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Onkel Toms Hütte

Titel: Onkel Toms Hütte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beecher-Stowe Harriet
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den schrecklichen Menschen zu erwähnen, der ihr Herr geworden war.
    Der Dampfer fuhr weiter – beladen mit einer Fracht des Schmerzes – den roten, schlammigen, trüben Flußlauf hinauf, durch die plötzlichen Windungen des Red Rivers; traurige Augen blickten stumpf auf die steilen roten Sandsteinufer, als sie in eintöniger Gleichförmigkeit vorüberglitten. Schließlich legte der Dampfer bei einer kleinen Stadt an, und Legree ging mit seinem Trupp an Land.

31. Kapitel
    Dunkle Orte
    Müde schleppten sich, hinter einem großen Karren auf steiniger Straße einhergehend, Tom und seine Gefährten voran.
    Im Karren saß Simon Legree; die beiden Frauen, noch immer zusammengekettet, waren mit dem Gepäck in dem rückwärtigen Teil verstaut worden, die ganze Gesellschaft befand sich auf dem Wege nach Legrees Plantage, die noch eine gute Stunde entfernt lag.
    Es war ein schlechter, verlassener Weg, der sich abwechselnd durch öde Kiefernbestände schlängelte, wo der Wind traurig heulte, dann wieder, an langen Dämmen entlang, durch weite Sümpfe führte, in denen hohe Zypressen, überhangen mit langen Trauerfahnen aus schwarzem Moos, melancholisch aus dem schleimigen, schwammigen Boden aufragten, und hin und wieder zwischen abgebrochenen Baumstümpfen und verstreutem Gestrüpp, das dort im stehenden Wasser verrottete, die scheußliche Mokassinschlange auftauchte.
    Simon Legree war offensichtlich in bester Laune und stärkte sich von Zeit zu Zeit aus einer Schnapsflasche, die er in der Tasche trug.
    »Hört, Leute«, rief er, als er sich umdrehte und hinter sich die freudlosen Gesichter sah, »stimmt mal ein Lied an, Jungens – los!«
    Die Männer sahen sich an, das »los!« wurde mit einem scharfen Peitschenknallen wiederholt. Da stimmte Tom einen Choral an:
    »Jerusalem, du Heimatstadt,
Dein Name bannt das Trauern
Wann hat mein Leid ein Ende hier?
Wann grüß ich deine Mauern?«
    »Halts Maul, du schwarzer Hund!« brüllte Legree; »bildest du dir ein, ich will dein frommes Geplärr hören? Stimmung, Leute, singt was Lustiges! Bißchen flott!«
    Darauf sang einer der anderen Männer eines der sinnlosen Lieder, die unter Sklaven üblich sind:
    »Der Herr sieht mich das Mäuschen fangen,
Hei, Jungens, hei!
Er lacht sich krumm –
Am Himmel kommt der Mond gegangen,
Ho! ho! ho! Ho, Jungens, ho!«
    Der Sänger schien, nur dem Rhythmus folgend, den Text ohne Rücksicht auf den Sinn zu erfinden; die ganze Gesellschaft wiederholte den Refrain:
    »Ho! ho! ho!, Jungens, ho!
Heisa! Jungens, hei-a!«
    Sie sangen mit erzwungener Heiterkeit, prahlend und laut; aber keine Klage der Verzweiflung hätte eine solche Tiefe des Jammers ausdrücken können wie diese wilden Schreie des Chores.
    »Na, mein Schätzchen«, sagte Legree und kehrte sich zu Emmeline, ihr die Hand auf die Schulter legend, »jetzt sind wir bald zu Hause!«
    Wenn Legree tobte und schrie, ängstigte sich Emmeline; aber wenn er sie anfaßte und freundliche Töne anschlug, wäre es ihr lieber gewesen, er hätte sie geschlagen.
    »Du hast wohl noch keine Ohrringe getragen«, fragte er und griff mit den groben Fingern nach ihren kleinen Ohren. »Nein, Herr«, sagte Emmeline zitternd und schlug die Augen nieder.
    »Na, ich werde dir welche schenken, wenn wir heimkommen, wenn du brav bist.«
    Legree hatte der Flasche in einem Maße zugesprochen, daß er eine Anwandlung von Großmut verspürte; jetzt aber war es so weit, daß die Einzäunung der Plantage sichtbar wurde. Die Anlage hatte früher einem reichen Herrn gehört, der viel Geld auf den Ausbau verwandt hatte. Bei seinem Tode war sein Vermögen erschöpft, so daß Legree das Besitztum für ein Spottgeld erstand und es, wie alle Dinge, die er erwarb, nur zum Geldmachen verwendete. Das Ganze machte einen verkommenen und verwahrlosten Eindruck, der immer entsteht, wenn die Pflege des früheren Besitzers langsam in völligen Verfall gerät.
    Der Karren holperte über eine grasbewachsene Allee, die an beiden Seiten mit edlen Chinabäumen bestanden war, deren anmutige Formen und immer bewegtes Laub das einzige zu sein schienen, dem die allgemeine Vernachlässigung nichts hatte anhaben können.
    Das Haus war einst geräumig und stattlich gewesen. Es war im üblichen Kolonialstil des Südens erbaut; eine breite Veranda, auf die alle Türen mündeten, lief zweistöckig um jeden Teil des Hauses, Säulen aus Ziegelsteinen stützten die untere Fläche.
    Aber jetzt sah das Gebäude verlassen und wenig einladend aus; einige

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