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Onkel Toms Hütte

Titel: Onkel Toms Hütte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beecher-Stowe Harriet
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große Weisheit, wohl aber ein gut Teil von jener Erkenntnis enthielt, nach der es die Politiker aller Farben und Länder verlangt, nämlich genau zu wissen, auf welcher Seite ihr Butterbrot geschmiert ist. So stand er in tiefer Überlegung und gab seinen Hosen abermals einen kräftigen Ruck nach oben, dies war der regelmäßig geübte Kunstgriff, seinen Gedanken auf die Sprünge zu helfen.
    »In dieser Welt läßt sich doch nichts im voraus sagen«, bemerkte er schließlich. Er sprach wie ein Philosoph, das Wort ›dieser‹ betonend, als habe er eine reiche Erfahrung in den verschiedensten Welten und sei erst nach reiflicher Überlegung zu diesem tiefen Schluß gekommen.
    »Hätte geschworen, die Herrin läßt die ganze Welt nach Lizzy durchsuchen«, fügte Sam noch immer nachdenklich hinzu.
    »Klar, Mensch«, sagte Andy. »Kannst du nicht durch eine Leiter sehen? Die Herrin will nicht, daß Lizzys Bengel diesem Haley in die Hände fällt. Das ist der springende Punkt.«
    »Hei«, rief Sam mit jener unnachahmlichen Betonung, die man von den Negern selbst gehört haben muß.
    »Aber jetzt halte dich ran«, sagte Andy, »beeil dich mit den Pferden, bißchen plötzlich, verstehst du, die Herrin hat schon vor einer Viertelstunde nach dir gerufen. Du hast hier lange genug gebummelt.«
    Nun ging Sam gewaltig zu Werke; nach einer Weile ritt er stolz in vollem Galopp mit Bill und Jerry vors Haus und sprang mit einem Satz herunter, ehe die Pferde noch ans Halten dachten, so daß sie wie ein Sturmwind an dem Pferdepfosten ankamen. Haleys Pferd, eine junge Stute, stutzte, bäumte sich und zerrte am Halfter.
    »Ho, ho«, sagte Sam, »bist du scheu?« Über sein schwarzes Gesicht flog ein spitzbübisches Grinsen, »dich will ich schon kriegen.«
    Vor dem Haus stand eine große Buche, und der Boden war übersät mit den kleinen dreieckigen, scharfkantigen Bucheckern. Sam las eine auf und trat damit zu dem Pferd, das er streichelte und klopfte, offensichtlich in dem Bestreben, es zu beschwichtigen. Dann tat er so, als richte er den Sattel, ließ dabei die harte kleine Nuß daruntergleiten, so daß die geringste Belastung des Sattels das nervöse Tier rasend machen mußte, ohne daß eine Schramme oder Wunde sich gezeigt hätte.
    »Dich habe ich«, sagte er und rollte befriedigt grinsend seine Augen.
    In diesem Augenblick erschien Mrs. Shelby auf dem Balkon und winkte ihm.
    Mit der vollendeten Höflichkeit eines Kavaliers, der sich in Washington oder St. James um einen freien Posten bewirbt, trat Sam näher.
    »Wo bleibst du so lange, Sam? Andy sollte dir sagen, es eilte.«
    »Gott segne euch, gnädige Frau«, sagte Sam. »Pferde kann man nicht in einer Minute holen. Sie waren ganz weit auf die untere Weide gelaufen, Gott weiß wohin.«
    »Sam, wie oft soll ich dir noch sagen, daß du nicht immer sagen sollst ›Gott segne dich‹ und ›Gott weiß‹ und ähnlich? Es ist Sünde.«
    »O Gott, bewahre meine Seele, das habe ich rein vergessen. Ich will gewiß dergleichen nicht wieder sagen. Sie können sich darauf verlassen.«
    »Ach, Sam, gerade hast du es wieder gesagt.«
    »Wirklich? O Gott! Das heißt – es soll nicht wieder vorkommen.«
    »Paß gut auf, Sam!«
    »Laßt mich nur zu Atem kommen, gnädige Frau. Ich will schon gut aufpassen.«
    »Also Sam, du mußt Mr. Haley begleiten, zeig ihm den Weg und sei ihm behilflich; aber schone die Pferde, Sam, du weißt doch, Jerry hat vorige Woche etwas gelahmt, reite nicht zu schnell.«
    Mrs. Shelby sprach die letzten Worte leise und bedeutungsvoll.
    »Ich will das Kind schon schaukeln«, rief Sam, seine Augen rollend und platzend vor Verständnis. »Gott weiß es! Hei! – Das war ich nicht«, setzte er hinzu und machte ein solch drollig erschrockenes Gesicht, daß seine Herrin wider Willen lachen mußte.
    »Ja, gnädige Frau, ich werde die Pferde schon in acht nehmen.«
    »Also Andy«, sagte Sam, zu seinem alten Platz unter der Buche zurückkehrend –, »es würde mich nicht wundern, wenn des Herrn Gaul dort ein bißchen ausschlägt, wenn er aufsteigt. Du weißt doch, Andy, manche Biester haben das so an sich«, und dabei stieß ihn Sam anzüglich in die Seite.
    »Hei«, erwiderte Andy und verstand sofort.
    »Weißt du, Andy, die Herrin will Zeit gewinnen, das ist sonnenklar. Ich werde ihr behilflich sein. Also hör zu, mach die Pferde alle los, wenn sie sich dann unten im Walde tummeln, kann der Herr nicht so eilig von dannen reiten.«
    Andy zeigte lachend alle Zähne.
    »Siehst

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