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Onkel Toms Hütte

Titel: Onkel Toms Hütte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beecher-Stowe Harriet
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ein wenig, als er sich vom Fenster abwandte und Tom die Hand auf die Schulter legte. »Ach, Tom, du dummer Kerl! Bis zu dem Tage will ich dich nicht behalten. Geh du heim zu Weib und Kindern und grüße sie von mir!«
    »Ich glaube fest, daß der Tag kommt«, sagte Tom ernst, mit Tränen in den Augen; »der Herrgott hat eine Aufgabe für den gnädigen Herrn.«
    »Wie? Eine Aufgabe? Was?« sagte St. Clare; »na, Tom, laß hören, was ist das für eine Aufgabe?«
    »Nun, selbst ein armer Kerl wie ich hat ja eine Aufgabe von unserm Herrgott, und Ihr, gnädiger Herr, habt doch Bildung und Reichtum und Freunde, Ihr könnt da noch viel mehr tun!«
    »Tom, du scheinst der Ansicht zu sein, Gott könnte uns alle anstellen«, sagte St. Clare lächelnd.
    »Was wir unserm Nächsten tun, tun wir für den lieben Gott«, sagte Tom.
    »Gute Theologie, Tom; besser als bei manchem Pfarrer«, sagte St. Clare.
    An dieser Stelle wurde die Unterhaltung durch die Ankunft eines Besuchers unterbrochen.
    Marie St. Clare empfand Evas Verlust so schmerzlich, wie es ihr überhaupt möglich war; und da sie eine Frau war, der es nicht schwerfiel, andere ihr Unglück fühlen zu lassen, hatte ihre Umgebung Grund genug, den Verlust der jungen Herrin zu beklagen, deren gewinnendes Wesen und sanfte Vermittlung ihnen so oft als Schild gedient hatte gegen die tyrannischen Launen ihrer Mutter. Besonders die arme alte Mammy, deren Herz, aller zarten Bande beraubt, sich an das schöne Kind geklammert hatte, war ganz gebrochen. Sie weinte Tag und Nacht und war in dem Übermaß ihres Schmerzes in ihren Handreichungen weniger flink und geschickt als sonst, so daß beständig ein Sturm der Entrüstung über ihr schutzloses Haupt herniederging.
    Auch Miß Ophelia trug schwer an dem Verlust; aber in ihrem guten, ehrlichen Herzen trug er Frucht bis in die Ewigkeit. Sie waren sanfter und milder, sie ging ihren Pflichten in alter Treue nach, aber auf eine leisere Art, mit stillerer Miene, wie jemand, der nicht umsonst mit seinem Herzen Zwiesprache hält. Sie zeigte mehr Sorgfalt in der Unterweisung Topsys – sie unterrichtete sie vornehmlich an Hand der Bibel, schrak auch nicht mehr vor jeder Berührung zurück oder zeigte einen schlecht verhehlten Abscheu, denn sie empfand keinen mehr. Sie betrachtete ihren Zögling jetzt ein wenig mit Evas Augen und sah in ihr vor allem die unsterbliche Seele, die Gott ihr gesandt hatte, damit sie sie zu Tugend und Sittlichkeit führe. Topsy wurde gewiß nicht mit einemmal zur Heiligen; aber Evas Leben und Sterben hatte eine deutliche Wandlung in ihr verursacht; die kalte Gleichgültigkeit hatte sie abgelegt und statt dessen einen Hang zum Guten entwickelt, der noch häufig abbrach, stockte, aber stets von neuem wieder ansetzte.
    Eines Tages, als Miß Ophelia nach Topsy schickte, kam diese und steckte im Laufen rasch etwas in ihren Kleidausschnitt.
    »Was machst du da, du Hexe? Hast du wieder etwas gemaust, da wette ich«, sagte die kleine Rosa, die gern kommandierte und Topsy geholt hatte. Unwirsch ergriff sie sie am Arm.
    »Gehen Sie weiter, Fräulein Rosa!« sagte Topsy und zerrte an ihrem Arm; »das geht Sie gar nichts an!«
    »Warte, kleines Luder«, sagte Rosa. »Ich sah, wie du etwas versteckst – ich kenne deine Schliche«, und Rosa drängte ihre Hand in Topsys Kleidausschnitt, während Topsy außer sich geriet und mit Fußtritten und Ellbogenstößen ihr Recht verteidigte. Das Kampfgetöse rief Miß Ophelia und St. Clare auf den Plan.
    »Sie hat gemaust«, sagte Rosa.
    »Hab ich gar nicht!« ereiferte sich Topsy, schluchzend vor Empörung.
    »Ganz egal, gib es her!« sagte Miß Ophelia bestimmt.
    Topsy zögerte; aber auf ein zweites Geheiß zog sie ein kleines Päckchen hervor, das in einen alten Füßling eingewickelt war.
    Miß Ophelia öffnete es. Da kam ein Büchlein zum Vorschein, das Eva Topsy geschenkt hatte und das für jeden einzelnen Tag einen Bibelspruch enthielt und außerdem, in Papier geschlagen, die Haarlocke, die sie an dem denkwürdigen Tag erhalten, als Eva allen Lebewohl gesagt hatte.
    St. Clare war gerührt von dem Anblick, das Büchlein war mit einem schwarzen Kreppstreifen umwunden, den Topsy sich von einem Kranz abgerissen hatte.
    »Warum hast du das darumgewickelt?« fragte St. Clare und hielt den Streifen in die Höhe.
    »Weil – weil – weil es Fräulein Eva gehörte. Bitte, nicht wegnehmen!« flehte sie, und sich platt auf den Boden setzend, warf sie sich die Schürze über den Kopf und

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