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Onkel Toms Hütte

Titel: Onkel Toms Hütte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beecher-Stowe Harriet
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der Händler sofort zurück und erklärte in gemäßigtem Ton, daß es einen Mann hart ankomme, nach einem abgeschlossenen Geschäft solcher Art gekränkt zu werden.
    »Mr. Haley«, antwortete Mr. Shelby, »wenn ich nicht wüßte, daß Sie allen Grund haben, enttäuscht und verärgert zu sein, hätte ich soeben Ihren dreisten und formlosen Eintritt in mein Zimmer nicht geduldet. Ich muß das betonen, damit nicht der Anschein erweckt wird, als ob ich mit dieser bedauerlichen Geschichte das geringste zu tun hätte. Vielmehr fühle ich mich verpflichtet, Ihnen in der Wiedererlangung Ihres Eigentums mit allen Mitteln, also mit Pferden und Dienerschaft, zu Hilfe zu kommen. Kurzum, Haley – «, dabei ließ er den förmlichen Ton kühler Würde fallen und kehrte zu seiner gewöhnlichen herzlichen Offenheit zurück, »das beste ist, Sie machen gute Miene zum bösen Spiel und frühstücken erst einmal herzhaft. Dann wollen wir zusehen, was sich machen läßt.«
    Jetzt erhob sich Mrs. Shelby und erklärte, die Geschäfte des Morgens erlaubten ihr nicht, am Frühstückstisch zu verweilen; sie befahl daher einer älteren Mulattin, die Herren mit allem Nötigen zu versehen und verließ das Zimmer.
    »Ihre alte Dame scheint an meiner bescheidenen Person nicht viel Gefallen zu finden«, sagte Haley mit einem plumpen Versuch zur Vertraulichkeit.
    »Ich bin nicht gewohnt, meine Frau derart genannt zu hören«, sagte Mr. Shelby trocken.
    »Pardon, sollte natürlich nur ein Scherz sein.« Haley lachte gezwungen.
    »Manche Scherze sind fehl am Platz«, bemerkte Shelby.
    »Verteufelt offen, nachdem ich den Vertrag unterzeichnet habe«, brummte Haley vor sich hin, »wieder obenauf seit gestern.«
    Kein Sturz eines Ministers konnte bei Hof größere Kreise der Erregung ziehen als Toms Schicksal unter seinen Kameraden auf der Farm. Er war in aller Munde. Man hatte in Haus und Hof nichts anderes zu tun, als zusammenzustehen und alle Möglichkeiten zu erörtern. Elizas Flucht – gleichfalls ein Ereignis, das noch nie dagewesen – war ebenso dazu angetan, die allgemeine Aufregung nur noch zu vermehren.
    Auch der schwarze Sam, wie er allgemein genannt wurde, weil er noch um drei Schattierungen schwärzer war als sonst die Ebenholzsöhne auf dem Gut, wälzte die Sache gleichfalls in seinem Kopf und betrachtete sie von jeder Seite mit so viel Einsicht und einer solchen Berücksichtigung seiner eigenen Person, daß es jedem weißen Patrioten in Washington zur Ehre gereicht hätte.
    »Es weht ein böser Wind, soviel steht fest«, sagte Sam bedeutsam, seinen Hosen einen energischen Ruck gebend und ganz geschickt an Stelle eines fehlenden Knopfes einen Nagel in die Öse des Hosenträgers steckend, ein Beweis seines technischen Genies, der ihn höchlich entzückte.
    »Ja, ein böser Wind«, wiederholte er. »Tom ist runter, na, welcher Nigger kommt nun rauf? Wie wär's mit Sam? Das käme darauf an. Tom ritt im Land umher, Stiefel gewichst, passende Tasche, groß wie ein Baron. Könnte Sam das nicht auch? Das wäre ja gelacht!«
    »Hallo, Sam, hallo! Der Herr sagt, du sollst Bill und Jerry einfangen«, rief Andy, Sams Selbstgespräch unterbrechend.
    »Hei, wo brennt's, du Säugling?«
    »Ja, weißt du noch nicht, daß Lizzy mit ihrem Kleinen getürmt ist?«
    »Das kannst du deiner Omama erzählen«, sagte Sam aus turmhoher Verachtung. »Ich wußte das schon seit Tagen.«
    »Jedenfalls will der Herr, daß du Bill und Jerry gleich sattelst, und wir beide sollen Mr. Haley begleiten, um sie zu suchen!«
    »Großartig – man wendet sich also schon an Sam, er wird der künftige Nigger sein. Wollen mal sehen, ob wir sie nicht fangen. Der Herr soll sich wundern, was Sam alles kann.«
    »Aber Sam, denk lieber zweimal«, wandte Andy ein, »denn die Herrin will nicht, daß wir sie fangen. Sie kommt dir sonst in die Wolle.«
    »Hei«, sagte Sam, und riß seine Augen auf, »woher weißt du das?«
    »Habe ich selbst gehört, heute morgen, als ich dem Herrn das Rasierwasser brachte. Sie schickte mich, um nachzusehen, warum Lizzy nicht kam, um sie anzukleiden. Und als ich meldete, sie sei geflohen, stand sie auf und sagte – dem Himmel sei Dank. – Aber der Herr, der platzte vor Wut und schrie: – Frau, was redest du? – Aber bei Gott dem Gerechten, sie wird ihn schon herumkriegen. Ich weiß das schon. Es ist immer das klügste, sich auf die Seite der Frau zu stellen, sage ich dir.«
    Darauf kratzte der schwarze Sam seinen schwarzen Schädel, der zwar keine

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