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One Night Wonder

One Night Wonder

Titel: One Night Wonder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Licht
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sich her. Keine Ahnung, wie er es schafft, die Leute vor sich so schnell auseinanderzuschieben.
    »Wo gehen wir denn hin?«, rufe ich in seine Richtung.
    »An einen Ort, wo wir uns ungestört unterhalten können.« Na, viel Glück, in diesem Haus gibt es keinen Quadratmeter, der nicht von Menschen besetzt ist.
    »Und wo wäre das?«
    »In meinem Zimmer.«
    Oh Mist, hatte ich vergessen: Er wohnt ja hier. Gar nicht gut. Überhaupt nicht gut. Jetzt heißt es, Verstand einschalten und stark bleiben. Trotz überzeugender Ponyfrisur und hübschem Gesicht. Ich stolpere die Stufen in die erste Etage hoch, der Sekt scheint zu wirken. Meine Zehen sind ganz voller Erde, das hatte ich noch gar nicht bemerkt. Oben angekommen, reißt Christoph eine Tür auf und erstarrt im selben Moment. Ich pralle gegen seinen harten Rücken, als er meine Hand loslässt.
    »Sag mal, seid ihr bescheuert!«, brüllt er in die Dunkelheit. Ich dränge mich neben ihn, und werfe einen Blick in das Zimmer. Auf seinem zerwühlten Bett liegen zwei Gestalten. Der Typ hat lediglich die Hose heruntergezogen, das Mädel unter ihm hat ihr Shirt hochgerissen, und ihr Busen quillt unter seinem Oberkörper hervor. Ihre Hose liegt direkt davor auf dem Boden, sie hat nur noch ihre gestreiften Söckchen an. Sie fiept wie eine kleine Maus, jedes Mal, wenn er ihr Becken in die Matratze drückt. Die beiden scheinen uns nicht bemerken zu wollen.
    »Lass sie doch«, sage ich und versuche, Christoph aus dem Türrahmen zu ziehen.
    »Das ist mein Zimmer!«, schnauzt er ersatzweise mich an.
    »Scheißegal.« Ich lege ihm versöhnlich die Hand um die Taille und drehe ihn um. »Man muss auch gönnen können.«
    »Na, und was hab ich jetzt davon?«
    »Nix.«
    »Eben!«
    »Ja, willst du jetzt den Typen von dem Mädel runterziehen, ihm eine knallen und beide halbnackt in den Flur verbannen?«
    Christoph sieht immer noch böse aus. »Zum Beispiel!«
    »Das ist doch albern.«
    »Aber ich wollte doch mit dir …«
    Ja, ich auch.
    »Wir wollten uns doch in Ruhe unterhalten«, sagt er noch mal.
    »Das können wir auch woanders.« Ich will mich von ihm lösen, um uns einen Ersatzplatz zu suchen.
    »Warte.«
    »Ja?«
    »Beweg dich nicht.«
    Oh Gott, habe ich etwa irgendwo ein Insekt auf mir sitzen? Ein überflüssiges Mitbringsel aus dem Garten, das bis dato unerkannt auf mir geparkt hat?!
    »Warum?«, hauche ich wie erstarrt. Er guckt wortlos auf meinen Arm, der immer noch um seine Taille liegt.
    Was soll ich jetzt sagen? Stattdessen schaue ich zu ihm hoch. Er spielt mit seinem Piercing.
    »Ist das jetzt dein Ernst?«
    Er nickt. Herrje, er macht mich fertig. Ehrlich. Manche Kerle haben es echt drauf. Und bei ihm ist wahrscheinlich alles angeboren. Obwohl ich es nicht will, lasse ich die Hand sinken. Christoph legt sie kommentarlos wieder zurück.
    »Und was soll das werden?«, will ich von ihm wissen.
    »Weiß nicht.«
    Das ist definitiv keine Antwort. Und meine Hand liegt immer noch da, wo sie nicht hin soll. Ich bin noch dabei, in meinem Kopf eine gouvernantenhafte Rüge zu formulieren, als mir jemand energisch auf die Schulter tippt. Oh nein, das ist jetzt bestimmt Janine. Doch sie ist es nicht.
    »Könnte ich dich kurz sprechen?« Ohne mir Zeit für eine Antwort zu lassen, zieht David mich von Christoph weg, den er gar nicht beachtet.
    »Hey, Moment mal!« Christoph und David duellieren sich mit Blicken, meine Anwesenheit beschränkt sich lediglich auf körperliche Präsenz.
    »Entschuldige, es dauert nur einen Moment«, sagt David würdevoll zu ihm und versucht mich gleichzeitig mit seinem Blick zu töten. Ich habe nicht mal Zeit, irgendwas Verbindliches zu Christoph zu sagen, da schleift David mich am Arm hinter sich her.
    »Sag mal …«, keife ich.
    David ignoriert mein Gehabe, stößt eine Tür auf, zieht mich hinein, kracht die Tür wieder zu und schließt sie ab. Oh, ein Badezimmer. Wie nett.
    »Weißt du, wie alt der ist?«, faucht er mich nachträglich an.
    »Und woher willst du das wissen?«, fauche ich zurück.
    »Weil der in ’ner Hardcore-Band spielt, in der ein Freund von mir an den Drums sitzt!«
    »Ach so.« Mist. Die Welt ist doch ein Dorf.
    »Und du weißt auch, wie alt er ist?«
    »Ja!«
    »Wie, ja? Und es ist dir egal?«
    »Meine Güte, er wird in drei Monaten 18.«
    David guckt mich erst perplex an, dann bekommt er einen so heftigen Lachanfall, dass er sich auf den Toilettendeckel setzen muss, um nicht umzufallen. Meine erdigen Zehen versinken in einer

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