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Onkel Schwein (German Edition)

Onkel Schwein (German Edition)

Titel: Onkel Schwein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Brood
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und starrte sie böse an. Kent hatte auch mal so einen besessen. Er fragte sich, ob seine Eltern ihn aufbewahrt hatten. Ein Kassettenrecorder stand auf einem Nachtschränkchen, daneben lagen Kassetten mit deutschen Titeln. Alles war aufgeräumt. Die Besitzer hatten scheinbar schlechte Erfahrungen mit Mäusen gemacht. An der Küchentür hing ein Zettel, der in holprigem Schwedisch darum bat, wegen der Nager alle Türen fest zu schließen. Außerdem waren in jedem Raum Mausefallen: Eimer voll abgestandenem Wasser mit Kunststofftreppchen hinauf zu eingeschrumpelten Mettwurst- oder Salamiködern. Im Haus war schon länger niemand gewesen.
    Freddy und Kent durchsuchten sämtliche Räume. Neben der spärlichen Möblierung bot auch der Blick in die Speisekammer eine Enttäuschung. Mäusesicher in Plastikdosen sahen sie Reis, Nudeln und Kakao, ein paar Tüten Bonbons und etliche Konservendosen. Nudelgerichte und Corned Beef, Suppen, Früchte. Das einzige, was sie in großen Mengen fanden, war Tee in verschiedensten Geschmacksrichtungen. Kein Schnaps, keine Zigaretten, keine Tabletten.
    „Mist“, fluchte Freddy, „wir sind in ein verdammtes Haus Tee trinkender Heiliger eingestiegen.“
    „Von Heiligen mit Kindern“, ergänzte Kent.
    Er nahm eine Plastiktüte aus einer Schublade. „Die Legosteine nehme ich mit. Die verticker ich an Louise. Ihre Kinder lieben so’n Zeug.“
    „Hast du eine Glotze gesehen“, fragte Freddy, während er einen Bonbon auswickelte.
    „Nö, nur den Kassettenrecorder aus dem letzten Jahrtausend und einen billigen Uhrenwecker.“
    „Pack trotzdem ein. Und nimm auch die Heizlüfter mit.“
    Plötzlich stockte Freddy. „Hast du das gehört?“
    Kent schüttelte den Kopf. „Was denn?“
    „Ein Auto.“
    „Bestimmt auf dem Hauptweg. Die Leute hier kommen garantiert erst wieder im Sommer.“
    Dann hörte auch Kent das Motorengeräusch.
    „Das ist ein Trecker“, meinte Freddy, „vielleicht Forstarbeiter. Oben im Wald steht ein Bauwagen.“
    „Wollen wir abhauen?“
    „Schaffen wir nicht mehr. Wir lassen ihn vorbeifahren und kratzen dann die Kurve.“
    Sie gingen in die Küche und schauten vorsichtig aus dem Fenster. Ein grüner Trecker kam langsam den Weg herauf. Am Steuer saß ein älterer Mann, auf seinem Schoß ein Kind von vielleicht fünf Jahren. Der Trecker passierte das Haus, dann verstummte der Motor.
    „Scheiße“, sagte Freddy.
    Kent ging zur Eingangstür und schob die weiße Gardine ein winziges Stückchen zur Seite.
    „Was machen die?“ fragte Freddy.
    „Steigen ab.“
    „Fuck. Kommen sie her?“
    „Der Junge geht zu den Holztieren.“
    „Und der Alte?“
    „Der steht da und raucht eine.“
    Um den Wagen machten sich Kent und Freddy keine Sorgen. Der stand hinter einem Felsen mit dichtem, wenn auch blattlosem Buschwerk. Nur wenn man weiterfuhr und dann aufmerksam nach links blicken würde, könnte man den Alfa sehen.
    Ungefähr eine Viertelstunde spielte der Junge, ritt auf den Holztieren oder fütterte sie mit Gras. Dann endlich ging der Alte zurück zu seinem Trecker. Er pinkelte gegen einen der riesigen Hinterreifen und setzte sich anschließend auf den Sitz. Plötzlich blickte der Mann zum Haus. Kent wusste, dass er ihn nicht sehen konnte, doch trotzdem erschrak er. Eine Erinnerung blitzte in ihm auf und verging.Dann kam der Junge angelaufen und kletterte wieder auf den Schoß des Mannes. Der Motor wurde angelassen. Der Alte folgte nicht dem Weg weiter in den Wald, sonderte wendete da, wo er stand und fuhr in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Der Junge lenkte. Freddy und Kent atmeten durch.
    „So, nun lass uns die Bude auseinander nehmen“, sagte Freddy und trat mit voller Wucht gegen einen der Mäusefallen-Eimer. Das Wasser spritze durch die ganze Küche.
    Dann wischte er mit dem Ärmel das oberste Brett eines Regals leer. Eine Dose mit Stiften, zwei Packungen Taschentücher und mehrere Tuben Handcreme fielen zu Boden. Dann das zweite Brett. Tassen, Müslischalen, Gläser. Es klirrte.
    „Was ist?“ fragte er, „mach mit.“
    Kent schüttelte den Kopf. „Lass doch. Die haben Kinder und kommen von weit her.“
    „Spinnst du“, sagte Freddy, „ist doch nicht mein Problem. Die hatten nicht mal Schnaps hier. Wichser.“ Er riss eine Schublade aus dem Küchenschrank und kippte den Inhalt auf den Boden. Auch hier ein typisches, buntes Ferienhaussammelsurium von Messern, Gabeln und Löffeln.
    Freddy nahm ein kleines Küchenmesser und ging ins Wohnzimmer.

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