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Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)

Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Strohmeyer
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auf die Wahltaste und rief Charlize an. Heute würde er nicht ins Büro kommen.

2. Kapitel

    04. Februar 2010
    irgendwo auf dem Interstate Highway 10 nach Osten
    15.40 Uhr

    Nach Tucson waren es genau 501 Meilen. Acht Stunden Fahrt durch die trockensten Wüsten des Kontinents – die Mojave und Sonora Desert, eine lebensfeindlicher als die andere. Doch sein betagter 69er Mustang ignorierte tapfer die Tatsache, dass sein schwarzes Äußeres die Sonnenstrahlen förmlich ansaugte, während die Hitze flirrende Fata Morganas auf die schnurgerade Straße zauberte. Drinnen im kühlen Hauch der Klimaanlage saß Ondragon am Steuer, kaute Kaugummi und hörte laut I’m easy von Faith No More. Sein rechter Cowboystiefel lag locker auf dem Gaspedal und auf seinem Gesicht ein entspannter Ausdruck.
    Der Grund, warum er die Wüste mochte, war, dass es leere Natur war. Hier gab es nichts, was einem auf die Nerven gehen konnte. Keine Mücken, keine größeren Tiere wie Bären oder Wölfe, die einen mit einem Lachshäppchen verwechselten, und kein tückisches Unkraut, das danach trachtete, einen zu Fall zu bringen. Und das Beste: Man hatte freie Sicht in alle Richtungen! Ein Feind hatte es also schwer, sich unbemerkt an ihn heranzuschleichen. Kein Wasser bedeutete auch: kein Leben. Kein Leben: keine bösen Überraschungen. Die Wüste war ein sehr klarer, einfacher Ort. Nicht wie der Wald, wo alles zugewuchert und unwegsam war.
    Nur ungern erinnerte sich Ondragon an seinen Aufenthalt in Minnesota vergangenen Sommer. Dort hatte ihm der Wald sein bösartiges Wesen offenbart. Er war ein grünes Biest, das Menschen verschlang und nicht wieder ausspuckte. Und dann das Viehzeugs dort … Nein, wenn schon draußen im Freien, dann in der Wüste! Obwohl die Arktis bestimmt auch so ihre Vorteile besaß. Ein kaltes weißes Nichts. Herrlich!
    Dergestalt in Gedanken versunken glitt Ondragon in seinem Mustang dahin und näherte sich Meile um Meile seinem Ziel. Im Rückspiegel sank die Sonne am Horizont immer tiefer und die karge, kakteenbewachsene Landschaft um ihn herum verwandelte sich in das legendäre Farbenspiel einer Achtzigerjahre-Fototapete, bevor die Finsternis sich mit undurchdringlicher Schwärze herabsenkte.
    Die Stadt Tucson tauchte aus der Wüstennacht auf wie ein rettender Hafen im dunklen Meer. Eine strahlende Oase im Nichts. Einladend glommen die Lichter und verhießen kühle Getränke und Gesellschaft. Alles, was ein einsamer Wüstenreiter sich wünschen konnte nach einem staubigen Tag auf der Piste.
    Ondragon checkte im Hotel Congress in Downtown ein. Es galt zwar als etwas laut und unkomfortabel, aber die Bar und das Essen hatten den Ruf, von allerbester Güte zu sein. Viel essentieller aber war, dass in dem hip zurechtgestylten Backsteingebäude von anno 1920 immer reger Betrieb herrschte, man also ein- und ausgehen konnte, ohne bemerkt zu werden. Auch zu später Stunde. Dafür nahm Ondragon die Unannehmlichkeiten des kleinen, nicht allzu luxuriösen Zimmers in Kauf. Normalerweise gönnte er sich nur die besten Hotels. Wenn man wie er ständig unterwegs war, dann waren ein sauberes, bequemes Bett und guter Service unverzichtbar.
    Nachdem er seine Reisetasche aufs Zimmer gebracht und die Etage nach etwaigen Fluchtwegen untersucht hatte, ging er hinunter in die Lobby, bestellte sich etwas zu essen und genehmigte sich einen Whiskey Sour an der Bar. Für heute war es genug. Die eintönige Fahrt hatte ihn geschlaucht. Er würde sich morgen früh mit dem Springer in Verbindung setzen und danach das Haus von Tyler Ellys selbst in Augenschein nehmen. Ein kleiner Vorabcheck aus gebührender Entfernung, bevor er zur näheren Durchsuchung schritt.

    „Ja?“, fragte eine brüchige Männerstimme am andern Ende des Telefons, nachdem Ondragon am Morgen auf seinem Zimmer die Nummer des Springersgewählt hatte.
    „Kaplan Bolič?“
    „Ja.“
    „Hier spricht Mr. O, Spider hat mich beauftragt, mit Ihnen in Verbindung zu treten im Fall des verschwundenen Mailman.“ Er benutzte vorsichtshalber die DeForce-Decknamen.
    „Ich weiß Bescheid. Ich bin im Hotel Arizona, Zimmer 506. Kommen Sie einfach zu mir, Mr. O.“
    Das ist nicht weit entfernt, dachte Ondragon. Nur ein paar Blocks. „Gut, ich komme gegen Mittag“, sagte er.
    „Ich bin da. Es geht mir sowieso beschissen. Habe mir wohl ‘ne Grippe oder so was eingefangen. Kopf- und Gliederschmerzen. Bleibe deshalb auf dem Zimmer.“
    „Ich wollte mir zuerst das Ellys-Haus ansehen. Gibt es

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