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Onkel Horatios 1000 Sünden

Onkel Horatios 1000 Sünden

Titel: Onkel Horatios 1000 Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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die Dinge liegen. Wenn Abigail nichts mehr von mir wissen will, dann besteht keine Hoffnung mehr. Falls sie jedoch bereit ist, mich doch noch einmal zu sehen...»
    «Mein lieber Teddy, die hohe Diplomatie verliert an dir ein ganz außerordentliches Talent», stimmte Mr. Brickwood ihm zu. «Schon lange bevor du nach Oxford gingst, wußte ich, daß ich mit einem Sohn von bemerkenswerter Intelligenz und Vernunft gesegnet bin. Glaube mir, ich will nichts weiter, als euch beide wieder glücklich zu sehen! Schick mir ein Telegramm ins Waldorf, sobald ihr wieder in Liebe vereint seid.»
    «Ich werde George noch heute abend in seinem Kabarett aufsuchen», beschloß Teddy. «Für die Zwischenzeit jedoch wäre ich dir dankbar, wenn du mich auf deine Gehaltsliste setzen könntest. Wie du weißt, habe ich die feste Absicht, Abigail ein Leben zu bieten, an das sie nicht gewöhnt ist.»
    «Du kannst damit beginnen, einige Manuskripte für mich zu lesen.» Der Verleger wies auf den hohen Stapel. «Das wird dich bestens in die zeitgenössische Literatur einführen und erlaubt mir, mich mit freiem Kopf den schwerwiegenden Aufgaben in New York zu widmen. Auf den heutigen Tag fallt wohl keinerlei Jubiläum, wie?» fragte er und ließ den Blick hoffnungsvoll über den silbergerahmten Kalender auf dem Kamin wandern.
    Teddy zuckte die Achseln.
    «Bei Gott, Teddy, mein Junge, hol den Whisky heraus! Mir ist eben eingefallen, daß wir heute vor vielen, vielen Jahren deinen Onkel Horatio endgültig nach Hongkong abgeschoben haben.»
     

5
     
    Zwei Tage später sperrte Teddy die Wohnungstür auf, nachdem er seinen Vater zum Londoner Flugplatz begleitet hatte, und blieb erstarrt stehen. Er schnupperte. Der Geruch von Zigarren hing in der Luft. Er überlegte rasch, ob sein Vater noch geraucht hatte, ehe er abreiste, aber es war erst elf Uhr vormittags, und Mr. Brickwood war der unwandelbaren Ansicht, daß kein Gentleman vor dem Lunch eine Zigarre raucht. Es konnte auch kein Besuch sein, der seiner Stiefmutter galt - Mr. Brickwoods Gattinnen gab es in mehrfachen Auflagen -, denn sie war noch in Cannes. Vermutlich die Aufräumefrau, schloß er, die sich eine Romeo y Julieta zu Gemüte führte, während sie den Küchenboden scheuerte. Oder vielleicht ein gehobener Einbrecher, wie man ihn auf dem Eaton Square erwarten würde?
    « Oh, ich bitte tausendmal um Entschuldigung! » rief Teddy aus.
    Er war eindeutig in die falsche Wohnung geraten. In einem Fauteuil, neben sich eine offene Zigarrenkiste und eine Whiskyflasche in Griffweite, saß ein grauhaariger, gut angezogener untersetzter Herr mit einem Monokel, der in seiner heiteren Wohlsituiertheit aussah wie der Mann, der eben die Bank von Monte Carlo gesprengt hat.
    «Großer Gott!» rief dieser Herr aus. «Er ist es!»
    «Ich muß mich im Stockwerk geirrt haben», murmelte Teddy und ging im Krebsgang ins Vorzimmer zurück.
    «Natürlich ist er es! Es kann gar niemand anderer sein!» Der Besucher kam auf ihn zu. «Er muß es doch sein, nicht wahr?»
    «Diese Wohnungen - äußerst verwirrende Ähnlichkeit -»
    «Es ist der liebe kleine Teddy -»
    «Wie bitte?»
    «Na komm doch! Komm zu mir und gib deinem Onkel ein Küßchen.»
    «Heiliger Bimbam - Sie sind - du bist -?»
    «Nun ja, vielleicht bist du dafür schon ein wenig zu erwachsen», gab Lord Brickwood zu. «Nimm dir lieber eine Zigarette.»
    Teddy glotzte ihn an. Onkel Horarios Foto war aus Gründen, die nie völlig erklärt wurden, unerbittlich aus den Familienarchiven entfernt worden, aber Teddy schien sich an die Abbildung eines schlanken jungen Burschen zu Pferd zu erinnern. Jäh packte ihn der Verdacht, daß dieser Kerl ein Eindringling sei, aber dann überlegte er, daß bei Leuten, die es darauf anlegen, sich als Familienmitglieder einzuschleichen, Lord Brickwood ziemlich weit unten auf der Liste der nachahmenswerten Verwandten stehen würde.
    «Wie bist du hereingekommen?» war alles, was ihm zu sagen einfiel.
    «Der Portier ließ mich ein. Läßt sich bestechen. Ich würde ihn hinauswerfen. Mein lieber Teddy», fuhr Lord Brickwood fort und ergriff seine Hand, «meine aller-, allerherzlichsten Glückwünsche!»
    «Glückwünsche?» wiederholte Teddy verständnislos. «Wozu?»
    «Zu deiner bevorstehenden Hochzeit natürlich. Du hast eine so vernünftige und begrüßenswerte Wahl getroffen! Ich habe vor drei Tagen die erfreuliche Neuigkeit durch einen bloßen Zufall erfahren. Als ich in Hongkong in Maxims Bar ging, um dort zu

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