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Onkel Horatios 1000 Sünden

Onkel Horatios 1000 Sünden

Titel: Onkel Horatios 1000 Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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elf Uhr kommt.» Mit Bestürzung sah er, daß die hohe Stirn seines Onkels sich umwölkte. «Gewöhnlich nehme ich mir einen Teller voll Whispie Krispies», ergänzte er schwunglos.
    «Ein Jammer! Ich hatte mich so auf ein anständiges englisches Frühstück gefreut. Naja, dafür bin ich eben en famille, nicht wahr? Wie, zum Teufel, sagtest du übrigens, daß diese sonderbaren Dinger heißen?»
    Onkel Horatio aß seine Whispie Krispies, während er die Times las und sich der Spalte der persönlichen Nachrichten mit besonderer Aufmerksamkeit widmete.
    «Mein gutes altes England!» lachte er und schien seine gute Laune über der ersten von Mr. Brickwoods Zigarren wiederzufinden. «Hat sich nicht im geringsten verändert! Ist dir schon jemals aufgefallen, Teddy, daß in diesem Land’ ganz gleichgültig, was du tun möchtest, immer schon jemand vor dir da war, der eine Gesellschaft dagegen ins Leben gerufen hat? Hetzjagden, Vivisektion, Verchlorung des Wassers, Einäscherung, offene Wirtshäuser am Sonntag. Daraus könnte man ein ungeheures Kapital schlagen», setzte er dunkel hinzu. «Nun - welches Programm hast du für den heutigen Vormittag?»
    «Ich muß einen Sprung zur Post machen und einige Wege erledigen.»
    «Und ich werde einfach hierbleiben und einige Anrufe machen. Vielleicht hast du eine Ausgabe von Who’s Who zur Hand? Ausgezeichnet. Ich werde es ein wenig durchblättern. Ein vortreffliches Werk, um alte Verbindungen wiederherzustellen. Besorg mir doch irgendwo die Financial Times und Country Life, sei so gut.» Teddy sandte sein Telegramm vom Postamt in Knightsbridge ab und schwenkte in den Hyde Park hinüber. Der Park dehnte und streckte sich in frühlingshaften Kräften, aber Teddy bemerkte weder die Tulpen noch die munteren Kaninchen, noch die Boote, die ihre Ruder klatschend ins Wasser tauchten, noch die Pärchen, die einen bösen Anfall von Rheumatismus riskierten, weil sie so früh damit im feuchten Gras begannen. Etwas an den Londoner Parks verleitet zum Nachdenken, und Teddy wanderte in tiefer Versunkenheit dahin. Er fragte sich beklommen, ob der Plan für eine glückliche Versöhnung sich irgendwo in den Anfängen festgefahren hatte. Es war für einen jungen Mann schon schwer, seine Braut aus persönlichen Erwägungen zurückzugewinnen, aber um wieviel schwieriger war es, sie wegen eines Onkels auftauchen zu lassen! Wenn George seine Aufgabe nicht erfüllt hatte, blieb wohl nichts anderes übrig, als selbst zu ihr zu gehen und sie mit so viel Anstand wie möglich um Verzeihung zu bitten. Er wollte George anrufen, aber das Haus in Notting Hill, in dem sich sein Freund kurzfristig eingemietet hatte, besaß keinen Telefonanschluß. Teddy bemerkte plötzlich, daß er sich bereits auf halbem Weg nach Notting Hill befand und beschloß, dort nachzufragen.
    «Wer? Mr. Churchyard?» fragte die Frau mit dem Mop auf den Eingangsstufen. «Meinen Sie den mit dem Bart? Den hat die Polente am Freitag abgeholt.»
    «Nein, er ist eher ein blonder Typ mit energischem Kinn», beschrieb Teddy seinen Freund. «Er hat eine Vorliebe für Krawatten, auf denen kleine Känguruhs sind.»
    «Dann ist es der, der immer so spät heimkommt. Der ist fort.»
    «Fort?»
    Sie nickte. «Heut früh. Mit einer Dame.»
    «Wie sah die Dame aus?» erkundigte sich Teddy mit zugeschnürter Kehle.
    «Das dürfen Sie mich nicht fragen, mein Guter. Heutzutage läuft ja alles mögliche herum, oder hab ich nicht recht?»
    «Danke.» Teddy nickte ihr zu und überließ sie ihrem Mop.
    Sonderbar, dachte er beklommen. Er vergrub seine Hände tief in den Hosentaschen. George und Abigail? Sicher nicht! Aber die beiden hatten immer sehr vertraut miteinander getan, sooft sie nach Oxford gekommen war, fiel ihm ein. Dann war da die Geschichte mit dem Regenschirm. Natürlich war es kein sehr großer Schirm gewesen, aber so dicht hätten sie doch nicht nebeneinander zu gehen brauchen.
    «Unmöglich», murmelte Teddy.
    Er winkte einem Taxi und fuhr zum Berkeley Square. Vorher machte er noch einen Abstecher in ein Blumengeschäft.
    «Hallo, Sydenham», begrüßte er den Mann in gestreiften Hosen, der ihm die Eingangstür öffnete.
    In den eleganteren Londoner Häusern sind die Butler bei weitem noch nicht ausgestorben. Der einzige Unterschied gegen früher besteht darin, daß sie in den Gehaltslisten der Vermittlerstellen als Personalaufseher geführt werden.
    «Oh, Mr. Brickwood», begrüßte Sydenham ihn. «Guten Morgen, Sir.»
    «Ich möchte Miss

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