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Onkel Deprius dunkles Erbe

Onkel Deprius dunkles Erbe

Titel: Onkel Deprius dunkles Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Tonollo
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    Polly beeilte sich ins Gebäude zu kommen. Drinnen folgte sie einem Schild, das zum Sekretariat wies.

    »Guten Tag«, sagte sie, als sie schließlich vor einer älteren Frau stand. »Ich heiße Pollyxenia Rottentodd. Ich soll mich hier melden.«
    Die Sekretärin musterte Polly von oben bis unten mit strengem Blick und fragte: »Die Neue?« Polly nickte. »Warte einen Augenblick. Deine Lehrerin, Frau Lammbein, muss jeden Moment kommen, um dich abzuholen.«
    Frau Lammbein war – nach Hannibal – die zweite angenehme Überraschung in Pollys neuem Leben. Sie war jung und Polly schon allein deshalb sympathisch, weil sie zu ihr Polly und nicht Pollyxenia sagte.
    »Ich unterrichte Deutsch und Geschichte«, erzählte Frau Lammbein auf dem Weg zur Klasse. »Und ich bin die Vertrauenslehrerin der Unterstufe. Falls du also mal ein Problem hast …«
    Ach, wenn es doch nur
eins
wäre, dachte Polly im Stillen und folgte Frau Lammbein ins Klassenzimmer.
    Als die beiden eintraten, verstummte das allgemeine Stimmenwirrwarr.
    »Einen wunderschönen guten Morgen«, sagte Frau Lammbein. »Ich hoffe, ihr habt euch in den Ferien gut erholt.« Dann deutete sie mit der Hand in Richtung Polly. »Das ist eure neue Mitschülerin Polly. Wie ich euch kenne, werdet ihr es ihr leicht machen, sich bei uns einzugewöhnen.«
    »Klar doch! Herzlich willkommen, Leichenpolly!«, rief ein etwas dicklicher Junge aus der letzten Reihe, dessen rote Haare dank irgendeines Ultra-Strong-Gels steil nach oben abstanden.
    Es wurde gekichert.
    »Wie bitte?«, fragte Frau Lammbein. »Leichenpolly?«
    »Wie denn sonst? Die wurde doch mit einem Leichenwagen gebracht«, erklärte ein anderer Junge, der ein schwarzes Piratenkopftuch mit vielen kleinen weißen Totenköpfen trug. Er lehnte sich lässig zurück und schaute gelangweilt aus dem Fenster.
    »Ach ja?«, sagte Frau Lammbein und wandte sich wieder an Polly. »Dafür bist du aber sehr lebendig!«
    »Mein Vater hat ein Bestattungsunternehmen«, brummte Polly genervt. »Und wir haben im Moment nur diesen einen Wagen.«
    »Das erklärt doch alles.« Frau Lammbein ging auf Polly zu, berührte ihre Schulter und zeigte auf einen freien Platz in der Mitte des Raums. »Du kannst dich neben Sarah setzen. Ihr werdet euch sicher gut verstehen.« Dann klatschte sie in die Hände. »So! Ich gebe euch jetzt eure neuen Stundenpläne, dann fangen wir gleich an mit Geschichte.«
    Ein leises Murren ging durch die Reihen, während Polly sich neben Sarah auf den Stuhl fallen ließ und leise »Hallo« sagte.Sarah reagierte nicht. Sie nahm den Stundenplan entgegen, musterte ihn und rümpfte kurz die Nase. Dann holte sie aus ihrer Schultasche eine Plastikdose mit Kaugummis, steckte sich einen in den Mund und schob die Dose zurück in die Tasche. Bis Frau Lammbein alle Stundenpläne ausgeteilt hatte, widmete Sarah sich dem Feilen ihrer dunkelblau lackierten Fingernägel.
    Polly wäre am liebsten aufgestanden und gegangen.
    »Die Französische Revolution«, sagte Frau Lammbein endlich.
    »Ich hoffe, ihr erinnert euch – wir hatten vor den Ferien darüber gesprochen.« Sie machte eine kurze Pause. »Also, weiß noch jemand, welcher König in Frankreich regierte, als die Revolution ausbrach?«
    »Nicht schon wieder«, stöhnte Sarah. »Darüber reden wir seit der fünften Klasse, das ist Frau Lammbeins Lieblingsthema.«
    »Richard Löwenherz«, antwortete der Junge mit dem Piratenkopftuch cool und schaute weiter aus dem Fenster.
    »Ach, Fabio.« Frau Lammbein schüttelte den Kopf, dann sah sie Polly an. »Hast du dieses Thema in deiner alten Schule schon durchgenommen?«
    Polly überlegte, was sie antworten sollte. In der Schule hatten sie nicht darüber gesprochen, aber … »Ludwig der Sechzehnte!«, hörte sie sich da schon sagen. Und schnell fügte sie noch »glaube ich« hinzu.
    »Genau!«, sagte Frau Lammbein. »Und weißt du auch, ob er die Revolution überlebt hat?«
    »Hat er nicht!« Polly war ihr Wissen sichtlich unangenehm.
    Sie wollte auf keinen Fall als Streberin dastehen.
    »Und?«, hakte Frau Lammbein nach, »woran ist er gestorben? An einem Herzinfarkt?«
    »Er … er wurde hingerichtet.«
    »Hey, da wär ja ein toller Job für deinen Vater rausgesprungen«, grölte der Rothaarige aus der letzten Reihe.
    »Leo! Noch eine blöde Bemerkung und du …«
    »Das war auch so, du Klugscheißer!«, fiel Polly ihrer Lehrerin ins Wort. In diesem Moment hätte sie sich am liebsten die Zunge abgebissen. Warum erzählte ihr

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