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Omega

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Titel: Omega Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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leite einen Laden, in dem es nicht darauf ankäme, ob seine Untergebenen ihn sprechen konnten oder nicht. Ein guter Manager zeichnete sich dadurch aus, dass seine Anweisungen auch dann befolgt wurden, wenn er nicht erreichbar war.
    Andererseits beklagte er sich, wann immer ihm jemand vom Capitol imNacken saß, tagelang und wortreich, sein Stab hielte ihn nicht auf dem Laufenden.
    »Ja?«, fragte er verärgert.
    »Ich weiß nicht, ob Sie es schon gehört haben, aber die Al-Jahani hateinen Maschinenschaden. Sie treibt im Raum.«
    Eine lange Pause trat ein, und sie hörte ihn seufzen. »Irgendwelche Opfer?«
    »Nein.«
    »Na, Gott sei Dank, wenigstens das bleibt uns erspart. Wer ist dafür verantwortlich?«
    »Das weiß ich nicht. Möglicherweise ich selbst.«
    »Wie ist es denn dazu gekommen?«
    »Es ist einfach passiert. Wir haben ein Risiko in Kauf genommen, und es hat nicht funktioniert.«
    »Okay. Hören Sie, entspannen Sie sich. Wir kriegen das schon wieder hin.«
     
    Eine Stunde später war Eric an ihrer Tür. »Wir haben ernste Probleme«, sagte er. »Wie soll ich das erklären?«
    Eric Samuels war ein imposanter Mann, groß, gut gekleidet, mit einer ausdrucksstarken Stimme, der man instinktiv vertrauen wollte. Bis sich herausstellte, dass er in einer Welt der Bilder und Spiegel lebte. Wahrnehmung ist alles, pflegte er zu sagen. Ein grandioser Geistesblitz hatte ihn vor einigen Wochen veranlasst, einer Gruppe Teilchenphysiker zu erklären, dass die unterschwellige Lektion, die sich hinter der Quantentheorie verbarg, beinhalte, Realität und Bildnis seien eins. »Wenn wir es nicht sehen«, so hatte er gesagt, »ist es nicht da.«
    »Was erklären?«, fragte sie.
    »Die Al-Jahani. Worüber zerreißen sich denn sonst alle das Maul?« Er schien furchtbar aufgebracht zu sein.
    »Setzen Sie sich, Eric«, sagte sie.
    Er blieb stehen. »Was soll ich denen sagen?«
    »Halten Sie heute eine Pressekonferenz ab?«
    »Bin so gut wie dabei.« Eric kam mit den Medien gut zurecht, solange alles in Ordnung war. Und das war im Zusammenhang mit der Akademie gewöhnlich der Fall. Die meisten Probleme und Rückschläge ließen sich problemlos verschweigen, weil die breite Öffentlichkeit schlicht kein Interesse an der Arbeit der Akademie hegte. Eine neue Studie der UNN hatte bewiesen, dass 50 Prozent der Amerikaner keine Ahnung hatten, ob Alpha Centauri ein Planet, ein Stern, eine Konstellation oder ein Land in Westasien war.
    Aber die Öffentlichkeit liebte die Goompahs.
    Sie öffnete eine Flasche Wein und bot ihm ein Glas an. Eric war ein absolut integerer Mann, den sie während der Arbeit nie Alkohol hatte trinken sehen. Aber dies war eine Ausnahmesituation. Ja. Bitte. »Der Commissioner besteht darauf, dass wir eine Erklärung abgeben«, sagte er. »Wir sollen zusehen, dass wir die Kurve kriegen und für Rückfragen zur Verfügung stehen.«
    »Was werden Sie denen erzählen?«
    »Dass eine Hälfte unserer Mission gescheitert ist. Was könnte ich sonst sagen?«
    »So werden Sie das aber hoffentlich nicht formulieren?«
    »Nein, natürlich nicht.« Aber er sah aus, als wüsste er nicht recht, wie er es sonst formulieren sollte.
    »Schieben Sie es doch einfach auf die unzureichenden Mittel im Fall eines Notfalls von derartigem Ausmaß.«
    »Sicher.«
    »Das ist die Wahrheit«, sagte sie. »Wir haben das Beste aus dem gemacht, was wir hatten.«
    »Glauben Sie, die kaufen mir das ab?«
    »Es ist die Wahrheit, Eric.«
    »Das ist immer noch keine Garantie dafür, dass wir damit durchkommen.« Er kostete seinen Wein und verzog das Gesicht. »Wie auch immer, wenn wir diesen Weg einschlagen, könnten wir das Senatskomittee oder sogar den Rat verärgern. Sehen Sie, das ist das Problem. Es klingt, als würden wir versuchen, jemandem die Schuld in die Schuhe zu schieben.«
    »Und Sie würden die Schuld lieber…«
    »… einem Techniker geben. Jemandem, der immer irgendwo anders einen Job finden kann.« Er lächelte schwach. »Nicht Ihnen, Hutch. Ich würde nie auch nur daran denken, Ihnen die Schuld zu geben.«
    »Gut.« Sie hatte den ganzen Tag darüber nachgedacht, ob sich Asquith nicht am Ende, wenn jemand benötigt wurde, auf den man mit dem Finger zeigen konnte, für sie entscheiden würde. Nicht ohne gegenüber den Medien einzugestehen, dass er die Dinge hätte selbst im Auge behalten müssen. Hutchins hat versucht, alles richtig zu machen, aber ich hätte die Leitung nicht aus der Hand geben dürfen. Eigentlich kann sie gar nicht so

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