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Omnia vincit amor - Liebe besiegt alles

Omnia vincit amor - Liebe besiegt alles

Titel: Omnia vincit amor - Liebe besiegt alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Wolf
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Gute-Laune-Morgen-Kaffees fühlte ich mich dann schon etwas wacher. Meine Aufmerksamkeit wanderte wieder zu dem Umschlag. Der Brief war adressiert an Clarissa und Steven Harrison, Park Lane 8, London. Als ich ihn umdrehte, erkannte ich den Absender. Mich erfasste ein ungutes Gefühl. Ich spürte förmlich, wie sich mir langsam die Nackenhaare aufstellten und mir ein kurzer kalter Schauer über den Rücken lief. In etwa so, als hätte ich eine besonders hässliche Spinne entdeckt. Der Brief war von Tante Batty. Das konnte einfach nichts Gutes bedeuten.
    Ich hoffte inständig, dass sie uns nicht besuchen wollte. Denn wenn Tante Batty zu Besuch kam, war es mit dem Frieden in unserem Haus vorbei. Sie krittelte an allem und jedem herum. Die Fenster waren nicht sauber genug, der Müll nicht ordentlich getrennt, das Auto müsste mal wieder gewaschen, die Wäsche ordentlich gebügelt und der Rasen ganz dringend gemäht werden. Alles in allem war sie eine echte Nervensäge. Ich rang mit mir, ob ich den Umschlag öffnen sollte.
    Schlussendlich siegte meine Neugier über die Vernunft und ich riss ihn auf. Heraus fiel etwas, das wie ein altertümliches Flugblatt aussah. Der Zettel entglitt mir und flatterte auf den Küchenboden. Als ich mich hinunterbückte, um ihn wieder aufzuheben, stieß ich mir den Kopf an der Tischplatte. Ich interpretierte das als Zeichen. Das Schicksal wollte mir offensichtlich raten, den Zettel dort liegen zu lassen, wo er war. Ich tat es natürlich nicht. Stattdessen rieb ich mir den Hinterkopf und tauchte wieder unter dem Tisch hervor nach oben. Bei eingehenderer Betrachtung des Papiers erkannte ich, dass es sich um eine Einladung handelte. Gut. Ich atmete auf. Sie würde also nicht herkommen. Ein Gefühl der Erleichterung stieg in mir auf. Es dauerte jedoch nur kurz an, denn stattdessen lud sie uns zu sich ein. Genauer gesagt erwartete sie unsere Anwesenheit in Oxford anlässlich einer Jahrhundertfeier! Ich runzelte die Stirn. War Tante Batty jetzt schon dazu übergegangen uns als ihre Begleitung für irgendwelche Festivitäten anzumelden? Erst beim zweiten Hinsehen bemerkte ich die Adresse auf dem Flugblatt. Die Feier sollte in ihrem Haus stattfinden. Und so wie es klang, war ich mir ziemlich sicher, dass es keine normale Party mit Pappbechern und Kartoffelsalat werden würde. Sie hatte offensichtlich vor, so etwas wie eine Kostümparty zu veranstalten, denn auf der Einladung wurde um Erscheinen in zeitgemäßer Kleidung gebeten, was auch immer das heißen sollte. Um genau zu sein, war es eigentlich gar nicht Tante Battys Haus, sondern das meines Großvaters und der hatte es meiner Mutter testamentarisch hinterlassen. Meine Mutter hatte jedoch auf ihren Anspruch verzichtet, weil sie lieber mit mir und meinem Vater in London bleiben wollte. Und so hatte Tante Batty es schlussendlich bekommen. Ich selbst hatte nur vage Erinnerungen an meinen Großvater, da er starb, als ich sechs Jahre alt war. Einzig das Bild in unserem Treppenhaus, das ihn mit einem Jungen, der ungefähr neun Jahre alt sein musste, zeigte, bewies mir, dass es ihn tatsächlich gegeben hatte. Das Bild war nur einige Monate vor seinem Tod aufgenommen worden. Darauf war er ein Mann um die Siebzig mit einem breiten Schnurrbart, der sich an den Enden nach oben zwirbelte, und einem dicken Bauch. Er trug einen Anzug, der nicht so recht passen wollte. Der Junge, der vor ihm auf einem Schemel saß und in die Kamera lächelte, hatte dunkles kurzes Haar, das er jedoch gekonnt unter einer Schiebermütze versteckte.
    Meine Mutter hatte mir mal erzählt, dass Großvater Uhrmacher gewesen sei. Viel mehr wusste ich aber leider nicht über ihn. Wir redeten generell nicht viel über meinen Großvater und ich hatte es mir mit der Zeit abgewöhnt Fragen zu stellen. Lediglich Mr Morgan, der Nachbar von Tante Batty, hatte mir bei einem unserer Besuche einmal erzählt, dass er ein herzensguter Mensch gewesen sei, der jedoch manchmal so besessen von einer seiner komischen Ideen gewesen war, dass er Tag und Nacht in seinem Schuppen daran gearbeitet habe. Die Verrücktheit schien also erblich bedingt zu sein. Da meine Mutter jedoch völlig normal war, hoffte ich, dass es sich bei mir nicht mehr durchsetzen würde.
    Tante Batty hatte noch eine Notiz für meine Mutter an den Rand der Einladung gekritzelt. Ich konnte sie jedoch nicht genau entziffern. Ich las »Eule kleiner Rabe ist schon hier.« Das machte keinen Sinn. Ich versuchte es noch einmal: »Else

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