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Omega

Omega

Titel: Omega Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Verlobte aus. Sie schlossen die Sichtluken, um kein Licht nach außen dringen zu lassen, und erfreuten sich an einem Abend, von dem Digger wusste, dass er ihn niemals vergessen würde.
     
    In der folgenden Nacht flogen sie über die Stadt.
    Digger liebte es, in einem unsichtbaren Luftfahrzeug zu fliegen. Das Licht im Inneren war nur gedämpft, und wenn er hinausblickte, sah er keine Stummelflügel und keinen Rumpf. Der Anblick erinnerte ihn an seine frühe Kindheit, als er mit der Schwebebahn von Philadelphia nach Wildwood, New Jersey, gefahren war. Unterwegs hatten sie den Delaware auf einer Brücke gekreuzt, deren Brückenbogen, Träger und Gerüststruktur vom Zug aus nicht zu sehen war. Auf seinem Platz, gegenüber seinen Eltern, hatte Digger (der damals Digby genannt worden war und darüber keine Scherze hören wollte) es genossen, hinaus zum Himmel und zum Fluss zu blicken und sich einzubilden, der Zug wäre gar nicht da, sich vorzustellen, er wäre ein Adler. Das war schon lange her, und er hatte dreißig Jahre nicht mehr an diese Fahrten, diese Flüge gedacht.
    Die Lichter der Stadt waren nach menschlichem Verständnis recht trübe. Öllampen hier und dort. Kerzen. Und ein paar offene Feuer. Dennoch waren sie warm und einladend, erleuchteten einen Hort der Magie. Einen Ort, an den er eines Tages, wenn die Krise vorüber war, zurückkehren wollte.
    Romeo und Julia wurde an diesem Abend und auch an den nächsten drei Abenden aufgeführt. Tatsächlich lautete der Titel Baranka, und es ging in der Tat um eine Liebesgeschichte zwischen Angehörigen verfeindeter Familien. Baranka war der Vater des Mädchens, dargestellt als im Wesentlichen ehrbarer Charakter mit einem starken Willen, der nicht über seinen Zorn auf die Personen, die er als seine Feinde begriff, hinwegkommen konnte.
    Da er das Stück in einer Sprache las, die er nicht annähernd beherrschte, konnte Digger kein Urteil über die Qualität fällen, war jedoch verblüfft darüber, wie sehr das Stück vertraute Themen behandelte. Als er das Kellie gegenüber erwähnte, meinte sie, sie hätten bereits über einen gewissen Sinn für Humor als universelle Eigenschaft aller intelligenter Kreaturen gesprochen, aber vielleicht sei doch die charakteristischste universelle Eigenschaft eine Art programmierte Dummheit.
    Digger fragte sich, ob das Stück irgendwann übersetzt und in New York oder Berlin aufgeführt werden würde.
    »Wie fühlst du dich?«, fragte sie in die Stille.
    »Gut.« Er dachte, sie bezöge sich auf ihr neues Verhältnis zueinander.
    »Wirklich?«, hakte sie scheinbar überrascht nach.
    »Wovon sprichst du eigentlich, Kel?«
    Sie grinste. »Wie fühlt man sich als Feind der Götter?«
    »Oh.« Er legte ein Bild des Frieses auf den Schirm. Die Ähnlichkeit der Dämonen mit Menschen war unheimlich. »Eigentlich nicht so gut.« Dann, eine Spur lauter: »Falls ihr da draußen zuhört – was immer ich getan habe, ich habe es nicht so gemeint.«
    Kellies Augen leuchteten. »Glaubst du, es gibt hier irgendwo menschenähnliche Kreaturen?«
    Er dachte kurz nach. »Keine Ahnung.«
    »Mir ist der Gedanke gekommen«, fuhr sie fort, »dass, sollte es sie geben, sich die Wolke für sie als Gottesgeschenk entpuppen könnte.«
    »In welcher Hinsicht?«
    »Würde die Wolke die Goompahs auslöschen, so würde sie den Weg für die zweite Welle freimachen.«
    »Affen.«
    »Ja. Vielleicht.«
    »Angesichts der Sachlage«, sagte er, »glaube ich nicht, dass das eine Verbesserung wäre.«
    Sie landeten und mischten sich unter die Leute, gingen sogar in ein Goompah-Café, schalteten die E-Suits aus und sangen mit den anderen Gästen. Das alles war ein großer Spaß, und Digger sehnte sich danach, auch den Lichtbeuger abzuschalten und den Leuten zu sagen, dass er und Kellie hier wären und sich genauso gern amüsierten wie alle anderen. Trotz der Isolation war das für sie ein ganz besonderer Abend. Am Ende, als die Omega wieder am Himmel stand und die Lichter erloschen, kehrten sie zu der Fähre zurück und flüchteten auf die Klippe, einen zerklüfteten Felsen mit steilen Wänden auf allen Seiten, von dem aus man einen guten Blick auf den Tempel hatte. Und im Licht des großen Mondes bot die Klippe einen fantastischen Ausblick. Weiter im Norden gingen die Hügel und Bergketten in einen dunklen Wald über. Die Stadt lag ruhig unter ihnen, war kaum mehr als eine Ansammlung einiger weniger schwelender Lichter in der Nacht.
    Sie stiegen aus der Fähre. Aus Westen

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