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Onkel Toms Hütte

Titel: Onkel Toms Hütte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beecher-Stowe Harriet
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Dunkelheit.

6. Kapitel
    Die Entdeckung
    Das Ehepaar Shelby hatte nach der erregten Unterhaltung des letzten Abends erst spät zur Ruhe gefunden; am andern Morgen hatten daher beide länger als gewöhnlich geschlafen.
    »Wo nur Eliza bleibt«, sagte Mrs. Shelby, nachdem sie mehrmals die Klingel gezogen. Mr. Shelby stand währenddessen vor seinem Ankleidespiegel und schärfte seine Rasierklinge, als sich die Tür öffnete und ein Negerknabe mit dem Rasierwasser eintrat.
    »Andy«, sagte die Herrin, »geh doch an Elizas Tür und sage, ich hätte schon dreimal geklingelt. Armes Ding«, sprach sie seufzend vor sich hin.
    Andy kam gleich zurück, beide Augen vor Staunen weit aufgerissen.
    »O Gott, gnädige Frau! Lizzys Schubladen stehen alle offen, und ihre Sachen liegen verstreut am Boden. Ich glaube beinah, sie ist durchgegangen.«
    Wie ein Blitz erfaßten beide Ehegatten die Wahrheit. Mr. Shelby rief aus: »Sie hat es gewußt! Sie ist entwischt!«
    »Dem Himmel sei Dank!« sagte Mrs. Shelby, »hoffentlich ist sie fort.«
    »Frau, was redest du! Ich komme in Teufels Küche, wenn sie nicht da ist. Haley hat wohl gemerkt, daß ich zögerte, ihm das Kind zu verkaufen. Er wird denken, ich bin im Komplott mit ihr, um ihn reinzulegen. Das geht mir gegen die Ehre!« Eilig stürzte er aus dem Zimmer.
    Nun gab es ein allgemeines Laufen, Rufen und Türenschlagen. In der nächsten Viertelstunde tauchten überall schwarze Gesichter in jeder Tönung auf. Nur eine Person, die den Schleier hätte lüften können, verhielt sich völlig still; das war die Hauptköchin, Tante Chloe. Schweigend, das fröhliche Gesicht schwer umwölkt, fuhr sie fort, ihre Frühstücksbrötchen zu backen, als ob die Aufregung rings umher sie gar nichts anginge.
    Es dauerte nicht lange, da hockten fast ein Dutzend Schlingel wie die Krähen auf dem Verandageländer, jeder einzelne entschlossen, dem fremden Herrn sein Mißgeschick als erster in die Ohren zu posaunen.
    »Er wird vor Wut platzen, wette ich«, sagte Andy.
    »Fluchen wird er«, meinte der kleine schwarze Jack.
    »Ja, das kann er«, sagte die wollköpfige Mandy. »Ich habe es gestern beim Abendessen gehört. Alles habe ich gehört, denn ich war nebenan in dem Wandschrank, wo die Herrin die großen Krüge verwahrt, jedes Wort hörte ich.« Und Mandy, die ebensowenig wie eine schwarze Katze über ein aufgeschnapptes Wort nachzudenken pflegte, spreizte sich auf einmal wie ein Pfau und ging geschwollen umher, wobei es ihr ganz entfallen war, daß sie zwar zwischen den Krügen gehockt, dort aber die ganze Zeit wie ein Murmeltier geschlafen hatte.
    Als Haley schließlich gestiefelt und gespornt zum Vorschein kam, schrie man ihm die Hiobsbotschaft von allen Seiten zu. Die schwarzen Racker hatten sich in ihren Erwartungen nicht getäuscht. Während sie nach allen Seiten auseinanderstoben, um seiner Reitpeitsche zu entgehen, hörten sie ihn laut fluchen, wobei er ein Feuer und eine Geläufigkeit entwickelte, die sie höchlichst entzückte. Durcheinanderpurzelnd stürzten sie mit unermeßlichem Gelächter auf den dürren Rasen unterhalb der Veranda, wo sie ihre Beine gen Himmel streckten und sich vor Vergnügen nicht zu lassen wußten.
    »Wenn ich die jungen Teufel nur erwischte«, murmelte Haley zwischen den Zähnen.
    »Können muß man!« rief Andy triumphierend, als er außer Hörweite war, hinter dem Rücken des betrogenen Händlers eine Reihe unheimlicher Grimassen schneidend.
    »Hören Sie mal, Shelby, das ist ja eine unerhörte Geschichte«, sagte Haley, als er unangemeldet ins Wohnzimmer trat. »Da hat sich das Mädchen also mit ihrer Brut aus dem Staube gemacht.«
    »Mr. Haley, meine Frau ist zugegen«, erwiderte Shelby.
    »Entschuldigen Sie, Madame.« Haley verbeugte sich leicht, aber seine Stirn blieb umwölkt. »Ich kann meine Worte nur wiederholen: Es ist eine unerhörte Geschichte. Stimmt es denn?«
    »Ich muß bitten«, entgegnete Mr. Shelby, »sich in der Unterhaltung mit mir eines anderen Tones zu befleißigen. Andy, nimm Mr. Haleys Hut und Stock. Und Sie, mein Herr, nehmen Sie bitte Platz. Ich bedaure, Ihnen mitteilen zu müssen, daß die junge Person, wahrscheinlich über unser Geschäft irgendwie unterrichtet, in der Nacht mit ihrem Kind verschwunden ist.«
    »Ich hatte mich auf ein sauberes Geschäft verlassen«, entgegnete Haley.
    »Herr«, fuhr Shelby auf, »wie soll ich diese Bemerkung verstehen? Wenn jemand meine Ehre antastet, gibt es für mich nur eine Antwort.«
    Darauf zuckte

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