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Onkel Deprius dunkles Erbe

Onkel Deprius dunkles Erbe

Titel: Onkel Deprius dunkles Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Tonollo
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sich um. »Siehst du hier sonst noch jemanden?« Polly erinnerte sich sofort an ihre Begegnung an der Bushaltestelle und musste lachen. »Okay!«, willigte sie ein. »Du hast aber nichts Ansteckendes, oder?«
    »Keine Angst!«
    Und zum ersten Mal sah sie Pit lächeln.
    Pits Zimmer war außergewöhnlich. Da wo bei anderen Jungen Poster von Fußballspielern oder Popstars hingen, standen bei Pit Bücherregale.
    »Wow!«, Polly war beeindruckt. »Hast du die etwa alle gelesen?«
    »Die meisten schon.« Pit legte ordentlich eine Wolldecke über sein ungemachtes Bett. »Setz dich doch!«
    Doch Polly konnte ihren Blick nicht von den Büchern wenden. »Wenn du die fast alle gelesen hast, wann hast du dich denn dann mit deinen Freunden getroffen?«
    Pit ließ sich auf seinen Schreibtischstuhl fallen und schaute verlegen aus dem Fenster. »Welche Freunde?«
    »Na, zum Beispiel Betonfrisur und … also, ich meine natürlich Leo und Fabio.«
    »Das sind nicht meine Freunde!«
    »Ich dachte, du hängst mit denen immer rum – weil ihr doch gestern noch so lange auf dem Schulhof miteinander gequatscht habt.«
    Pit sagte nichts. Dann stand er plötzlich auf und fragte Polly: »Willst du was trinken?«
    Polly zuckte unschlüssig mit den Schultern. »Warum nicht.«
    Pit verließ das Zimmer und kam kurz darauf mit einer Flasche Apfelsaft und zwei Gläsern zurück.
    »Sind deine Eltern nicht da?«, fragte Polly, nachdem Pit ihnen eingeschenkt hatte. Sie befürchtete, ihr Gespräch könnte wieder im Sande verlaufen.
    Pit war jetzt genauso verschlossen wie am Tag zuvor und antwortete nur knapp: »Meine Mutter ist auf der Arbeit.«
    »Und dein Vater?«
    Pit zuckte mit den Schultern. »Der wohnt nicht hier.«
    Polly hockte sich auf die Bettkante, nahm das volle Glas von Pit entgegen, überlegte kurz und sagte schließlich: »Als ich dich gestern an der Bushaltestelle nach Leo und Fabio gefragt habe, hast du schon so komisch reagiert … und jetzt gerade wieder. Stimmt da was nicht?«
    Pit nahm einen Schluck aus seinem Glas und schaute gedankenverloren aus dem Fenster.
    Polly rutschte unruhig auf der Bettkante hin und her.
    »Ich muss noch Hausaufgaben machen. Vielleicht ist es besser, wenn du jetzt gehst«, brach Pit plötzlich das Schweigen.
    »Was?« Polly hatte die Augen weit aufgerissen. »Du weißt doch nicht mal, welche Hausaufgaben wir bekommen haben.«
    Hastig nahm Polly ebenfalls einen kleinen Schluck Apfelsaft und überlegte, ob sie überhaupt weitersprechen sollte.
    Eigentlich konnte ihr dieser Pit vollkommen egal sein. Aber wenn sie nun ging, würde er vielleicht nie wieder ein Wort mit ihr reden. Und das wollte sie nicht. »Pit, hör zu. Das alles geht mich nichts an. Und du musst auch nichts dazu sagen. Und wenn du lieber alleine sein willst, dann mach ich die Biege – aber das fände ich echt schade.«
    Pit schwieg.
    »Okay!« Polly stand auf und stellte das Glas auf den Tisch.
    »Danke für den Saft!« Sie wandte sich zum Gehen.
    »Also gut«, sagte Pit leise. »Was ich dir jetzt erzähle … versprichst du mir, dass das unter uns bleibt?«
    Polly zögerte. Was hatte das nun wieder zu bedeuten? Doch dann nickte sie. »Versprochen!«

Särge im Flur
     
    Polly tat in dieser Nacht kein Auge zu. Was Pit ihr anvertraut hatte, geisterte ihr ununterbrochen im Kopf herum und sie suchte verzweifelt nach einer Lösung. Wie konnte sie ihm helfen? Zu blöd, dass sie Pit versprochen hatte, mit niemandem darüber zu reden!
    Sie hatte ihn darum gebeten, wenigstens Palme und Pampe einweihen zu dürfen, aber Pit war stur geblieben, schließlich kannte er die beiden nicht.
    Trotz aller Streitereien und Gehässigkeiten, die es manchmal zwischen ihr und ihren Brüdern gab, wusste Polly: Wenn es ernst wurde, war auf Pampe und Palme hundertprozentig Verlass. Vor allem aber hatten die beiden manchmal wirklich super Ideen!
    Polly überlegte kurz, ob sie den beiden – ohne Pits Wissen – nicht doch von seinen Problemen mit Betonfrisur und Piratentuch erzählen sollte. Sie verwarf den Gedanken aber schnell wieder – schließlich vertraute er ihr!
    Das Klingeln des Weckers riss Polly aus den Gedanken.
    »Ah! Kleines Pollyxenia schon auf alle Beine!«, begrüßte Karla sie lachend, als Polly die Küche betrat.
    Hannibal kam ihr entgegengelaufen und bellte sie freudig an. »Heute essen Müsli wie Frau Mama?«, neckte Karla sie. »Oder lieber viele Regenwurms, getrocknet mit Schleim von Schnecke, wie die Herren Bruder?«
    »Danke!«, antwortete

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