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Onkel Horatios 1000 Sünden

Onkel Horatios 1000 Sünden

Titel: Onkel Horatios 1000 Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Vortag äußerst angenehm zu gestalten. Nach dem Mittagessen im Trafalgar Club hatte Onkel Horatio ihm eröffnet: «Nun, mein Junge, muß ich zur Bank. Zu Potts, natürlich.»
    Potts auf dem St. James Square war dem Trafalgar Club völlig ebenbürtig und gehörte nicht zu jenen unfeinen Banken, in denen ich oder Sie, in einer Schlange mit dem Fischhändler vom Platz stehend, der seinen Wochenerlös einzahlt, verschämt einen Scheck auf den Schalter legen. Bei Potts wurden einige der vornehmsten Kontenüberziehungen des Landes geführt, und sie vermittelten den Eindruck, daß Zaster nichts weiter als eine lästige Notwendigkeit sei, wie etwa eine Zahnbürste oder ein Regenschirm.
    «Ich möchte den Direktor sprechen», sagte Onkel Horatio ohne Umschweife und trat an das Mahagonipult.
    «Wie ist der Name?» fragte der strenge Vogel im steifen Kragen, der sich durch einen Stoß von Fünf-Pfund-Noten fingerte.
    «Lord Brickwood.»
    «Oh, selbstverständlich, Mylord.»
    Er fegte die Scheine dienstbeflissen beiseite. Das ist auch so eine kuriose Erscheinung - heutzutage, da die Demokratie wie ein Schädlingsbekämpfungsmittel im ganzen Land versprüht wird, gibt es nichts Wirksameres als einen Adelstitel, um jedermann die Ohren spitzen und aufmerksam werden zu lassen. Wahrscheinlich steht in unserer Zeit, in der man beinahe alles auf Abzahlung kaufen kann, ein Adelsprädikat ebenso hoch im Kurs wie etwa eine gute Golfvorgabe.
    «Ich fürchte, der Herr Direktor befindet sich im Augenblick im Finanzministerium, Mylord», erwiderte der Bankbeamte. «Wäre Ihnen mit einem der Direktionssekretäre gedient?»
    «Mit dem ranghöchsten.»
    «Natürlich, Mylord. Hier, wenn ich bitten darf.»
    Teddy und Onkel Horatio wurden in einen düsteren Raum mit einem drei Quadratmeter großen Schreibtisch geführt, hinter dem unter einer Hängelampe ein junger Mann mit gestreifter Hose saß.
    «Ich würde gern ein Konto eröffnen», ließ Onkel Horatio verlauten, sobald die unvermeidlichen Höflichkeiten ausgetauscht waren. «Ich bin erst heute aus dem Fernen Osten, wo ich mich mehrere Jahre geschäftlich aufhielt, nach London zurückgekehrt. Zwar wurde es mir nicht an der Wiege gesungen, daß ich einmal einer kommerziellen Betätigung nachgehen würde, aber heutzutage muß - Gott sei’s geklagt! - selbst ein Pair den Gegebenheiten Rechnung tragen.»
    Da Onkel Horatio, soweit Teddy unterrichtet war, Geschäftsabschlüsse tätigte, seit er versucht hatte, in Kensington Gardens seinen Kinderwagen zu zerlegen, wußte Teddy die bescheidene Zurückhaltung Lord Brickwoods zu schätzen.
    «In Kürze werden aus Hongkong Gelder - bedeutende Gelder -überwiesen werden», fuhr Lord Brickwood fort. «Dieses Schreiben wird sicherlich zur Akkreditierung genügen -» Er schaltete eine Pause ein und rückte sein Monokel zurecht. «Hatten Sie- hm — während des Krieges in Finanzkreisen zu tun?»
    «Ich war eben erst alt genug, den ganzen Krieg hindurch bei der Air Force auf dem Kontinent zu dienen.»
    «Ah, wunderbar. Ich habe viele gute Freunde unter den Generalen der Luftwaffe. Wie ich bereits sagte, wird dieser Brief als Einführung genügen. Ich möchte ein Konto mit einem Nominalbetrag eröffnen - sagen wir hundert Pfund.» Er entnahm seiner Brieftasche einige Noten. «Wenn Sie mir ein Scheckbuch ausstellen könnten —»
    «Selbstverständlich, Lord Brickwood.»
    Der Sekretär drückte auf einen Klingelknopf.
    «Und nun», sagte Onkel Horatio und tätschelte liebevoll seine Brusttasche, sobald er mit Teddy die Treppen hinabschritt, «habe ich einige Einkäufe zu tätigen. Vor allem muß ich einen anständigen Schneider und Hemdenmacher finden—ich glaube kaum, daß ich wieder meine ehemaligen Lieferanten aufsuchen werde, sie waren selbst damals schon entsetzlich altmodisch-, und anschließend wird es mir ein besonderes Vergnügen bereiten, dir ein Hochzeitsgeschenk zu kaufen.»
    «Nein, nein!» rief Teddy ziemlich erschrocken aus. Ein Onkel aus Hongkong mochte einigermaßen verärgert sein, wenn eine Braut nicht auftauchte, aber er mußte unweigerlich wütend werden, wenn er obendrein noch eine silberne Bratpfanne oder was immer sonst in sie investiert hätte. «Ich will nur sagen, das eilt durchaus nicht. Sicherlich wird sie in ein oder zwei Tagen zurück sein», setzte er eilig hinzu. «Vom Land, meine ich. Aber wenn sie vielleicht beschließt, länger Ferien zu machen -»
    «Unsinn! Wir werden es noch heute nachmittag kaufen. Wenn es deiner

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