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Onkel Toms Hütte

Titel: Onkel Toms Hütte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beecher-Stowe Harriet
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Flüchtlings.
    »Gott behüte – wie siehst du aus, Lizzy, du machst mir Angst. Bist du krank, ist was passiert?«
    »Ich bin auf der Flucht – Onkel Tom, Tante Chloe –, ich trage mein Kind fort. Der gnädige Herr hat es verkauft.«
    »Es verkauft?« echoten beide und hoben entsetzt die Hände.
    »Ja, verkauft«, sagte Eliza fest. »Ich schlich heute abend in das Kabinett neben dem Schlafzimmer der gnädigen Frau und hörte, wie ihr der gnädige Herr erzählte, daß er meinen Harry und dich auch, Onkel Tom, an einen Händler verkauft hätte. Er will heute in der Frühe wegreiten, der Händler soll euch dann in Empfang nehmen.«
    Während dieser Rede hatte Tom mit erhobenen Händen und weit geöffneten Augen wie im Traum dagestanden. Erst allmählich und langsam brach er, als ihm die Bedeutung klarwurde, auf seinem alten Stuhl zusammen und beugte den Kopf tief auf die Knie.
    »Gott erbarme dich«, sagte Tante Chloe, »das kann unmöglich wahr sein. Was hat er getan, daß der gnädige Herr ihn verkaufen will?«
    »Nichts hat er getan. Darum geht es nicht. Der gnädige Herr tut es nicht aus freien Stücken und die gnädige Frau – ach, sie ist die Güte selbst. Ich hörte, wie sie für uns bat und flehte. Aber er sagte, es nütze alles nichts. Er hat Schulden bei diesem Mann, und dieser Mann hat ihn in der Gewalt. Wenn er ihm nicht bar zahle, dann müsse er alles verkaufen, das Gut und alle Leute und auswandern. Ja, ich hörte, wie er sagte, er habe keine Wahl, entweder müsse er euch beide oder alle verkaufen, der Mann sei unerbittlich. Der gnädige Herr sagte, es sei ihm furchtbar und erst die gnädige Frau – ihr hättet sie reden hören sollen! Wenn sie keine Christin und kein Engel ist, dann gibt es keine. Ich bin schlecht, daß ich sie so heimlich verlasse, aber ich kann ja nicht anders. Sie hat selbst gesagt, eine Seele ist mehr wert als die ganze Welt und dieses Kind hat eine lebendige Seele, wenn ich aber zulasse, daß sie ihn mir nehmen, was wird aus seiner Seele? Ich tue kein Unrecht, und wenn es doch eines wäre, dann soll Gott mir verzeihen, ich kann nicht anders.«
    »Ach, Alter«, sagte Tante Chloe, »dann geh doch lieber mit. Willst du warten, bis sie dich flußabwärts verschachern, wo sie mit den Niggern kurzen Prozeß machen und sich alle zu Tode abschuften müssen? Tausendmal lieber sterben. Noch ist es Zeit, geh mit Lizzy! Nimm deinen Ausweis, damit kannst du doch kommen und gehen, wie du Lust hast, komm, beeile dich, ich packe deine Sachen.«
    Tom hob langsam den Kopf, blickte sich traurig, aber ruhig um und sagte: »Nein, nein, ich gehe nicht. Eliza soll fliehen, das ist ihr gutes Recht. Ihr darf man nicht abreden, das wäre gegen die menschliche Natur. Aber du hast ja gehört, was sie sagte! Wenn ich nicht verkauft werde, fliegt das ganze hier auf. Also sollen sie mich verkaufen. Ich denke, ich tauge ganz gut dazu«, fügte er hinzu, während ein krampfhaftes Schluchzen seine breite haarige Brust erschütterte.
    »Der gnädige Herr hat sich immer auf mich verlassen, ich habe sein Vertrauen nie enttäuscht und niemals meinen Ausweis mißbraucht. Dabei bleibe ich. Es ist besser, daß ich gehe, als daß die Farm aufgelöst und alles verkauft wird. Den Herrn trifft keine Schuld, Chloe, er wird sich um dich kümmern und um die armen Kleinen.«
    Hier wandte er sich nach dem plumpen Rollbett um, wo die kleinen wolligen Köpfe sich drängten, und dann war es mit seiner Beherrschung vorbei. Er lehnte sich über die Stuhllehne und bedeckte sein Gesicht mit den großen Händen. Schweres, lautes und heiseres Schluchzen erschütterte den Stuhl, und große Tränen tropften durch seine Finger auf den Boden.
    »Noch eins«, sagte Eliza unter der Tür, »ich sah meinen Mann heute nachmittag. Da hatte ich noch keine Ahnung von allem, was mir bevorstand. Sie machen ihm dort das Leben zur Hölle, er sagte mir heute, er hielte es nicht länger aus. Versucht doch, ihm Nachricht zu geben. Sagt ihm, daß ich fort sei und warum alles so gekommen. Sagt ihm, ich wolle versuchen, Kanada zu erreichen. Ich laß ihn tausendmal grüßen, und wenn ich ihn nicht wiedersehe…«, sie kehrte sich ab und drehte ihnen minutenlang den Rücken zu, um dann mit heiserer Stimme fortzufahren: »Er soll sich tapfer halten, damit wir uns einst im Himmelreich wiederfinden.«
    Letzte Worte, letzte Tränen. Ein letzter Segen und ein schlichtes Lebewohl. Dann nahm sie das erschrockene Kind fest in die Arme und verschwand lautlos in der

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