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Onkel Toms Hütte

Titel: Onkel Toms Hütte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beecher-Stowe Harriet
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brach in lautes Schluchzen aus.
    Lächerlich und rührend zugleich – der kleine alte Füßling – der schwarze Krepp – das Spruchbüchlein – die blonde, weiche Locke – und Topsys völlige Verzweiflung.
    St. Clare lächelte; aber ihm standen die Tränen in den Augen, als er sagte:
    »Komm, hör auf – weine nicht mehr; du sollst es wieder haben!«, und er legte ihr alles in den Schoß und zog Miß Ophelia mit sich ins Wohnzimmer.
    »Ich bin überzeugt, aus soviel Treue läßt sich etwas herausholen«, sagte er, mit dem Daumen rückwärts über die Schulter deutend. »Ein Gemüt, das soviel Trauer empfindet, hat auch ein Organ für das Gute.«
    »Das Kind hat gute Fortschritte gemacht«, erwiderte Miß Ophelia. »Ich habe jetzt große Hoffnung; aber, Augustin«, sagte sie und legte ihm die Hand auf den Arm, »eines möchte ich dich fragen: wessen Kind soll es eigentlich sein – deines oder meines?«
    »Nun, ich hab sie dir geschenkt«, sagte Augustin.
    »Aber nicht gesetzlich; ich möchte, daß sie mir dem Gesetz nach gehört«, sagte Miß Ophelia.
    »Hoho, Kusine«, rief Augustin. »Was werden sie dann zu Hause denken? Sie werden einen Fastentag veranstalten, wenn du zum Sklavenhalter wirst.«
    »Ach, Unsinn. Ich möchte sie haben, damit ich sie von Rechts wegen in die freien Staaten bringen und ihr die Freiheit geben kann, es soll doch nicht alles umsonst sein, was ich an ihr tue.«
    »Ach, Kusine, wie entsetzlich, Böses zu tun, damit Gutes entsteht! Das darf ich nicht unterstützen.«
    »Mach keine Späße, sei einmal vernünftig«, sagte Miß Ophelia. »Es hat keinen Zweck, wenn ich mich bemühe, eine Christin aus ihr zu machen, wenn ich sie nicht vor allen Zufällen und Nachteilen der Sklaverei bewahre. Wenn du sie mir wirklich überlassen willst, mußt du mir eine Erklärung oder irgendein Dokument ausstellen.«
    »Na, gut«, antwortete St. Clare, »ich will es tun«, und er ließ sich nieder und faltete seine Zeitung auseinander.
    »Ich möchte das jetzt gleich erledigt haben«, bestand Miß Ophelia.
    »Warum so eilig?«
    »Weil man eine Sache immer nur ›jetzt‹ erledigen kann«, sagte Miß Ophelia. »Komm, hier ist Papier, Feder und Tinte, stell mir so ein Papier aus.«
    Wie alle Männer seiner Gemütsart haßte St. Clare ganz allgemein jedes sofortige Handeln; er war daher sichtlich erbost über Miß Ophelias prompte Entschlossenheit.
    »Was ist denn los?« fragte er; »genügt dir mein Wort nicht?«
    »Ich möchte gern sicher gehen«, erwiderte Miß Ophelia. »Du könntest sterben oder bankrott machen, und dann müßte Topsy zur Versteigerung, und ich könnte nichts dagegen tun.«
    »Du bist wahrhaftig vorausschauend. Na, in den Händen eines Yankees gibt man besser nach«, und St. Clare schrieb geschwind eine Schenkungsurkunde aus, was ihm nicht schwerfiel, da er in allen Rechtssachen gut beschlagen war, und unterschrieb sie mit zügiger Hand und schwunghaftem Schnörkel.
    »Also, hier, schwarz auf weiß, genügt das, Miß Vermont?« fragte er, als er sie ihr überreichte.
    »Guter Junge«, antwortete Miß Ophelia lächelnd. »Aber muß sie nicht gegengezeichnet werden?«
    »Ach, verflixt! – Natürlich. Hier«, sagte er, die Tür zu Maries Zimmer öffnend.
    »Marie, die Kusine wünscht deine Unterschrift; setz doch hier eben deinen Namen hin.«
    »Was ist das?« fragte Marie, als sie das Papier überflog. »Wie lächerlich! Ich dachte, die Kusine wäre für solch schreckliche Dinge zu fromm«, sagte sie hinzu, als sie nachlässig ihren Namen hinschrieb; »aber wenn sie diesen Artikel haben möchte, geben wir ihn gern.«
    »Also, nun ist sie dein auf Gedeih und Verderb«, sagte St. Clare und händigte ihr das Papier ein!
    »Nicht mehr als vorher«, entgegnete Miß Ophelia. »Niemand als der liebe Gott ist berechtigt, sie mir zu schenken, aber jetzt kann ich sie beschützen.«
    »Dann ist sie also dein nach dem Gesetz«, meinte St. Clare, als er ins Wohnzimmer zurückkehrte und seine Zeitung wieder aufnahm.
    Miß Ophelia, die möglichst wenig in Maries Gesellschaft verweilte, folgte ihm nach drüben, nachdem sie vorher das Dokument sorgfältig verschlossen hatte.
    »Augustin«, fragte sie plötzlich und ließ ihr Strickzeug sinken, »hast du eigentlich für den Fall deines Todes irgendwelche Vorkehrungen für deine Leute getroffen?«
    »Nein«, sagte St. Clare, während er weiterlas.
    »Dann kann deine Nachsicht sich am Ende noch als große Grausamkeit erweisen.«
    St. Clare hatte schon oft

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