiter das Lob ein. Während der drei Monate, die vergangen waren, seit sie den Posten angenommen hatte, war sie von etlichen Repräsentanten der wissenschaftlichen Gemeinde schikaniert, bedroht, belästigt und herumkommandiert worden. Viele von ihnen schienen zu glauben, sie könnten ihren Job besser machen. Andere kündigten Vergeltungsmaßnahmen an, und es hatte bereits ein paar Todesdrohungen gegeben. Mit ihrer früher so wohlwollenden Einstellung gegenüber Wissenschaftlern, die sich im Verlauf von mehr als zwei Jahrzehnten entwickelt hatte, während derer sie diese Leute rund um den Orionarm kutschiert hatte, war es stark bergab gegangen. Heute musste sie sich, wann immer diese Leute sie ansprachen, zusammenreißen, um nicht feindselig aufzutreten.
Geringfügige Vergeltungsabsichten hatte sie gegenüber Jim Albright gehegt. Er hatte sie fernmündlich bedroht und sich lautstark beklagt, als seine Wünsche bezüglich einer der Weathermaneinheiten zurückgestellt worden waren. Sie hatte mit einer Indiskretion gekontert und Gregory MacAllister von dem Vorfall erzählt, einem Autor, dessen lange und erfolgreiche Karriere auf seinen Angriffen gegen Wissenschaftler, Moralisten, Politiker und Kreuzfahrer aller Art basierte. MacAllister hatte sich mit dem Knüppel auf Albright gestürzt und ihn als Streiter für Banalitäten, sein Projekt als »ein weiteres Beispiel dafür, wie das Geld der Steuerzahler zum Sternezählen verschwendet wird«, dargestellt. Hutch hatte er nicht erwähnt, aber Albright wusste, woher der Wind wehte.
Das jedoch war nicht von Bedeutung; wichtig war nur, dass sie nie wieder von Albright gehört hatte, obwohl ihr später zugetragen wurde, dass er versucht hatte, sie ihres Amtes entheben zu lassen. Asquith war klar, was passiert war, und er warnte sie, ihren Bluthund künftig an der Leine zu lassen. »Wenn herauskommt, dass wir hinter so einer Sache stecken, stehen wir alle auf der Straße«, sagte er. Er hatte Recht, und Hutch beschloss, MacAllister nicht noch einmal als Waffe einzusetzen. Trotzdem hatte sie mit Freude zugesehen, wie Albright zu Boden ging.
Sie überlegte, wie sie Alan Kimbel, der derzeit auf Serenity mit der Erforschung stellarer Jets beschäftigt war, klar machen konnte, dass er den ursprünglichen Zeitplan nicht überziehen konnte und nach Hause zurückkehren musste. Kimbel hatte an sie appelliert, ihm und seinem Team noch einige weitere Wochen
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