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Omega

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Titel: Omega Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Hawksbill konnte die Linguisten nicht unterbringen; konnte nicht einmal Frank Bergen mitnehmen, der sich um die Köder hätte kümmern sollen. Nur Collingdale würde seinen Flug fortsetzen können, und sie wusste schlicht nicht, wozu er gebraucht wurde.
    Collingdale hatte sich nicht die Zeit für nähere Erklärungen genommen, aber er war der verantwortliche Leiter der Mission, also sagte sie nichts dazu. Nicht einmal gegenüber Marge oder Whit. Auch wenn die beiden sich gewiss ebenfalls wunderten, warum sie so einen Aufwand für jemanden betreiben mussten, der lediglich nach Lookout flog, um sich die Sache anzusehen.
    »Also«, sagte Marge, »nicht, dass mich jemand falsch versteht, aber es wird sicher nett sein, ein neues Gesicht an Bord zu sehen.«
    Julie holte Decken und Kissen aus ihrem Versorgungslager und versuchte, ihren kleinen Lagerraum in eine Schlafgelegenheit umzuwandeln. Es gab kein Bett. Collingdale würde sich mit den Decken und Kissen auf dem Boden begnügen müssen.
    Um 19:42 entdeckten sie die Al-Jahani mit ihren Teleskopen. Drei Stunden später gingen sie längsseits. Marge und Whit hatten beide gefragt, ob sie an Bord des anderen Schiffs gehen und hallo sagen dürften; sich ein wenig an einem anderen Ort umsehen. Marge hatte einen alten Freund auf der Al-Jahani. Auch Julie wäre dem beengten Lebensraum auf der Hawksbill zu gern für ein paar Stunden entkommen, also leitete sie die Bitte an Collingdale weiter.
    »Keine Zeit«, sagte er über den Commlink. »Wir müssen unverzüglich weiter.«
    Unverzüglich. Sie kannte keinen Zweiten, der so eine Ausdrucksweise pflegte.
    »Meine Passagiere könnten eine Pause brauchen«, hatte sie gesagt. »Sie sind hier schon seit sechs Monaten eingepfercht.«
    »Ich wünschte, das wäre möglich. Aber das Ding rückt mit jeder Stunde näher an Lookout heran. Wir können uns das einfach nicht leisten.«
    »Okay«, sagte sie.
    »Tut mir Leid«, fügte er hinzu.
    Marge begnügte sich damit, ihre Freundin, die Planetologin Melinda Park, mit Hilfe des Commlinks zu kontaktieren, aber sehr erfreut war sie nicht, und Julie fürchtete, dass sich die Reise für Collingdale von nun an ganz besonders lang gestalten würde.
    Binnen dreißig Sekunden nach Aufleuchten der grünen Lampe war er auf dem Weg durch die Luftschleuse. »Gott sei Dank«, sagte er zu Julie. »Das war ein Albtraum.« Dann folgten weitere Entschuldigungen. »Aber es steht einfach zu viel auf dem Spiel.«
    »Schon gut«, sagte sie. »Aber Sie lassen Bergen zurück. Wer wird jetzt mit den Ködern rausgehen?«
    »Das mache ich«, sagte er.
    Es folgte ein kurzer Austausch mit dem Captain der Al-Jahani. Gab es Verwundete? Hatten Sie genügen Vorräte, um die Ankunft der Hilfsmission abzuwarten? Konnte Julie irgendwie helfen?
    »Wir kommen zurecht«, sagte Alexandra. Und es mochte nur Einbildung gewesen sein, aber Julie ahnte irgendwo in dem Satz ein unausgesprochenes jetzt.
    Collingdale stand hinter ihr, sah nach der Zeit und drängelte, sie sollten sich wirklich auf den Weg machen, versicherte ihr, dass auf dem anderen Schiff alles in Ordnung sei.
    Acht Minuten nach ihrer Ankunft löste sich die Hawksbill von dem anderen Schiff, startete die Triebwerke und beschleunigte bis zur Sprungbereitschaft.
    Julie hatte zunächst damit gerechnet, Collingdale das Quartier in dem Lagerraum nur mit schlechtem Gewissen zuweisen zu können, doch jetzt empfand sie lediglich einen gewissen Grad der Befriedigung, als sie ihm die Decken auf dem Boden zeigte.
     
    Collingdale war so froh, an Bord eines funktionierenden Schiffs zu sein, auf dem Weg nach Lookout, dass ihn die spartanischen Reisebedingungen kaum kümmerten. Während der Beschleunigungsphase gurtete er sich auf einem Sofa im Techniklager an, dem einzig verfügbaren Ort.
    Er sah zu, wie die Al-Jahani in der Ferne kleiner wurde, und er empfand ein wenig Bedauern für Judy und Nick und Ginko und die anderen, die so hart gearbeitet und so viel erreicht hatten. Er dachte daran, Judy zu rufen, ihr einen letzten Gruß zukommen zu lassen, aber das hatte er bereits vor der Abreise getan. Alles Weitere wäre nur weinerliche Gefühlsduselei.
    Er musste von jetzt an dafür Sorge tragen, dass die Wolke abgelenkt wurde, auf dass der Ausfall von Judys Team nicht mehr von Bedeutung wäre.
    Er wartete in seinem Sicherheitsnetz, sah sich in dem kahlen Raum um, dankbar, wieder unterwegs zu sein. Schließlich schloss er die Augen und versuchte, sich zu entspannen, doch er sah immer

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