Omertà - Die ganze Geschichte der Mafia: Camorra, Cosa Nostra und ´Ndrangheta (German Edition)
vergleichenden Geschichtsforschung und kann als solches nicht in jeweils erschöpfender Ausführlichkeit über Camorra, Mafia und ’Ndrangheta berichten. Stattdessen habe ich Begebenheiten ausgewählt, die mir exemplarisch erscheinen. Indem ich beispielsweise sämtliche Archivquellen über die
Picciotteria
mit einschließe, möchte ich zeigen, dass meine Auswahl an exemplarischen Geschichten in der Erstforschung – meiner eigenen wie auch derjenigen anderer Historiker – eine breite Basis hat.
Meine besondere Dankbarkeit und Bewunderung soll all jenen gelten, die sich bereits vor mir mit der Geschichte jeder einzelnen kriminellen Organisation Italiens befasst haben. Folgende Werke waren mir permanente Begleiter, während ich dieses Buch schrieb: Salvatore Lupos
Storia della mafia
(Rom 1993 , deutsch
Geschichte der Mafia
, Düsseldorf 2002 ) gehört zu den Schriften, die jeder immer wieder lesen sollte, der sich für die Mafias interessiert. Lupos jüngeres Werk,
Quando la mafia trovò l’America. Storia di un intreccio intercontinentale, 1888 – 2008
(Turin 2008 ), bietet eine einzigartige, kluge »transatlantische« Geschichte der Mafia in Sizilien und den Vereinigten Staaten. In mehreren Kapiteln habe ich versucht, Lupos Hinweisen auf die facettenreiche Beziehung zwischen den beiden Zweigen der Cosa Nostra zu folgen. Außerdem waren mir seine Einsichten im Hinblick auf den langwährenden Dialog zwischen Italien und den Vereinigten Staaten in Bezug auf Mafia-Angelegenheiten sehr von Nutzen. Das »Transatlantische Syndikat« ist meine Benennung dessen, was Lupo, der über Quellen aus erster Hand verfügt, als »dritte Mafia« bezeichnet. Da es bereits drei Mafias in meiner Geschichte gab, suchte ich, um Verwechslungen zu vermeiden, einen anderen Begriff.
Wer sich über die Geschichte des organisierten Verbrechens in Kalabrien informieren möchte, kommt an Enzo Ciconte nicht vorbei. Sein bahnbrechendes Buch
’Ndrangheta dall’Unità a oggi
(Rom-Bari 1992 ) bot den ersten systematischen Überblick. Er hat nicht nur die Geschichte der ’Ndrangheta nachgezeichnet, sondern zum ersten Mal auch umfangreiches Beweismaterial aus dem Staatsarchiv von Catanzaro zusammengetragen. Ich habe mich nicht nur auf diese Dokumentation gestützt, sondern sie durch noch uneingesehene, wenig erforschte Dokumente aus dem
Archivio di Stato di Reggio Calabria
und der Presse ergänzt, mit deren Hilfe man meiner Meinung nach zu klareren, eindeutigeren Schlussfolgerungen über die frühe ’Ndrangheta gelangt als Ciconte oder Cingari.
Von Ciconte stammt auch die erste vergleichende Geschichtsstudie über die drei Mafiaorganisationen:
Storia criminale. La resistibile ascesa di mafia, ’ndrangheta e camorra dall’Ottocento ai giorni nostri
, Soveria Mannelli 2008 . Sein Ansatz – eher thematisch als chronologisch – ist sehr eigen, doch fand ich darin eine Menge Anhaltspunkte für die Vorbereitung des vorliegenden Buches.
Mit ihrer Stringenz und Klarheit stellt Francesco Barbagallos
Storia della camorra
(Rom-Bari 2010 ) jeden früheren Versuch, einen Überblick über die Geschichte des organisierten Verbrechens seit dem 19 . Jahrhundert in Kampanien zu schaffen, in den Schatten. Seine früheren Bücher,
Napoli fine Novecento: Politici, camorristi, imprenditori
(Turin 1997 ) und
Il potere della camorra ( 1973 – 1998 )
(Turin 1999 ) sind nach wie vor von elementarer Bedeutung, was das dramatische Wachstum der Camorra im ausgehenden 20 . Jahrhundert anbelangt. Ich habe wiederholt darauf zurückgegriffen. Des weiteren möchte ich Isaia Sales’ einflussreiche Sammlung historischer Essays erwähnen,
La camorra le camorre
( 2 . Aufl., Rom 1993 ), aus der ich viel gelernt habe. P. Monzini lieferte mir mit seinem Werk
Gruppi criminali a Napoli e a Marsiglia. La delinquenza organizzata nella storia di due città (
1820
–
1990
)
(Rom 1999 ) ein anregendes Beispiel für einen vergleichenden Ansatz und Einblicke in verschiedene Momente der Camorrageschichte.
Die frühen Phasen in der Geschichte der Mafias, von ihren Ursprüngen bis zum Ende des Faschismus, sind außerhalb der Spezialistenkreise noch weitgehend unbekannt. Ich habe viel erfahren von Wissenschaftlern, die sich speziell mit dieser Zeit befassen. In den 1980 er Jahren gehörte Marcella Marmo zu den Pionieren der neuen Geschichte des organisierten Verbrechens Italiens. Und sie gilt noch heute als die maßgebliche Autorität in Sachen Camorra, vor allem für deren frühe
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