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Onkel Horatios 1000 Sünden

Onkel Horatios 1000 Sünden

Titel: Onkel Horatios 1000 Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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zukünftigen Frau dann mißfällt, bleibt immer noch genügend Zeit, es umzutauschen.»
    «Ich möchte nicht, daß du dein ganzes Bargeld ausgibst—»
    «Mein lieber, guter Junge! Das kommt überhaupt nicht in Frage. Wir werden überall Konten eröffnen. Taxi!»
    Jeder Zweifel, den Teddy darüber gehegt hatte, ob sein Onkel tatsächlich stinkreich sei, zerstob unter der Einkaufsflut, die nun durch die Bond Street wogte. Lord Brickwood stattete sich für das Leben in seinem geliebten Heimatland mit einer Vielfalt von Behelfen aus, die vom elektrischen Zigarrenabschneider bis zum komplett eingerichteten Picknickkorb für fünfzehn Personen reichten, von etlichen Dutzend Seidenkrawatten, zwei Golfschlägern und einem Fünf-Jahres-Abonnement des Punch ganz zu schweigen. Teddy war von den schwindelerregenden Ausgaben so betäubt, daß er es kaum begriff, als er mit einer vollelektrischen Küche beschenkt wurde. Jedenfalls hoffte er, sie später wieder zurückschicken zu können, da sie nur auf Rechnung seines Onkels geschrieben worden war.
    Ihr letzter Besuch galt dem Ritz.
    «Ich ließ meine gesamte Korrespondenz und alle Telegramme hierher schicken», sagte Lord Brickwood an der Flügeltür. «Ich wäre bitter enttäuscht, wenn sie mich nicht unterbringen könnten. Meines Erachtens war es immer schon das einzige Hotel Londons, in dem man überhaupt absteigen kann.»
    «Onkel -» begann Teddy.
    Ein ebenso grandioser wie einfacher Gedanke durchzuckte ihn. Ein Onkel, der offenbar den märchenhaften Orient gepachtet hatte, müßte nicht nur auf gewisse Andeutungen reagieren und Brickwood & Vole vor dem Untergang retten, sondern obendrein auch noch mit den Moneten für einen kabarettistischen Nacht-club herausrücken. Dann konnte er mit Abigail statt unter dem schmählichen Gerassel der Registrierkasse zu den Klängen fröhlicher Glocken zum Altar schreiten.
    «Onkel», lud er ihn ein, «falls du keinen besonderen Wert darauflegst, im Ritz abzusteigen, warum ziehst du dann nicht zu uns? Platz ist doch genügend vorhanden, und du könntest dich so lange im Bad aufhalten, wie es dir Spaß macht. Und was das Essen anbelangt -»
    «Mein guter Junge!» Lord Brickwood legte eine Hand auf Teddys Schulter. Teddy bemerkte mit Vergnügen, daß sein Onkel zutiefst gerührt war. «Wenn ich aus meinem langen und ereignisreichen Leben etwas gelernt habe, dann ist es dieses - daß das Ritz kein Ersatz für ein Heim ist, wie bescheiden es auch sein mag. Ich mache mit dem größten Vergnügen von deiner verständnisvollen Einladung Gebrauch. Mein Gepäck, das zur Zeit in der Aufbewahrung des Waterloo-Bahnhofs liegt, ist bescheiden. Durch die Flugvorschriften beschränkt, verstehst du. Mein gesamtes schweres Gepäck folgt per Schiff.»
    «Du hast also vor, längere Zeit in London zu bleiben?» fragte Teddy hoffnungsvoll.
    «Ich beabsichtige», erklärte Lord Brickwood feierlich und hängte sich bei seinem Neffen ein, «es im Glast der Jahre meines Sonnenuntergangs zu baden.»
    Er winkte einem Taxi, das sie zum Eaton Square brachte.
    Lord Brickwood bestand darauf, Teddy zum Abendessen in ein kleines, von vielen Gerüchen heimgesuchtes Restaurant in Bayswater einzuladen, bloß weil er dort, wie sein Neffe verblüfft zur Kenntnis nahm, einmal während des Krieges eine Banane bekommen hatte. Nach einigen weiteren Anekdoten über Polen hatte sein Onkel beschlossen, zeitig nach Hause zu gehen. Er trat nun in der Wohnung seines Bruders mit strahlender Morgenmiene, angetan mit einem grellblauen Seidenschlafrock, auf den sich weiße Drachen tummelten, aus seinem Schlafzimmer.
    «Guten Morgen, mein Junge!» rief Onkel Horatio. Teddy ließ sein Telegramm rasch unter der Schreibunterlage verschwinden. «Habe prächtig geschlafen. Wenn man bedenkt, daß ich mich erst an diese scheußliche Londoner Zeit anpassen muß. Und jetzt-» er rieb sich die Hände- «verrate mir, wo zum Frühstück gedeckt ist?»
    «Gedeckt ist wohl kaum der richtige Ausdruck», sagte Teddy. «Ich hole es mir im Vorbeigehen eher immer selbst in der Küche.»
    «Sei ein gutes Kind und sage der Köchin, daß ich Speck, Eier und ein kleines Stück Niere haben möchte.»
    «Ich furchte, es sind keine Nieren im Haus», fuhr Teddy verlegen fort. «Um es genau zu sagen, haben wir im Augenblick auch weder Speck noch Eier. Und so leid es mir tut, muß ich gestehen, daß bei uns nur Mrs. Gamewell aufräumt, die sich mit einem Kübel Wasser in den Räumen zu schaffen macht und nicht vor halb

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