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Onkel Horatios 1000 Sünden

Onkel Horatios 1000 Sünden

Titel: Onkel Horatios 1000 Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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ein wenig hastig. Diese grünen Stiefel brachten ihn aus der Fassung. «Bedeutend intimer, du verstehst.»
    «Wirklich? In welchem Nachtclub? Ich bin Mitglied der meisten hier in der City.»
    «Du wirst ihn kaum kennen. Er ist wirklich sehr intim.»
    «Aber Fabian, Herzchen!» Morag ließ ihre Affenköpfe tanzen. «Den schickt uns doch wahrlich der Himmel.»
    Fabian blickte sie verständnislos an.
    «Der Alleinunterhalter, Herzchen! Mir sieht er wahnsinnig unterhaltsam aus.» Morag warf George einen glühenden Blick zu und wiederholte ihren Stiefeltrick.
    «Beim Himmel, ja!» Der junge Direktor schnalzte mit den Fingern. «Du könntest dich wohl kaum für zwei Wochen frei machen, George, wie? Uns fehlt ein erstklassiger Alleinunterhalter für die Frühlingskreuzfahrt der Snowdonia. Die Agenten haben uns nichts als Akrobaten und Taschenspieler anzubieten. Es wäre ein prächtiger vierzehntägiger Urlaub für dich. Bezahlt natürlich. Allerdings müßtest du bereits morgen reisefertig sein.»
    «Vielleicht könnte ich es einrichten, weil du es bist, Fabian», packte George die Gelegenheit beim Schopf. Im Geiste hatte er natürlich längst auf der gestrichelten Linie unterschrieben. Abgesehen von allem anderen, begann Doris, Gefühle für ihn zu entwickeln.
    «Ausgezeichnet! Du wirst einige langweilige Formulare unten im Büro des Schiffsdirektors ausfüllen müssen, aber Janet wird dich hinfuhren», sagte er, als ein anderes Schlankheitsideal mit einem Stenogrammblock erschien.
    «Kapitän Kettlehorn wartet bereits seit einer halben Stunde im Büro des Passagierdirektors, Mr. Fabian», verkündete Janet. Fabian stöhnte auf. «In welcher Verfassung ist er denn?»
    «Je nun, seine Gesichtsfarbe ist ziemlich lebhaft und seine Brauen sträuben sich wie ein Stacheldrahtverhau.»
    «Was für ein Leben! Es tut mir schrecklich leid, euch hinauskomplimentieren zu müssen», entschuldigte Fabian sich müde und drückte Morags Hand innig. «Aber die Geschäfte, ihr wißt ja—» Er seufzte abermals. «Man hat keinen freien Augenblick. Ich habe mich so gefreut, daß du mich besucht hast, George! Hast du einen Wagen? Fein. Du kannst ihn in unserer Garage in Southampton einstellen und Morag mitnehmen. Paß gut auf sie auf, verstehst du? Sie ist wahnsinnig zerbrechlich.»
    «Das reinste Dresdner Porzellan», flötete Morag.
    Erst an der Tür erinnerte sich George. «Was ich noch sagen wollte... wegen deiner Schwester Abigail-»
    «Abigail?» Fabian hob den Blick von den zu unterschreibenden Schecks. «Sie ist auf alle Welt böse, seit dein Freund Teddy sie sitzengelassen hat.»
    «Mittlerweile sprießen ihm aber bereits die Ölzweige aus den Ohren.»
    «Dem Himmel sei Dank! Du kannst dir nicht vorstellen, wie es der Familie auf die Nerven fällt, daß sie aussieht wie eine wandelnde Todesnachricht. Wiedersehen, Morag!» sagte er, als sie mit ihren drei Zentimeter langen blutroten Fingernägeln in seine Richtung winkte. «Schick mir eine Ansichtskarte aus Gibraltar.»
    «Danke für den Job», sagte George.
    Vielleicht hatte er Teddys Anliegen nicht mit besonderem Nachdruck vertreten, aber es war verdammt schwierig, sich über gequälte Seelen und ähnliches vor einem jungen Herrscher auszulassen, der nach allen Richtungen so geschäftig herrschte wie Fabian Fitzhammond. Von den bewußten grünen Stiefeln ganz zu schweigen.
    «Schicken Sie Kapitän Kettlehorn zu mir, Janet, bitte», schloß Fabian forsch.
    «Ja, Mr. Fabian.»
    «Und, Janet-»
    «Ja, Mr. Fabian?»
    «Bleiben Sie als Rettungsanker in der Nähe, wenn Sie den Eindruck gewinnen, daß er mich rammt.»
     

8
     
    «Lieber Vater», schrieb Teddy Brickwood mit Großbuchstaben. Er setzte ab. Bei einem Preis von etwa zweieinhalb Shilling pro Wort mußte der «Lieber Vater» weg. Statt dessen schrieb er: «Bedaure Dir mitteilen zu müssen», strich es durch und fing frisch an: «Teile Dir mit Vergnügen mit.» Er kratzte sich mit dem Bleistift auf dem Kopf. Vermutlich sollte er das Telegramm professioneller abfassen, etwa in der Art: «Onkel Exhongkong London angeflogen - scheint finanziell gesellschaftlich vernunftmäßig ok», aber er gab es auf. Ein an der ehrwürdigen Universität von Oxford ausgebildeter Geist war ein zu empfindliches Instrument, um jene Gedanken, die im Augenblick in ihm brodelten, auf plumpe Kabelsprache zusammenzustreichen.
    Es war acht Uhr früh und der Morgen nach Lord Brickwoods Ankunft. Onkel Horatio hatte es verstanden, wie Teddy zugeben mußte, den

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