Omega
bereits von einer Veröffentlichung. Wissen und Weisheit der Goompahs. Das mochte eines Tages ein Bestseller werden.
Er bewunderte ihre pragmatische Lebensauffassung. Schönheit als Form der Schlichtheit. Die Anpassung der Form an ihren Zweck. Kein Firlefanz. Dieses Volk hätte die Kathedralen der Renaissance wohl ebenso wenig für gut befunden wie die schicken Vorstadtvillen der Moderne. Behalte stets das Wichtige im Auge, und lass dich nicht zu Frivolitäten verleiten.
Das war, so stellte er im Stillen fest, sehr weltlich, dabei jedoch gleichzeitig von bestechender Klarheit und frei von dem puritanischen Schuldkomplex, der derartigen Sinnsprüche zu Hause anzuhaften pflegte. Hast du etwas falsch gemacht, bring es in Ordnung und sieh nach vorn. Weine nicht um Dinge, die sich deiner Kontrolle entziehen.
Handle verantwortlich. Bring niemanden in diese Welt, den du nicht nähren und lieben kannst.
Er fragte sich, wie eine Gesellschaft, die anscheinend keine sexuellen Beschränkungen kannte, das fertig bringen sollte.
Eine der Linguistinnen hatte romantische Bande zu Ed Paxton, einem Mathematiker, geknüpft, und der Captain hatte die Hochzeitszeremonie durchgeführt. Collingdale hatte Mathematiker stets als fade Methodiker ohne Vorstellungsvermögen empfunden. Warum irgendjemand einen Mathematiker heiraten wollte, war ihm vollkommen schleierhaft. Er fragte sich, wieso die evolutionäre Entwicklung diese Brut nicht längst ausgelöscht hatte.
Paxton schien typisch für seinen Berufszweig zu sein, und doch hatte er das Herz von Marilyn McGee erobert, einer hübschen Blondine, die einen gewissen Hang entwickelt hatte, sämtliche schiffsweiten Schachturniere für sich zu entscheiden.
Eine weitere Hochzeit war in Vorbereitung, dieses Mal zwischen zwei Linguisten. Es gab Gerede über eine geplante Goompahzeremonie. Digger hatte einige Hochzeiten auf dem Isthmus für die Akten festgehalten, also hatten sie die notwendigen Informationen. Und Judy hatte bereits angefangen, ein passendes Kostüm für den Captain zu entwerfen. Alle Angehörigen der Hochzeitsgesellschaft mussten einen angemessenen Hut tragen, und die einzige Abweichung würde darin bestehen, dem jüdisch/christlichen Gott anstelle von Taris, Zonia und Holen zu huldigen.
Auch ein paar Goompahgesänge hatten sie einstudiert. Diese erfreuten sich inzwischen allgemeiner Beliebtheit. Außerdem hatten sie schon zwei Goompahdramen aufgeführt.
Judy hatte aus den Schriftrollen acht Goompahdramen entnommen, zwei weitere hatte Digger aufgezeichnet. Zwei waren Tragödien im klassischen Stil; die anderen erinnerten eher an die Baines Brothers und enthielten eine Menge Slapstickeinlagen, Figuren, die gegen Wände rannten, sich in flagranti erwischen ließen und ständig über die eigenen Füße stolperten.
Die Shows pflegten das Publikum von Zeit zu Zeit einzubeziehen. In einer Show breitete sich eine inszenierte Rauferei über die vorderen Reihen aus, und die dort sitzenden Besucher wurden in das Geschehen eingebunden. Figuren jagten sich gegenseitig durch die Gänge des Zuschauerraums. Eine Komödie wurde mittendrin von Banditen auf der Flucht vor der Obrigkeit unterbrochen, die mit schweren Beuteln voller Münzen durch die Gänge rasten. Einer der Banditen warf seine Beute einem Besucher vor die Füße, worauf dieser von den Vertretern der Obrigkeit gehetzt und schließlich weggezerrt wurde. Das Publikum liebte diese Einlagen, und die menschlichen Beobachter brauchten eine Weile, um festzustellen, dass das alles nur gespielt war.
In einer anderen Show wurde eine medizinische Einrichtung an der Rückseite des Theaters aufgebaut. Immer, wenn jemand von der Bühne fiel oder gegen einen Stuhl rannte, riefen die Schauspieler »Gwalla timbo«, was grob übersetzt »Sanitäter«, bedeutete. Die Gwalla timbo galoppierten sogleich mit Tragen und Schienen herbei, sammelten die verwundete Gestalt auf, knallten sie unsanft auf die Trage und rannten wieder zurück, wobei sie unterwegs gewöhnlich ihren Patienten verloren. Es war ein übermütiges Spiel.
Collingdale hätte wirklich gern einen Abend mit Mary in einem Goompahtheater verbracht.
Sie beobachteten auch drei Beerdigungen. Die Toten wurden in Laken gewickelt und in Anwesenheit ihrer Familien und ihrer Freunde begraben. Die Trauernden ergaben sich keinem lauten Wehklagen oder anderen vernehmlichen Anzeichen der Hysterie, obgleich einige auf dem Heimweg gestützt werden mussten und zwei vollkommen
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