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One Night Wonder

One Night Wonder

Titel: One Night Wonder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Licht
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Blick klebt an seinem durchtrainierten Rücken und wandert dann tiefer. Diese leicht gebräunte Haut, diese coole schwarze Röhre, dieser süße Knackarsch, diese Wodkaflasche in seiner Hand! Moment mal: Wodka? Er trinkt? Und wenn überhaupt, hätte ich auf Rotwein getippt. Allerhöchstens. Aber Wodka? So, so. Vielleicht ist er ja zugänglicher, wenn er ein bisschen angeschickert ist. Und heute – dass er hier war, dass ich hier war, das ist kein Zufall. Das ist Schicksal, jawohl. Heute würde ich versuchen, ihn abzuschleppen, ob er mich nun mochte oder nicht. Für das, was ich von ihm wollte, musste er noch nicht mal reden. Er musste einfach nur gut aussehen und sich nicht allzu dämlich anstellen.
    »Ich bin mal unten, Mädels«, sage ich und behalte ihn fest im Blick. Julia kichert schon wieder, Tobias fällt so schnell keine Antwort ein, und ich bahne mir meinen Weg durch die klebenden Massen in Richtung Tanzfläche. Wie ein Haifisch nähere ich mich ihm von hinten. Ich höre ihn lachen. Ein dunkles Männerlachen. Dann nimmt er einen Schluck aus der Flasche. Jetzt bin ich unmittelbar hinter ihm. In einer seiner Potaschen steckt ein ziemlich mitgenommenes Reclam-Heftchen. Klar, ich nehme doch auch immer ein Buch mit zu einer Party! Ich atme seinen Duft ein: eine Mischung aus frisch geduscht, einem Hauch Parfum und Mann. Oh, lecker!
    Aber der Zeitpunkt ist ungünstig. In Gesellschaft seiner Kumpels ist er zu unberechenbar. Männer separiert man besser von der Herde und lauert ihnen auf, wenn sie allein sind. Meine Chance kommt, als er sich wortreich Richtung Toiletten verabschiedet. Ich tauche gekonnt in der Menge unter und nehme die Verfolgung auf. Als er wieder herauskommt, bin ich plötzlich vor ihm.
    »Oh, hi«, sage ich und schenke ihm ein möglichst überraschtes Lächeln. Er erwidert erst mal gar nichts.
    Sein Blick sagt: »Du bist ein Dämon, und du hast mir aufgelauert.« Oder meine Fantasie geht gerade mit mir durch. Zur Ablenkung schaue ich auf die Wodkaflasche. Wortlos hält er sie mir hin. Ich nehme einen Schluck. Bah, das mag ich doch gar nicht! Danach setzt er die Flasche an die Lippen. Mit Blick auf seinen hüpfenden Adamsapfel zähle ich vier Schlucke.
    »Hallo«, sagt er schließlich.
    Also, irgendwie cool ist er ja schon, aber nur, wenn man so ein bisschen auf diesen Psycho-Einschlag steht wie ich.
    Und dann: »So weit weg vom Geschehen?« In diesem Moment wird mir klar, dass er mich durchschaut haben muss. Auf dieser Seite gibt es nur die Herrentoiletten, die Damentoiletten liegen gegenüber auf der anderen Seite der Halle. Jeder, der hier studiert, weiß das. An diesem Ort gibt es auch keine Sitzmöglichkeiten. Nix. Keinen Grund, als »Nicht-Kerl« hier herumzulaufen.
    Zum Glück bin ich ja nicht auf den Mund gefallen: »Ich spaziere ein wenig durch die Gegend.«
    »Hm«, brummt er nur.
    Ich bewahre tapfer Haltung. »Und wie findest du es so?«
    »Bin gerade erst angekommen.«
    »Ach so.«
    Ich merke, dass er überlegt. Ein Vermögen für seine Gedanken! Er nimmt noch mal einen Schluck aus der Flasche. So kommen wir nicht weiter.
    »Na gut, ich gehe mal wieder zu meinen Leuten, man sieht sich sicher noch.« Ein letztes Lächeln, dann lasse ich ihn stehen. Toll, das war ja mal gar nichts.
    »Dämon, Dämon«, flüstert es hinter mir her. Ich bekomme einen Schluckauf. Verdammter Wodka.
    Julia erkennt schon an meinem Gesichtsausdruck den temporären Misserfolg.
    »Vergiss es einfach, er ist ein Spinner«, sagt sie, wieder einigermaßen ernüchtert.
    »Tanzen!«, knurre ich. Sie nickt mitfühlend, klatscht Tobias ihre Handtasche an den Arm und drückt ihm ihr Glas in die Hand. »Wir gehen tanzen, Schatz.«
    Schatz sagt wieder nix, er macht lediglich eine Kopfbewegung und lässt die Schultern hängen.
    Vorher hole ich mir allerdings noch einen Cocktail. Das Special-Feature der geschäftstüchtigen Wiwi-Fachschaft ist dieses Mal eine Cocktail-Bar. Ich liebe Zucker mit Alkohol und Fruchtsaft. Der Barkeeper meint es gut mit mir, das Ding besteht hauptsächlich aus weißem Rum. My Goodness.
    Nach zwei Schlucken stören mich auch die verschwitzten Leute nicht mehr. Der DJ ist der Held des Abends, jedes Lied ist super. Jule und ich verausgaben uns völlig. Nach circa zehn Liedern löst sich meine Frisur auf, ich stopfe die Spangen in meine Tasche und lasse die Haare offen über den Rücken fallen. Mittlerweile schwitze ich genauso wie die anderen. Mein Glas ist noch halb voll, es ist herrlich!
    Dann

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