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Onkel Horatios 1000 Sünden

Onkel Horatios 1000 Sünden

Titel: Onkel Horatios 1000 Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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eingeschlichen. Es war nicht so sehr, daß er Schuhe mit dicken Sohlen trug. Schließlich, sagte sie sich gerechterweise, können nicht alle Männer geborene Riesen sein. Und wenn er ziemlich auffallend nach Kölnischwasser duftete, so nahm sie an, daß sich heutzutage viele Männer ein wenig mit Rasierwasser betupften. Daß Mervyn zu ihr auf den Berkeley Square gezogen war, überlegte sie, bewies bloß, daß seine grenzenlose Liebe ständig ihre Gegenwart suchte. Und wenn er den Butler ein wenig herumkommandierte, so gab sie zu, daß selbst die besten Bediensteten eine straffe Führung brauchten.
    Abigails größte Sorge war es, daß ihr Verlobter von ihrer Familie nicht eben begeistert aufgenommen wurde. Sie war sich natürlich bewußt, daß diese Schwierigkeit bei Verlobten nur zu häufig auftauchte, und sie konnte Mervyn nicht ihre Bewunderung dafür versagen, wie er eine gewisse Kühle des Empfangs einfach übersehen hatte. Aber sie selbst hatte die Spannung empfunden. Besonders, als ihr Vater sie beiseite genommen hatte, um ihr zu sagen, daß er entschlossen sei, am Tag ihrer Hochzeit Mervyn, sie, sich selbst und, wenn es ihm in den Kram paßte, auch gleich den Geistlichen zu erschießen.
    «Wir werden am 30. Juli heiraten», plauderte Mervyn weiter, entnahm der neben ihm stehenden Vase eine Nelke und steckte sie sich ins Knopfloch. «Ich bin ganz sicher, daß die Zeitungen das Ereignis als die Hochzeit des Jahres schildern werden.»
    «Die hat es ja schon immer werden sollen», erwiderte Teddy flau.
    «Die Flitterwochen, mein Schätzchen», fuhr Mervyn zu Abigail gewandt fort, «könnten wir, denke ich, äußerst angenehm in der Villa deines Vaters in Malaga verbringen. Ich will keinen großen Aufwand, verstehst du? Bloß ein paar schlichte Wochen, die wir beide ungestört beisammen sind.»
    «Ja», sagte Abigail.
    «Ich habe mir bereits die Frage unseres ständigen Wohnsitzes in London überlegt.» Mervyn legte nachdenklich die Füße auf den Teetisch. «Ich glaube, irgendwo aufgeschnappt zu haben, daß dein Vater in Knightsbridge ein Haus gemietet hat. Das würde mir vortrefflich Zusagen. In der Nähe des West Ends und mit genügend vielen Räumlichkeiten, um alle meine Freunde einzuladen. Meine Arbeit hängt natürlich ungemein von den richtigen
    Verbindungen ab. - Müssen Sie schon gehen?» fragte er, als Teddy sich erhob.
    «Ich werde zu Hause von einem Verwandten erwartet», murmelte Teddy.
    «Besuchen Sie uns wieder. Sooft Sie Lust haben.»
    «Ja, sicher. Leb wohl, Abigail.»
    «Leb wohl, Teddy.»
    Sie schüttelten sich die Hände und blickten einander tief in die Augen.
    «Ich nehme an, Sie kennen den Weg?» erwähnte Mervyn nervös, als sie gute fünf Minuten so gestanden hatten.
    «Äh? O ja. Guten Tag.»
    Teddy ging, ohne sich noch einmal umzusehen. Er schleppte sich mit schweren Schritten die Treppe hinunter und durchquerte eben die Halle, als sich die Haustür öffnete und Fabian Fitzhammond hereineilte.
    «Teddy!» japste er. «Gott sei Dank! Hast du ihn erschossen?»
    «Oh, hallo», grüßte Teddy lustlos.
    «Oder ihm zumindest schwere Verletzungen beigebracht, hoffentlich dort, wo sie am schmerzhaftesten sind, dieser Landplage Spode?»
    Teddy zuckte die Achseln. «Wenn er der Mann ist, den Abigail haben will», sagte er, «kann ich den beiden nur Glück wünschen.»
    «Aber, verdammt noch einmal, sie muß nicht recht bei Trost gewesen sein! Verrückt! Da fällt mir ein-» er griff nach dem Telefonhörer. «Weißt du, daß dieser Kerl ein Bankrotteur ist, der seine Schulden nie abbezahlt hat?» sprach er weiter mit Teddy, während er eine Nummer wählte. «Antiquitäten in der Kings Road. Ein sehr dunkles Geschäft, wenn man es höflich nennen will. Vater hat Nachforschungen über ihn angestellt, und er ist wütend. Er hat die Hälfte der Reedereiangestellten hinausgeworfen und bei sämtlichen elektronischen Rechenmaschinen einen Kurzschluß angerichtet. Dieser Spode kann ja mit einem feinen Speisenzettel aufwarten — unbezahlte Rechnungen, Nudistenorgien, er war oft knapp am Rande des Betrugs. Der Teufel weiß, wie er dem Kittchen bisher ausweichen konnte. Und von den Frauen ganz zu schweigen. — Hallo? Hier ist Mr. Fabian. Kann ich meine Sekretärin sprechen? Sind Sie’s, Janet? Haben Sie die Informationen bereits? Hmm... Ja... Die Quantock, sagen Sie? Wie alt ist der Dampfer? Vorkriegszeit? Gut. Frisch aus der Mottenkiste? Ausgezeichnet. Welchen Bestimmungshafen hat er? Über den

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